Hamburg. Seit Langem wird ein passender Standort in Bergedorf gesucht. Pastor Baldenius hält das Gebäude für geeignet und hat Unterstützung.
Der Bezirk Bergedorf sucht seit Jahren einen passenden Ort für eine Obdachlosen-Tagesstätte, die den etwa 60 bis 80 auf Bergedorfs Straßen lebenden Menschen einen kleinen Rückzugsort bieten könnte. Pastor Andreas Baldenius von der Kirchengemeinde St. Petri und Pauli, der einst in Bergedorf den Runden Tisch Obdachlosenhilfe initiierte, schlägt nun vor, das ehemaligen Sport-Karstadt-Haus am Bergedorfer Markt für eine derartige Einrichtung als mehrjährige Zwischenlösung zu nutzen. Bergedorfs Linke unterstützt den Vorstoß.
Im kleineren Karstadt-Haus in Bergedorf soll im Erdgeschoss auf 80 bis 120 Quadratmetern ein „warmer Ort mit integrierten Angeboten“ (Baldenius) entstehen. In den Vorstellungen des Kirchenmannes braucht es neben einem Aufenthaltsraum mit einer kleinen Küche auch sanitäre Einrichtungen wie WC oder Dusche sowie ein bis zwei Beratungszimmer für Sozialfachkräfte.
Ehemaliges Karstadt-Haus in Bergedorf könnte Tagesstätte für Obdachlose werden
Wasserleitungen gebe es im alten Warenhaus ohnehin, meint Maria Westberg, Mitglied der Bergedorfer Bezirksversammlung für die Linke. So sei die Umgestaltung „relativ preiswert“, findet die pensionierte Sozialarbeiterin, „wir stellen uns eine Zwischennutzung für sechs bis sieben Jahre vor“.
Andreas Baldenius weist darauf hin, dass es vergleichbare soziale, aber auch andere temporäre Einrichtungen wie Pop-up-Stores oder Mobility Hubs in ausgedienten Karstadt-Häusern in der ganzen Bundesrepublik gibt.
Standort wäre aufgrund seiner zentralen Lage gut geeignet
Warum eine derartige Obdachlosen-Tagesstätte sinnvoll ist, führt Maria Westberg aus: „Entscheidend ist doch, dass kein Bergedorfer Obdachloser das Winternotprogramm aus Hamburg nutzt und mit der S-Bahn in die Innenstadt fährt.“ Das sieht auch Pastor Baldenius so, der sich fragt, wie sich ein Obdachloser von dem wenigen erbettelten Geld eine S-Bahn-Tageskarte leisten soll.
Der Standort sei extrem vorteilhaft aufgrund seiner zentralen Lage und der Nähe zu Sozialeinrichtungen wie zum Beispiel der Bergedorfer Tafel. Kritikern, die einwenden könnten, die Obdachlosen-Zuflucht liege zu nah an Bergedorfs Flaniermeile, entgegnet Baldenius: „Wie an der Mönckebergstraße zu sehen ist, funktioniert das klassische Konzept der Einkaufsglitzerwelt nicht mehr.“ Um Ladenflächen zu füllen, brauche es in Innenstädten auch soziale Angebote.
Politik einhellig für eine Obdachlosen-Tagesstätte in Bergedorf
So bleibt also das Bezirksamt Bergedorf am Zug, was das Bemühen um eine Obdachlosen-Tagesstätte angeht. „Es ist überraschend, dass wir seit fast zehn Jahren trotz Einigkeit unter allen demokratischen Parteien immer noch nicht weitergekommen sind“, zeigt sich Baldenius irritiert.
Er erinnert daran, dass sich die Bergedorfer Koalition aus SPD, Grünen und FDP die Umsetzung einer derartigen Stätte als Ziel gesetzt hat. Bisher scheiterte das Projekt am Geld – wobei Baldenius die Personal- und Sachkosten mit circa 300.000 Euro im Jahr für darstellbar hält. Zudem hat es in Sachen Karstadt bisher weder Kontakt zum Inhaber des Hauses noch zum Immobilienverwalter gegeben.