Hamburg. Nun stehen 769 Quadratmeter zum Toben, Spielen und Basteln bereit. Der Ersatz für das Haus der Jugend Lichtwarkhaus ist fertig.
Zum Schluss kommen die sechs Computer und das Aquarium mit den Neons und Guppys. Billardtisch und Kicker sind schon umgezogen, dazu sind Hockeyschläger, sämtliche Kajaks und die Dartscheibe von der Stuhlrohrstraße zum neuen Treff Am Hohen Stege gewechselt. Einfach „geil, super und mega“ – so äußern sich Jugendliche – ist der neue Jugendclub im Quartier geworden. Der Ersatz für das abgerissene Haus der Jugend Lichtwarkhaus hat 2,4 Millionen Euro gekostet und ist ein Prachtstück geworden mit seinen 769 Quadratmetern zum Ausspannen, Toben, Basteln und Werken.
Neuer Jugendclub im Quartier hat 2,4 Millionen Euro gekostet
Bald werden sich die drei Ebenen mit Leben füllen – und mit Farbe. Die fehlt noch überall: Da das angedachte Türkis nicht lieferbar war, ist die Fassade nun weiß, aus gewellten Zementfaserplatten. „Sieht ein bisschen wie eine Lagerhalle aus“, meint Juz-Leiter Jan Posewang, der seit 33 Jahren für das Bezirksamt arbeitet und mächtig stolz ist, den schicksten Jugendclub der ganzen Stadt gestalten zu dürfen – natürlich gemeinsam mit den Kids, die als Erstes die Betonwände des Treppenhauses anmalen wollen: „Da muss Graffiti drauf, sieht ja sonst aus wie ein Bunker“, meint der 15-jährige Amir, der sich auch auf die Holzwerkstatt freut: Hier will der leidenschaftliche Angler mit seinen Kumpels ein Angelboot bauen.
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Nebenan im Erdgeschoss sind auch der große Sportraum samt Tischtennisplatte, der Plotterraum für bedruckte T-Shirts und Aufkleber sowie eine Kunstwerkstatt, in der sich Nähmaschinen, Farben, Pinsel und Pappen stapeln: Das wird das Reich von Katharina Erdmann sein, der neuen Mitarbeiterin. Die Erzieherin aus Potsdam mag kreatives Zeichnen. „Und bestimmt werde ich auch eine Mädchengruppe aufbauen“, sagt die 33-Jährige, die – ebenso wie Kollege Roman Scholze – dienstags bis freitags von 12.30 bis 21.30 Uhr für alle Kinder und Jugendlichen ab zehn Jahre ansprechbar ist.
Kleine Einweihungsfeier im Jugendclub im Quartier am nächsten Dienstag
Seitlich führt ein barrierefreier Eingang zum Aufzug, der auch im Zwischengeschoss hält: Die Teestube ist das absolute Herzstück des Hauses. Nicht wegen des Büros, sondern wegen der gemütlichen Palettensofas und der sechs Barhocker vor dem langen Tresen, der am 22. Februar gut mit Limo und Cola befüllt sein wird: Dann wird die erste kleine Einweihung gefeiert. „Nach so viel gedämpfter Corona-Atmosphäre muss jetzt irgendwann auch mal wieder Feuer in die Kiste kommen“, sagt Jan Posewang (53), der sich auf neue Projekte und Workshops freut. Und der ahnt, dass die Zahl der täglich 35 Besucher flugs in die Höhe schnellen wird – erst recht, wenn der Internetzugang endlich funktioniert.
Von wegen Höhe: Bis zum Obergeschoss sind es 13 Meter, dazu gibt es so hohe Decken, dass bestimmt bald eine große Schaukel aufgehängt wird. Der Seminarraum führt zur großen Dachterrasse, auf der ein Stadtgarten angelegt werden soll. Hier wären zudem ein bis zwei Bienenvölker eines Imkers willkommen.
Jugendliche waren an der Planung der neuen Unterkunft beteiligt
Auch die große Küche stand auf der Wunschliste der Jugendlichen, die an der Planung beteiligt waren: Mit Tobias Münch hatte das Team einen großartigen Architekten, der seit dem ersten Entwurf sehr geduldig und konstruktiv gewesen sei. Die Juz-Mannschaft erinnert sich an diverse Änderungen von den versetzten Klotüren bis hin zu den gestrichenen Dachfenstern, die leider nicht mehr ins Budget passten.
Und natürlich ist der Architekt ebenso willkommen wie das Jugendamt und alle Nachbarn, wenn für Anfang Mai eine wirklich große Einweihungsparty geplant ist – dann hoffentlich auch die Grassaat im Garten grünt und die Terrasse einen schönen Blick auf die Alte Brookwetterung bietet.