Hamburg. Fünf Flächen sollen im Bezirk Bergedorf aufgewertet werden. An manchen Orten, wie dem Park am Eichbaumsee, ist das ein Spagat.

Wo „Naturschutzgebiet“ draufsteht, ist es sonnenklar: Flora und Fauna sind etwas Besonderes und müssen geschützt werden. Aber was ist mit städtischen Orten, die zwar grün und verwunschen sind, aber auch viel von den Menschen genutzt werden? So wie der Park am Eichbaumsee oder die Grünanlagen in Kleingärten? Das Projekt „Natürlich Hamburg!“ der Umweltbehörde nimmt sich auch solcher Flächen an.

Für ausgewählte, schützenswerte Orte werden Pflege- und Entwicklungspläne erstellt, die das Ziel haben, wilder Vegetation mehr Raum zu geben und das gleichzeitig erlebbar für die Hamburger zu machen. Im Umweltausschuss wurden jetzt die Entwürfe der fünf aktuellen Bergedorfer Projekte vorgestellt.

1. Allermöher Wiesen einschließlich des Alten Billwerder Bahndamms

Der Korridor an der A 25 ist bereits Naturschutzgebiet, als Ausgleichsgebiet stark aufgewertet und durch seine Lage weitgehend von Menschen abgeschirmt. Hier sei es ein „Spagat“, den weitgehend von Störungen befreiten Raum trotzdem erlebbar zu machen, sagte Experte Volker Brandt, dessen Büro die Pflege- und Entwicklungspläne erarbeitet hat. „Der Bahndamm bietet sich für weite Blickbeziehungen an“, meint er. Deshalb wäre dort etwa eine Aussichtsplattform für Betrachter möglich.

2. Der Park am Eichbaumsee in Allermöhe

Das Baden im Eichbaumsee ist schon lange nicht mehr möglich, dennoch wird der Park etwa für das Festival Wutzrock, für Freizeitsport, Spaziergänge und ähnliches genutzt. Entsprechend pragmatisch ist seine Gestaltung mit vielen Rasenflächen, die auch weitgehend erhalten bleiben müssen. Möglich wäre es aber unter anderem, einige Rasenflächen zu Wiesen umzugestalten, auf denen es bunt blüht und Vögel oder Amphibien Nahrung finden. Eine Entwicklung zur Wiese ist jedoch aufwendig: Sie braucht zwei bis drei Schnitte pro Jahr, das Mähgut muss – anders als beim Rasen – abtransportiert werden.

Zusätzlich zur Wiesengestaltung soll es, wie berichtet, Schwimmstege zur Dove-Elbe hin geben. Die Stege tragen ihren Namen in erster Linie, weil sie schwimmen – nicht weil sie für Schwimmer gedacht sind, stellten die Experten auf Politikernachfrage fest. Tatsächlich ist das Ziel, mit ihnen das Ufer zu schützen, indem Menschen die Stege nutzen.

3. Obere Bille bis hin zum Abenteuerspielplatz

„Ein sehr reizvolles und naturnahes Gebiet“, urteilt Experte Volker Brandt. Eine Fülle von Maßnahmen sei denkbar, vor allem für die Grünfläche im Zentrum. Auch hier wäre eine Wiese denkbar – wenngleich schwer zu pflegen. Zudem könnte es auch hier einen kleinen Aussichtspunkt geben. Und die Orchideen sollten zurückkommen: Einst blühten sie hier vielfach, inzwischen gibt es sie kaum noch. Bei den verbliebenen Pflanzen sollte die Saat am besten per Hand geerntet und im Umfeld verteilt werden.

4. Kleingartenanlage mit sechs Vereinen in Tatenberg

In den Kleingartenanlagen gibt es viele Grünachsen und Wege, die pragmatisch genutzt werden. Denkbar wären Obstwiesen, geschwungene Wege und Gräben.

5. Marschbahndamm in den Vier- und Marschlanden

Die Debatte über den Ausbau Strecke für den Radverkehr spielt in den Überlegungen keine Rolle. Sondern eine Tatsache, die kaum einer kennt: Teile der Strecke zählen nachts zu den dunkelsten Punkten Hamburgs. Hier gibt es kaum Lichtverschmutzung, sondern bei klaren Himmel einen weiten Blick auf die Sterne. Das sollte genutzt werden, schlagen die Planer vor. „Es könnte ein Sternen-Ort werden“, so Volker Brandt – mit Führungen von Experten der Sternwarte Bergedorf oder zum Thema Fledermäuse.

Vielleicht könnte es sogar Liegen geben für einen Blick in den Sternenhimmel. Doch der Marschbahndamm habe weit mehr Potenzial: Bunte Gehölzsäume, Ortsschilder zur Orientierung und kleine Zugänge zu den Gewässern zählen zu den Ideen.

Alle Pflege- und Entwicklungspläne sind bisher Entwürfe. Einzelne Maßnahmen sollen circa ab 2022 realisiert werden, sobald die Finanzierung (18,8 Millionen Euro hamburgweit) steht. Andere Projekte können die Bezirke später nach Wunsch realisieren.