Hamburg. Die Kinder sollten von ihren peinlichsten Momenten erzählen und wurden dabei gefilmt. Zu Hause berichteten sie ihren Eltern davon.

Großes Entsetzen bei Eltern der Grundschule Sander Straße in Bergedorf: Ein Mathelehrer hat im Unterricht einer 2. Klasse unangenehme Pinkel-Geschichten erzählt. Im Anschluss daran sollten die Kinder auch von ihren peinlichsten Erlebnissen erzählen – die nahm der Lehrer mit seinem Smartphone auf.

Schule Hamburg: Lehrer erzählt Pinkel-Geschichten

Laut der "Bild"-Zeitung, die zuerst über diesen Vorfall berichtet hatte, soll der Lehrer im Unterricht davon erzählt haben, wie er einst von einem betrunkenen Kumpel nachts angepinkelt wurde. Eine weitere Story: Er hatte sich nach einer Sportveranstaltung in die Hose gemacht. Die sieben und acht Jahre alten Schüler sollen nach diesem ungewöhnlichen Schultag verstört ihren Eltern davon erzählt haben.

Die Hamburger Schulbehörde hat auf Nachfrage Stellung dazu bezogen. Es heißt: „Leider gibt es in Schulen immer mal wieder solche und ähnliche Konflikte, sehr ärgerlich, eine klare und nicht zu tolerierende Grenzüberschreitung seitens der betroffenen Lehrkraft.“ Schulleitung, Schulaufsicht, Rechtsabteilung und beratend auch das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung hätten sich sofort nach Bekanntwerden des Vorfalls gekümmert.

Und weiter: „Die Lehrkraft hat inzwischen eine schriftliche dienstliche Weisung erhalten und unterzeichnet, um solche und ähnliche Grenzüberschreitungen künftig auszuschließen, eine Rollenklarheit als Lehrkraft sicherzustellen, und um den Dienstpflichten ordnungsgemäß nachzukommen.“

Schulleiter verurteilt Verhalten des Lehrers

Auch die Schulleitung hat sofort reagiert und direkten Kontakt zu den betroffenen Eltern aufgenommen. Ein Elternbrief für alle Eltern wird am Dienstag herausgegeben. In einem Gespräch mit unserer Zeitung sagte Schulleiter Marco Fritzler: „Ich verurteile das Handeln der Lehrkraft aufs Schärfste. Wir distanzieren uns von solch einem Verhalten.“

Seitens der Schule Sander Straße tue man alles, um den Vorfall aufzuklären. Insbesondere für die Kinder und das Kollegium tue ihm der Vorfall leid. Eine kurzfristige Konsequenz: Der besagte Mathelehrer wurde in der vergangenen Woche freigestellt. Er hatte zuvor die Möglichkeit bekommen, Stellung zum Vorfall zu beziehen.

Manchen Eltern ging die Reaktion der Schule aber nicht weit genug. So bestätigte die Hamburger Polizei, dass in dieser Sache am vergangenen Mittwoch eine Strafanzeige wegen Herstellung unbefugter Bildaufnahmen erstattet wurde. „Anzeigenerstatterin ist die Mutter eines betroffenen Kindes aus Lohbrügge“, sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth. Die Polizei prüfe nun, ob sich der Lehrer strafbar gemacht haben könnte.