Hamburg. Junge Sportler sind entsetzt über das Verhalten des Bergedorfer Bezirksamtes. Die Politik lässt nun die Rechtslage klären.
Gerade haben Bergedorfs Mountainbiker wieder das Nachsehen: Vor gut einer Woche ließ das Bezirksamt ihren gut 400 Meter langen Trail am Elbhang unterhalb vom Friedhof mit Baumstämmen und Geäst unpassierbar machen. Denn für die wilde Strecke am Steilhang will das Amt nicht die Verkehrssicherungspflicht übernehmen. Doch jeder weiß, dass die Stämme schon bald von der wachsenden Mountainbiker-Szene in Hamburgs Osten wieder beseitigt oder sogar als Hindernisse in Trails verbaut sein werden.
Mountainbike-Trail in Bergedorf erneut vom Bezirksamt zerstört
Damit dieses seit Jahren laufende Spiel endlich ein Ende hat, will Bergedorfs Politik jetzt mit einem Auskunftsersuchen an den Senat klären, wer für eine Zulassung des Trails zuständig ist – und wie es tatsächlich grünes Licht geben kann. Auf Anregung von Julian Emrich (CDU) hat das der Umweltausschuss der Bezirksversammlung jetzt beschlossen. Ziel: Der Nervenkitzel auf zwei Rädern soll endlich auch in Bergedorf erlaubt werden.
Bisher sind die Fronten zwischen Politik und Verwaltung allerdings noch verhärtet. „Ein Antrag, diesen Mountainbike-Trail seitens des Bezirks zu betreiben, liegt seit geraumer Zeit im Rathaus vor“, sagt Emrich. Das sei auch möglich, weil der Elbhang nicht als Waldfläche, sondern als Grünanlage gelte. „Das eröffnet dem Bezirk Gestaltungsspielraum, schließlich nimmt er auf Grünflächen regelmäßig auch Spielplätze ab und prüft sie auf Verkehrssicherheit.“
Nutzer der Mountainbike-Strecke nehmen immer wieder Ein- um Umbauten vor
Bergedorfs Grünchef Wolfgang Charles hält dagegen: „Die Nutzer der Mountainbike-Strecke nehmen regelmäßig Ein- und Umbauten vor. Mit einer Gewährleistung von Verkehrssicherheit wäre das Bezirksamt daher überfordert, die Mitarbeiter beim Management öffentlicher Raum aber persönlich haftbar. Wir können das nicht leisten.“ Zudem verbiete Hamburgs Umweltbehörde die Zulassung. „Und wir würden am Geesthang weitere Begehrlichkeiten wecken“, meint Charles. „Als nächstes kommen vielleicht Reitsportler, die hier einen Reitweg ausweisen wollen. Und dann womöglich noch der Betreiber eines Hochseilgartens.“
Umweltausschuss-Chefin Lisa Rabe (SPD) wollte noch einmal wissen, „warum denn so ein bezirklich abgesegneter Mountainbike-Trail im Bezirk Harburg längst möglich ist, nicht aber bei uns in Bergedorf“. Charles’ Antwort: „Harburg hat das einfach ohne Rücksprache mit der Umweltbehörde gemacht.“
Im Hamburger Volkspark entwickelt ein Sportverein die Mountainbike-Strecke
„Warum kann Bergedorf das dann nicht auch einfach tun?“, fragte daraufhin Stephan Meyns von der FDP. Mountainbiker seien doch wie jeder andere Bürger in erster Linie für sich selbst verantwortlich, ein „allumsorgender Staat“ nicht das Ziel. André Wegner (CDU) sieht als Lösung für die Radstrecke „einen Gestattungsvertrag, der die Verkehrssicherungspflicht eines Sportvereins regelt“.
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Nach Worten von Mountainbiker Matthias Müller von der Gruppe „Sachsenwaldpioniere“ entwickelt im Hamburger Volkspark jetzt ein Sportverein eine Mountainbike-Strecke – ein mögliches Vorbild für Bergedorf. Doch die Umweltbehörde hat Einladungen zur Erläuterung des Themas im Bergedorfer Umweltausschuss schon mehrfach ausgeschlagen. Begründung: das Bezirksamt sei hier zuständig.
Mit dem Auskunftsersuchen will Bergedorfs Politik nun klären, welche Stelle über eine Genehmigung zu entscheiden hat. Wie die Mountainbiker-Szene die aktuelle Lage vor allem aus Sicht ihrer vielen jungen Radsportfans sieht, ist auf einem Zettel am blockierten Trail nachzulesen: „Schade, jetzt müssen wir wieder PlayStation spielen!“