Hamburg. „Null Treffer“ hat es für das Programm „Frei_Fläche: Raum für kreative Zwischennutzung“ in Bergedorf gegeben. Das soll sich ändern.
Das Wort Leerstand sei bei Eigentümern nicht gerade beliebt, daher heiße das Konzept nun „Frei_Fläche: Raum für kreative Zwischennutzung“, erläutert Katja Wolframm von der Hamburg Kreativ Gesellschaft während der jüngsten Sitzung des Beirats Bergedorf-Serrahn. Mehr als 600 kreative Köpfe, hätten schon Interesse angemeldet, denn viele Hamburger Künstler suchen Ateliers, Musik-, Ausstellungs- oder Theaterproberäume. Manchmal werden sie nur stunden- oder tageweise genutzt.
Um Immobilieneigentümer und Kunstschaffende zusammenzubringen, gibt es die Hamburger Kreativ Gesellschaft: „Wir haben schon Kontakte zu interessierten Bergedorfern“, so Katja Wolframm. Finanz- und Kulturbehörde haben gemeinsam mit der Hamburg Kreativ Gesellschaft und dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) das Förderprogramm entwickelt.
Förderprogramm soll kreatives Leben in die Quartiere bringen
Während in Stellingen ein Atelier mit Garten für 280 Euro angeboten wird, ein Ladenbüro in Wandsbek, Co-Working-Space in Bahrenfeld oder sogar ein Arbeitsplatz auf einem Hausboot in Eilbek (480 Euro), heißt es für den Bezirk Bergedorf noch „kein Treffer“. Das sollte sich bald ändern mit dem im Juli eingerichteten Förderprogramm: Der Topf ist mit 9,55 Millionen Euro gefüllt.
Da sind zunächst die Kreativen, die – egal in welcher Lage – monatlich 1,50 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Das ist erschwinglich, vor allem, da sämtliche Neben- und Betriebskosten, Glasbruch-Versicherung, Gebäudehaftpflicht sowie Kaution über den Topf finanziert werden. Der Vermieter verzichtet zwar auf seine Miete, kann sich aber einer Belebung des Quartiers erfreuen – und hat wenig Aufwand: „Die Zwischennutzungen werden durch uns umgesetzt und betreut“, verspricht Katja Wolframm.
Zuschüsse gibt es auch für kleine bauliche Maßnahmen
Auch können Zwischenmieter Teilflächen für kurze Zeit als Pop-up-Flächen vermieten. Sie zahlen dann einen Euro pro Quadratmeter, „den Rest übernimmt das Förderprogramm“, wirbt Katja Wolframm und verweist auf weitere Zuschüsse: Kleine bauliche Maßnahmen wie die Ausschilderung von Fluchtwegen oder das Ausbessern von Stolperfallen werden ebenso übernommen wie Kosten für Bewachung, Haustechnik und Schließdienste.
Dafür können die Vermieter Anträge stellen, die unter www.kreativgesellschaft.org ebenso zu finden sind wie Vordrucke für Kreative, die Schaufenster gestalten und Fassaden dekorieren möchten, zudem Werbemittel brauchen. „Hier wäre auch ein Zusammenschluss der Grundeigentümer antragsberechtigt“, so Katja Wolframm.
Förderung für die beiden Karstadt-Häuser im Sachsentor möglich
So verlockend alles klinge, so solle doch „keine schnelle Trendwende erwartet“ werden, sagt sie. Sie betont, dass das Programm bis Ende 2022 laufe und Flächen meine, die durch die Corona-Pandemie ungenutzt seien, also „nicht schon ewig lange seit Anfang 2019 leer stehen“. Für die beiden Karstadt-Häuser im Sachsentor müsste es also reichen.
Da der Platz für die große Kunstschau 2022 im Bergedorfer Schloss nicht ausreiche, kann sich Ute Becker-Ewe eine Ausweitung im alten Karstadt-Haus vorstellen: „Allerdings müsste das schon etwas hübsch hergerichtet sein“, so die Organisatorin, die ebenso zwei Künstler kennt, die gern beim ehemaligen Sport-Karstadt ausstellen würden.
Die Eigentümer bleiben vorsichtig
„Und eine Künstlerin hat Interesse an der ehemaligen Eisdiele an der Ecke zur Passage“, weiß Michael Solcher vom Sachsentor: Die Idee müsse unter den Künstlern noch weitere Kreise ziehen, aber „die Eigentümer sind auch noch ein bisschen verhalten“.
Ähnlich beobachtet es Mareike Menzel aus Lohbrügge: „Die Politik redet das toll, aber die Umsetzung ist schwierig mit den ganzen Anträgen, und bis dann mal Geld fließt“, habe sie zumindest aus der Hamburger City gehört. Der Aufwand sei vielen zu groß, wenn die Fläche bloß für vier Wochen vermietet werde. „Aber die Kreativen haben Interesse“, so Menzel, bei der sich Kunststudenten gemeldet haben, die ihre Werke präsentieren wollen.
City-Center-Bergedorf-Manager hat Interesse
City-Center-Bergedorf-Manager Lutz Müller hat Interesse daran, vorübergehende Leerstände aufzuhübschen: „Wir bekommen zwar zwei neue Mieter, aber dennoch habe ich zwei Flächen im Auge, wo das auch zügig gut klappen könnte.“ Natürlich hänge es auch von der künstlerischen Idee ab: „Gibt es Krach oder stinkt es? Sind Pinsel oder Meißel im Einsatz? „Auf jeden Fall ist das eine schöne und notwendige Geschichte zur Bereicherung der Innenstadt“, befindet Müller.
Übrigens werden die Schaufenster bei Karstadt bald nicht mehr leer sein: Die Stiftung Haus im Park lädt 25 Vereine ein, für das freiwillige Engagement zu werben. Die Ausstellung wird am Freitag um 12 Uhr eröffnet.