Bergedorf. Die Politik votiert einstimmig für den Verwaltungs-Vorstoß. Es gibt auch neue Pläne für das große Karstadt-Haus in Bergedorf.
Wer genau hinschaut, entdeckt den Schriftzug „Karstadt“ noch an Bergedorfs einstigen Warenhaus-Gebäuden. Wenn auch eher schemenhaft. Damit dieser Geist des Leerstands die City so schnell wie möglich verlässt, drückt Bergedorfs Politik nun aufs Gas.
Einstimmig votierten alle sechs Fraktionen im Stadtentwicklungsausschuss dafür, den Abriss des kleinen Karstadt am Markt noch in diesem Jahr zu ermöglichen. Und auch der zweite Vorstoß der Verwaltung erhielt durchweg grünes Licht: Ein städtebaulicher Wettbewerb soll noch vor Weihnachten skizzieren, was konkret aus dem großen Karstadt im Sachsentor wird und wie das zu den Appartements am Schlosspark passt, die dahinter entstehen, wenn das heutige Sachsentor-Parkhaus 2025 abgerissen wird.
Karstadt-Haus in Bergedorf wird zeitnah abgerissen
„Ein guter Entschluss, um den aktuell schon 14 Monate andauernden Karstadt-Leerständen ein absehbares Ende entgegenzustellen“, lobte Oliver Panz, Chef der Stadtplanung im Bezirksamt. „In beiden Fällen führen wir bereits intensive Gespräche mit den Grundeigentümern, die auch den Großteil der Wettbewerbskosten übernehmen werden. Sie wollen schnell baulich aktiv werden.“ Das sei eine einmalige Chance, ausdrücklich auch für den großen Karstadt. Denn der städtebauliche Wettbewerb solle für ihn in konkrete Baupläne münden.
Den Gründerzeithäusern vis-à-vis bleibt durch den Beschluss allerdings die Aufnahme in diesen Wettbewerb verwehrt. Wie berichtet, hatten sich die sechs Grundeigentümer von Herrenausstatter Willhoeft bis zum Weinhandel von Have dafür ausgesprochen, Teil eines so entstehenden Innenstadtkonzepts zu werden. Doch das hätte den Planungsstart um Monate, vielleicht sogar mehr als ein Jahr verzögert.
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Herz der Bergedorfer City in einem Stück entwickeln
„Auch dieses neue Miteinander ist eine einmalige Chance. Wir können jetzt das Herz der Bergedorfer City in einem Stück entwickeln, statt an Partikularinteressen zu scheitern“, warb CDU-Wirtschaftsexperte Bernd Capeletti eindringlich, diese Tür zu den Grundeigentümern nicht gleich wieder zuzustoßen. Angesichts seiner Rolle als Oppositionspolitiker, deren Anträge die Koalition aus SPD, Grünen und FDP gern konsequent ablehnt, formulierte er lieber eine Bitte an den Ausschuss: „Wir müssen einen Weg finden, diese Gebäude samt ihrer Flächen bis zur Straße Hinterm Graben so schnell wie möglich in die City-Entwicklung einzufügen.“
Bergedorf: Gründerzeit-Häuser spielen wichtige Rolle
Wenn es um attraktive Ladengeschäfte im Herzen der Bergedorfer City geht, spielen die Gründerzeit-Häuser gegenüber vom ehemaligen Karstadt im Sachsentor die wichtigste Rolle. Hier sitzen namhafte Filialisten wie Douglas, Gerry Werber oder Betty Barclay sowie natürlich die Bergedorfer Originale Weinhandel von Have und Herrenausstatter Willhoeft.
An keiner anderen Stelle der Einkaufsstraße gibt es so viele Läden mit historischer Fassade und über 200 Quadratmetern Verkaufsfläche nebeneinander – einer Größe, die bis heute gefragt ist in den Expansionsabteilungen großer Ketten. Vor allem wenn sie im Zentrum von Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern liegen, die zudem – wie Bergedorf – rasant weiterwachsen.
Gründerzeit-Ensemble samt Grundstücken wird sogenannter Lupenraum
„Wir werden diese attraktiven, fast durchgängig 120 bis 150 Jahre alten Immobilien zum sogenannten Lupenraum der Innenstadtentwicklung machen. Und zwar einschließlich ihrer Grundstücke, die bis zur Sachsentor-Parallelstraße Hinterm Graben reichen“, versprach Bergedorfs Stadtplanungschef Oliver Panz im Stadtentwicklungsausschuss. „Die Grundeigentümer werden kurzfristig Besuch von Experten bekommen.“
Hintergrund: Bergedorfs Politik hat zwar entschieden, dieses Areal nicht in den städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb für die Karstadt-Immobilie aufzunehmen, wie es die Grundeigentümer vergangene Woche in unserer Zeitung vorgeschlagen hatten. Das hätte laut Oliver Panz eine deutliche Verzögerung der dortigen Entwicklung bedeutet. Doch gebe es ein ganz neues Instrument des Bezirks, das hier nun greifen werde: „Anfang Februar haben wir Fachbüros aus Stadt- und Landschaftsplanung sowie Architektur beauftragt, Bergedorfs Innenstadtkonzept der Zukunft zu erarbeiten. Im nun laufenden Abstimmungsverfahren werden wie sie bitten, das Potenzial dieses zentralen Gründerzeit-Ensembles samt seiner Grundstücke in Augenschein zu nehmen. Sie werden ein sogenannter Lupenraum.“
Für das jüngste Gebäude des Ensembles, in dem bis vor drei Jahren das Schuhhaus Deichmann saß, gibt es übrigens schon einen Interessenten mit viel Historie: Das Kultur- & Geschichtskontor liebäugelt mit einem Umzug hierher: „Der Zuschnitt mit dominanter Treppe ins Zwischengeschoss passt sehr gut für Ausstellungen“, sagt Vorstand Dr. Geerd Dahms.