Hamburg. Die Politik hat schon Geld eingeworben, um einen kompetenten Manager samt Team zu gewinnen. Wie es dann weitergehen soll.

Es war Schock und Weckruf zugleich: Vor einem Jahr wurde klar, dass Bergedorfs Karstadt-Häuser, die Mitte Dezember 2020 wegen Corona geschlossen hatten, nie wieder öffnen würden. Ein Ereignis, das neben Pandemie und wachsender Konkurrenz des Online-Handels jedem in Politik, Wirtschaft und Verwaltung deutlich machte, dass Bergedorf seine Innenstadt neu erfinden muss, will es nicht irgendwann ohne Herz dastehen.

Schnell war klar, dass nur ein kompetenter Stadtmanager die entscheidenden Weichen für Sachsentor & Co. stellen kann. Für eine Zukunft, in der neben Einzelhandel und Gastronomie auch Sport, Kultur, Wohnen und vielleicht noch viel mehr für Attraktivität und Identifikation mit Bergedorf stehen.

Innenstadtentwicklung: Bergedorf soll einen Stadtmanager bekommen

„Bis heute ist noch nicht viel Sichtbares passiert. Das macht ungeduldig“, gesteht Thomas Buhck, Chef des Bergedorfer Wirtschaftsverbandes WSB. „Aber hinter den Kulissen hat sich sehr viel bewegt. Und zwar von Politik, Bezirksamt und ein bisschen auch aus der Wirtschaft. Diesen Gleichklang gab es noch nie. Er wird 2022 den Weg zum Stadtmanagement ebnen.“

Konkret hat der Fahrplan dorthin drei Stufen, von denen die erste bereits erklommen ist: Finanziert aus verschiedenen Fördertöpfen bereitet die Stadtentwicklungsgesellschaft (steg) im Auftrag des Bezirksamts gerade die Ausschreibung des Projekts „Bergedorf Now“ vor. Wohl zum Juli soll diese Vorstufe des Stadtmanagements starten. Rund 850.000 Euro hat die Politik eingeworben, damit bereits ein kompetenter Manager samt Team gewonnen werden und auch schon mit ersten Projekten beginnen kann.

Spätestens in drei Jahren sollen die Fördermillionen kommen

Spätestens drei Jahre später soll dann die viele Millionen Euro schwere Förderung der Regionalen integrierten Stadtteilentwicklung (Rise) alles auf finanziell sichere Füße stellen. Eine Idee, die noch von Ex-Bezirksamtsleiter Arne Dornquast stammt, der Bergedorfs Fußgängerzonen zum Rise-Gebiet erklären und so EU-Millionen zur City-Entwicklung nutzen wollte. Ob das klappt, muss sich in diesem Jahr zeigen, denn der Antrag für Hamburgs Doppelhaushalt 2023/24 muss bis zum Herbst beim Senat gestellt sein. Gelingt das nicht, hätte Bergedorfs Stadtmanagement kurz nach seinem Start schon ein Jahr Leerlauf, weil kein Geld fließt.

Doch Thomas Buhck ist optimistisch, ebenso wie Malte Landmann (WSB) und Michael Solscher vom Grundeigentümer-Zusammenschluss BID Sachsentor, die sogar eine Gesellschaft als Träger des Stadtmanagers gründen würden. „Allen Entscheidern in Bergedorf ist die Wichtigkeit dieses Projekts bekannt“, sagt Buhck. „Wir werden handeln.“ Eine Überzeugung, die er auch aus Gesprächen mit den Eigentümern und den Verwaltern der Karstadt-Immobilien gewonnen hat: „Sie haben entschieden, beide Häuser abzureißen und neu zu bauen.“ Nur wann und was, sei bisher offen. „Da sollten wir Bergedorfer jetzt ein Wort mitreden.“