Hamburg. Rampe am Haupteingang zu steil für Rollstuhlfahrer. Umgestaltung ist technisch aufwendig und teuer. Ausschuss tagt am 12. Januar.
Es bleibt nicht leicht für Rollstuhlfahrer, die das Bergedorfer Bille-Bad besuchen möchten. Zwar können sie, so sie mit dem Auto in die Tiefgarage fahren, von dort mit dem Aufzug direkt hoch zur Kasse fahren. Wer indes direkt zum Haupteingang am Schillerufer will, hat Probleme, die dortige Brücke zu queren. Denn die zur Eröffnung im Jahr 2005 erbaute Rampe eignet sich lediglich für Eltern mit Kinderwagen, für einen Rollstuhl ist die Rampe viel zu steil.
Und so wird schon länger überlegt, was neben einer besseren Ausschilderung der Tiefgarage gemacht werden könnte, um Gehbehinderten den Zugang zu erleichtern. Zuletzt hatte der Sozialausschuss die Verwaltung um eine Prüfung mit der Bäderland GmbH gebeten, damit die Rampe flacher wird oder ein Außenlift am Gebäude installiert werden könne. Im August kam es zur Ortsbesichtigung, um zu sehen, ob ein alternativer Zugang zwischen Bahnlinie und Wohnbebauung der Bergedorf-Bille möglich sei.
Zugang zum Bille-Bad Bergedorf ist für Rollstuhlfahrer schwierig
Jetzt aber werden viele Überlegungen enttäuscht, was den Haupteingang betrifft: In Absprache mit Bäderland antwortet die Umweltbehörde, dass eine Rampe mit maximal sechs Prozent Gefälle etwa 35 Meter lang sein müsste: „Zur Herstellung eines solchen Bauwerks wären erhebliche Maßnahmen zur Uferbefestigung zu erwarten. Auch wäre eine Tiefgründung erforderlich. Darüber hinaus wären Baumfällungen unumgänglich“, heißt es. Eine alternative Aufzuglösung würde noch aufwendigere Gründungsarbeiten nach sich ziehen, wäre zudem mit nicht unerheblichen Betriebs- und Instandhaltungskosten verbunden.
Beide Varianten würden schätzungsweise zwischen 500.000 Euro und einer Million Euro kosten. Doch angesichts dessen, dass grundsätzlich die Barrierefreiheit ja gewährleistet sei, sehe Bäderland keine aktuelle Notwendigkeit dafür, sich an den Kosten zu beteiligen. Auch der Bezirk hatte zuletzt abgewinkt: „Das würden wir nicht bezahlen, schließlich gibt es einen barrierefreien Zugang durch die Tiefgarage, wenn der auch nicht so prickelnd ist“, hatte Bezirksamtsleiter Arne Dornquast betont.
Weg durch Hintereingang führt zur Anmeldung
Aber wenigstens am Hintereingang zu Bahn könnte es Erleichterungen für Rollstuhlfahrer geben, denn bei der Ortsbegehung wurde das Drehen einer Fluchttür angesprochen und eine automatische Türöffnung. Diese „eventuell wünschenswerte Veränderungen werden derzeit baulich geprüft“, kündigt die Umweltbehörde an. „Und wir haben wir den Weg durch diese Brandschutztür auch extra nochmal ausgeschildert“, sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel.
„Der Weg durch den Hintereingang führt auch direkt zur Anmeldung und wäre weniger gefährlich und dunkel als durch die Tiefgarage“, meint Michael Schütze. Im Namen der Bergedofer Behinderten-AG verweist er jedoch auf die Behindertenrechtskonvention und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz: „Demnach ist ein solcher Notbehelf nicht optimal, schließlich haben alle Menschen ein Recht darauf, den Vordereingang benutzen zu dürfen.“
Nur wenige Rollstuhlfahrer nutzen die Hamburger Bäder
Grundsätzlich würden alle Hamburger Bäder sehr wenig von Rollstuhlfahrern genutzt, vielleicht auch aus Schamgefühl, meint Michael Dietel: „Es sind vielleicht drei oder fünf pro Woche im Bille-Bad. Aber schon jetzt können sie die ebenerdigen Wasserkanten nutzen oder die sehr flachen Treppen mit Handläufen.“ Noch in diesem Jahr wolle die Bäderland GmbH zudem knapp 10.000 Euro investieren, um einen mobilen Beckenlifter nachzurüsten.
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Wann überhaupt wieder geschwommen werden darf, steht jedoch angesichts des Lockdowns infrage. Derzeit sind alle Mitarbeiter in Kurzarbeit, wenn sie auch weiterhin Schulungen und Prüfungen ablegen, etwa zum Tieftauchen und Schnellschwimmen – allerdings in sehr abgekühltem Wasser, erläutert der Pressesprecher: „Das Wasser wird nicht mehr geheizt. Sollten wir wieder öffnen dürfen, brauchen wir wohl eine Woche bis zehn Tage Vorlaufzeit, um die notwendige Temperatur wieder zu erreichen.“ Indes rechnet er nicht damit, „dass wir bei einer Lockerung die ersten sein werden“.
Kommenden Dienstag, 12. Januar, berät Bergedorfs Sozial- und Gesundheitsausschuss erneut zu der Situation im Bille-Bad. Die Online-Sitzung beginnt um 18 Uhr.