Hamburg. Die Parzellen in Bergedorf und ganz Hamburg sind komplett belegt. Rund 10.000 Interessenten stehen auf den Wartelisten.

Touristische Beherbergungsverbote und Sperren für Tagestouristen in zahlreichen Bundesländern haben seit Beginn der Pandemie den Bedarf an der eigenen kleinen Scholle im Grünen drastisch in die Höhe getrieben. „Die Nachfrage nach Kleingarten-Parzellen ist bei uns in den vergangenen zwölf Monaten geradezu explodiert“, beschreibt Dirk Sielmann, Vorsitzender beim Hamburger Landesbund der Gartenfreunde, dem mehr als 300 Kleingartenvereine mit rund 35.000 Mitgliedern angehören.

Nicht eine einzige Parzelle in ganz Hamburg ist laut Sielmann derzeit frei – nicht im Bezirk Bergedorf, nicht in Stellingen oder Neuwiedenthal. Stattdessen stehen insgesamt rund 10.000 Interessenten bei den Vereinen auf den Wartelisten. „Wobei man bedenken muss, dass viele Leute sich bei mehreren Vereinen anmelden, sodass es da allerlei Dopplungen gibt“, schränkt der Vorsitzende ein.

Geduld gefragt: Keine freien Kleingarten-Parzellen mehr in Hamburg

Sobald irgendwo eine neue Kolonie entsteht, sind die Plätze in kürzester Zeit vergeben. Etwa beim Verein „Eichbaumsee“, der Anfang ­Juli 2020 am Mittleren Landweg 63 zusätzliche Parzellen anbieten konnte. „Die waren in wenigen Tagen belegt“, sagt Sielmann, „das hatte sich ganz schnell herumgesprochen.“ Ähnlich schnell ging es mit mehr als 40 Plätzen auf einer Erweiterungsfläche an der Rothenhauschaussee in Bergedorf. Auch diese sind längst belegt.

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Bei Christine Nawrocki, Vorsitzende beim Verein „Buschkoppel“ am Havighorster Weg in Lohbrügge, warten derzeit mehr als 20 Interessenten auf der Liste auf eine der 256 Parzellen. „Am liebsten vergebe ich an junge Familien, aber es geht natürlich streng nach der Reihe“, sagt sie. Manchmal hat man Glück, und es geht schnell voran. „Im letzten Jahr wurden hier etwa 20 Parzellen aufgegeben, meist aus Altersgründen“, sagt sie. In anderen Jahren bleibt fast alles, wie es ist.

Viele junge Familien oder Gruppen von Gemüse-Fans wollen einen Kleingarten

Laut Sielmann wächst seit mehreren Jahren eine ganz neue Generation von Kleingärtnern heran. Der Ziergartenfreund mit der Rasenkantenschere räumt mehr und mehr das Feld für junge Familie mit dem bunten Rutschengerüst oder Gruppen von gesundheitsbewussten Gemüse-Fans, die sich aus dem eigenen Garten ernähren wollen. Neue Konzepte des Verbands tragen der Entwicklung Rechnung.

So sind im Masterplan von Oberbillwerder 150 Kleingärten mit der klassischen Größe von 300 Quadratmetern vorgesehen, die dann in sieben Kleinflächen à 40 Quadratmeter aufgeteilt sind, plus gemeinsamer Geräteschuppen. Eine Variante mit gemeinsamen Streuobstwiesen für mehrere Kleingärtner wird in Niendorf getestet. Sielmann: „Das Modell taugt auch als Ausgleichsfläche für Neubauprojekte.“