Bergedorf. Auswilderung bereits im dritten Jahr in Folge. Angler und Umweltbehörde erwarten im nächsten Jahr ausgewachsene Tiere.

Was Fisch-Fachleute so alles wissen: „Meerforellen“, sagt Walter Heymann, „haben ein eigenes Navigationssystem, wenn sie nach Jahren in der Nordsee wieder zurück in die Obere Bille schwimmen, um sich nach Erreichen der Geschlechtsreife fortzupflanzen.“ Zur Orientierung nutzen sie ihren Magnetsinn, um ihr Laich-Habitat wiederzufinden. Genau das ist die Intention, die Heymann, Besatzobmann der Sportangler-Vereinigung Hamburg, und die Vertreter des Bergedorfer Anglervereins (BAV) im dritten Jahr nacheinander verfolgen. Erneut wurden am Montag 3500 junge Meerforellen in die Obere Bille eingesetzt.

Dieser Fisch war jahrhundertelang aufgrund von Verschmutzung und der Errichtung des Wehrs aus dem Bergedorfer Gewässer verschwunden. „Jetzt hoffen wir aber, dass die ersten Jungfische aus dem Jahr 2018 im nächsten Jahr zum Laichen wieder auftauchen“, sagt Jan Dube von der Behörde für Umwelt und Energie (BUE), welche die Maßnahme jährlich mit 10.000 Euro fördert. Experten gehen davon aus, dass die Meerforellen, die bis zu 90 Zentimeter lang werden können, frühestens nach drei Jahren zum Laichen an den Einsatzort zurückkommen. Nun schwimmen die Tiere zunächst zwei bis vier Monate lang in Richtung Nordsee.

Von der Nordsee in die Bille und wieder zurück

Fischzüchter Jan Kemnitz brachte die Mini-Lebewesen, die „Smults“ genannt werden und aktuell sieben bis 15 Zentimeter lang sind, aus der dänischen Nordsee mit nach Bergedorf. „Das ist nicht unwichtig, denn in Nord- und Ostsee existieren unterschiedliche Stämme“, erklärt Walter Heymann. Wenn sie nach Bergedorf zurückkehren werden, muss das kein einmaliger Besuch sein, ergänzt Jens Kiesel: „Im Gegensatz zu anderen Arten, die nach dem ersten Mal sterben, ist die Meerforelle ein Mehrfachlaicher“, sagt der Vize-Vorstand des BAV.

Die Voraussetzungen für eine ausgiebige Forellen-Population sieht Walter Heymann auch noch aus einem weiteren Grund als gut an: „Die Fischtreppen am Kürfürstendeich und am Serrahnwehr funktionieren. Früher schafften es die Forellen ja nicht, über das Wehr hinauszuschwimmen.“ So seien zuletzt auch durch die gute Arbeit des BAV zwei weitere Fischarten in der Bille aufgetaucht: Ukelei und Rapfen.

Smults an sechs Positionen ausgesetzt

Die „Smults“ wurden an sechs Positionen entlang der Bille eingesetzt: in Bergedorf am Gewerkschaftsweg, an den Brauereiteichen, an der Pionierbrücke am Möörkenweg sowie auf Reinbeker Terrain neben der Eisenbahnbrücke, am Bille-Wanderweg und im Völckers Park.