Hamburg. Das Projekt kostet 31 Millionen und entsteht an der Leuschnerstraße. Wann Baubeginn ist – und warum jetzt sogar Kritiker verstummen.

Viel Lob statt harscher Kritik – diese Stimmung ist neu im politischen Dauerstreit um die seit Jahren geforderte sechste Bergedorfer Stadtteilschule. Dass die neue Harmonie am Mittwoch im Stadtentwicklungsausschuss aufkam, liegt am Vorstoß des Senats: In einer „Vorabinformation“ kündigte Schulbau Hamburg an, 31,1 Millionen Euro zu investieren, damit auf dem Gelände der Grundschule Leuschnerstraße eine fünfzügige Stadtteilschule entstehen kann, die bis zum Abitur führt.

Dass die Bauarbeiten erst in zwei Jahren beginnen und die Schüler den neuen Standort nicht vor dem Schuljahr 2027/28 werden nutzen können, fiel bei diesen Aussichten fast unter den Tisch. Selbst scharfe Kritiker der Dauerwarteschleife wie CDU-Fraktionschef Julian Emrich oder Maria Westberg von den Linken gaben sich konstruktiv: „Großes Lob für den nun anstehenden Planungsstart. Aber jetzt muss es mit der Realisierung so schnell wie möglich losgehen“, war Emrichs einzige Spitze.

Schule Hamburg: Die Stadtteilschulen in Bergedorf sind zu voll

Tatsächlich ist die neue Schule unter anderem aus Sicht des Bergedorfer Kreiselternrats überfällig. Schon vor einem Jahr kritisierte das Gremium Schulsenator Ties Rabe (SPD) für seine Hängepartie scharf. Damals meldeten sich knapp 700 Fünftklässler an Bergedorfs Stadtteilschulen an, was rechnerisch sechs Parallelklassen an jeder der fünf Schulen bedeutete – obwohl fast überall fünf als Maximum gelten, um die Schulen halbwegs übersichtlich zu halten. Ähnliche Zahlen werden für die gerade abgeschlossene Anmelderunde zum kommenden Schuljahr erwartet. Denn entgegen dem Hamburger Trend sind die Stadtteilschulen in Bergedorf seit Jahren deutlich beliebter als die Gymnasien.

„Nun geht es mit Hochdruck an die Planung des Neubaus“, betonte Andre Hoffmann, Regionalleiter Schulbau Hamburg für Bergedorf, im Stadtentwicklungsausschuss. „Am Ausschreibungsverfahren haben sich bisher 68 Architekturbüros beteiligt. Beim jüngst ausgeschrieben Schulbau in der Hafen-City waren es nur 50.“ Bis Ende August werde nun der Sieger ausgewählt, anschließend folge die konkrete Vorbereitung des Bauprojekts.

Alle Pläne werden eng mit dem Denkmalschutz abgesprochen

Ab 2024 soll dann die neue, fünfzügige Stadtteilschule gebaut werden, ergänzt um eine dreizügige Oberstufe, die zum Abitur nach 13 Jahren führt. Insgesamt 880 Schüler, davon 200 in der Oberstufe, sollen hier von rund 80 Lehrern unterrichtet werden. In den veranschlagten 31,1 Millionen Euro ist auch der Neubau einer knapp 4,5 Millionen Euro Dreifeld-Sporthalle auf dem Gelände eingeschlossen.

„Alles wird eng mit dem Denkmalschutzamt abgesprochen“, sagte Hoffmann, denn alle auf dem Gelände bestehenden Gebäude sollen erhalten bleiben – und auch die bestehende Grundschule nicht umziehen. „Mit ihr wird alles eng koordiniert. Sie wird in ihren jetzigen Räumen bleiben, ihre Schüler die Freiflächen auf dem Gelände künftig zusammen mit denen der Stadtteilschule nutzen“, ergänzte Andrea Störmer, die bei der Schulbehörde für Schulentwicklung und Standortplanung zuständig ist.

Vereine sollen neue Sporthalle nutzen

Ob die Nachbarn aus dem Wohnumfeld der mitten im Herzen von Lohbrügge liegenden Schule nachmittags ihre Räume auch als Treffpunkt nutzen können, ist bisher offen: „Das sind Details, die am Ende mit der Schulleitung besprochen werden müssen“, sagte Andrea Störmer im Ausschuss. „Klar ist aber schon jetzt, dass die neue Sporthalle nachmittags und abends den Vereinen aus dem Bezirk Bergedorf zur Verfügung stehen wird.“

Trotz des umfangreichen Neubaus werden sogar die beiden kleinen Sporthallen erhalten. Gestalterisch soll sich die neue Schule an den Altbauten orientieren. „Konkret wird nichts höher als vier Geschosse. Und die alten Klinkerfassaden werden sehr wahrscheinlich von der Stadtteilschule aufgegriffen“, sagte Björn Akelbein vom Büro Drost Consult, das die Projektausschreibung samt Wettbewerb für Schulbau Hamburg betreut.