Hamburg/Geesthacht. Kunden stehen Schlange im Sachsentor in Bergedorf. Auch die Geesthachter Fußgängerzone ist gut besucht. Überall purzeln die Preise.

Am Montag war die Bergedorfer City schon um 8 Uhr morgens voll. „Erstaunlich, wie viele Menschen schon so früh in Bergedorf unterwegs waren“, sagt Nadine Korff. Und die Filialleiterin von „Nanu Nana“ ahnt, dass sie am vorletzten Tag vor dem Lockdown kaum eine Sekunde Pause haben wird: Deko, Geschenkpapier und Weihnachtskugeln gehen massenweise über die Theke: Alles muss raus – und zwar schnell: „Wir haben leider Gottes nur bis Dienstagabend um 23.59 Uhr Zeit, und ich bleibe bis zum letzten Kunden“, sagt Korff und schreibt auf ein Schild, dass „bis mindestens 20 Uhr geöffnet“ sei.

Gegenüber im Sachsentor stehen auch bei Nieselwetter die Kunden Schlange vor „Rituals“, bekommen sogar extra Schirme ausgeliehen. Ebenso eine Schlange vor der Sachsentor-Buchhandlung: „Wir holen nur bestellte Bücher ab, auf alles andere könnten wir eigentlich verzichten“, meint Gerhard Fahrenholtz, dem Weihnachten „nicht das wichtigste Fest des Jahres“ ist. Er erinnert eine Reise-Flucht nach Spanien, „aber da war der Weihnachtsrummel genauso groß.“ Jetzt freut er sich aber doch auf die weihnachtliche Skype-Gruppe mit den Familien der drei Töchter in Wentorf, Hannover und Berlin.

Shopping-Ansturm in Bergedorf kurz vor dem Corona-Lockdown

Nadine Korff will heute noch „bis zum letzten Kunden verkaufen“.
Nadine Korff will heute noch „bis zum letzten Kunden verkaufen“. © BGZ / Anne Strickstrock | Anne Strickstrock

„Wir werden die nächsten Tage total am Limit sein und stellen ab Mittwoch einen Tisch vor die Tür, an dem unsere Kunden bestellte Bücher gegen Rechnung abholen können“, sagt Buchhändler Jörg Johannsen, der seine Kunden-Schlange schon bis rüber zu „Kaffee Timm“ stehen sah. Dazu klingelt ununterbrochen das Telefon, erhält er „Berge von Mails“. Jedoch kann Johannsen nur im Notfall, wenn also jemand krank oder in Quarantäne ist, die Bücher bis an die Haustür liefern.

Eine Warteschlange gestern auch vor Karstadt in der Fußgängerzone, das viele Waren 70 Prozent günstiger abgibt, weil die offizielle Schließung für Ende Januar anberaumt ist. Drei Paar Thermo-Socken für 1,20 Euro sind der Renner, ebenso Parfüm, Textilien und Reisekoffer, die stark reduziert sind. Die Schlange vor der Kasse zieht sich einmal durch das ganze Erdgeschoss.

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„Seit 10.30 Uhr müssen wir beide Häuser zeitweise sperren, weil es zu voll ist“, sagt Betriebsratschef Gerhard Stachan. Seine nur noch 46 Kollegen sind froh, dass es kein Beschäftigungsverbot während des Lockdowns gibt, sie noch Waren sortieren und ihre Büros ausräumen können. „Da wir im gekündigten Angestelltenverhältnis sind, kommt Kurzarbeit für uns nicht in Frage“, so Stachan. Ob Karstadt Bergedorf nach dem Lockdown noch für ein paar Tage im Januar öffnen wird, steht bisher nicht fest.

Große Rabatte auch im CCB zu ergattern

Große Rabatte sind derzeit auch im schön geschmückten CCB zu ergattern, etwa in der Parfümerie Jebe (30 bis 50 Prozent) und bei Peek & Cloppenburg, wo das gesamte Sortiment 20 Prozent günstiger angeboten wird. Mindestens 20 Leute warten derweil geduldig vor TK Max auf Einlass.

Ordentlich Betrieb ist auch bei Spielwaren Hartfelder am Kupferhof: Schnell müssen noch Bilderbücher, Plüschtiere und viele Spiele gekauft werden. Spiele-Experte Pete empfiehlt „Pictures“, das Spiel des Jahres 2020, bei dem mit Würfeln, Schnürsenkeln, Stöcken und Steinen hantiert wird. Und er liebt „Dodo“: „Da muss man schnell Bretter bauen, damit das Ei des Vogels nicht den Berg herunterkullert“, erklärt er das Familienspiel für Kinder ab sechs Jahren.

Wer es etwas komplizierter liebt, greift zu „Die Crew“, so Pete: „Das ist das zweite Kartenspiel, das den Deutschen Spielepreis gewonnen hat. Toll ist, dass man kooperativ ist, also im Team antritt.“

Von Hamburg hinüber nach Geesthacht in Schleswig-Holstein

Der Lockdown machte sich auch in Geesthachts Innenstadt bemerkbar. Der Parkplatz vor dem Rewe-Center und die Fußgängerzone waren voll, wie sonst nur an Sonnabenden. Überall kauften Menschen schnell noch Geschenke für ihre Liebsten ein. Ob Bekleidung, ein paar Geschirrhandtücher im Dekogeschäft „Das Lädchen“ oder ein Foto von den Enkeln für die Großeltern bei „Foto Renard“.

Die betroffenen Geschäftsinhaber brachten ob der hohen Infektionszahlen zwar Verständnis für die getroffenen Maßnahmen auf, doch wenn es um die Auswirkungen auf ihre Geschäfte ging, waren die Stellungnahmen einhellig: Von „dramatisch“ bis „Katastrophe“ war alles dabei. Zudem wurden zu hohe Hürden für die Beantragung des Überbrückungsgeldes beklagt.

Viele Schüler in Schleswig-Holstein bereits daheim

An den Schulen waren viele Schüler der Klassen 1 bis 7 bereits nicht mehr anwesend. Viele Eltern waren der Aufforderung von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) gefolgt und ließen ihren Nachwuchs bereits vor Mittwoch daheim. Teilweise war noch die Hälfte der Schüler da, manchmal nur ein Viertel. Spitzenreiter in dieser Hinsicht war die Bertha-von-Suttner-Schule. 30 von 350 Kindern dieser Jahrgänge waren noch in der BvS.

In Lauenburg hatten sich die Schulen bereits Freitag auf den drohenden Lockdown vorbereitet. Seit Montag erhalten die Schüler der Albinus-Gemeinschaftsschule ihre Aufgaben wieder über Lernplattformen. Ähnlich sieht es in der Weingartenschule aus. Nur knapp die Hälfte der Schüler ist Montag in die Schule gekommen. Eine Notbetreuung ist eingerichtet. Damit möglichst alle Schüler zu Hause digitale Aufgaben lösen können, stehen Notebooks und Tablets zur Ausleihe bereit. Die Stadt hat diese im August aus einem Sofortprogramm des Bundes angeschafft.

  • Weihnachtsbaum-Verkauf wächst deutlich:

Alle Hände voll zu tun haben derzeit die Weihnachtsbaum-Verkäufer. Und sie dürfen auch im Lockdown weitermachen. Darunter auch Bergedorfes Revierförster Tim Laumanns, der Weihnachtsbäume aus ökologischem Anbau verkauft: „600 sind schon weg, weitere 500 haben wir auf Lager, aber Nachordern kann ich dann nicht mehr.“ Montags bis donnerstags wird an der Hamburger Landstraße 17 a von 8 bis 16.30 Uhr verkauft, Freitag bis Sonntag sogar bis 18.30 Uhr. Der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger erwartet im Vergleich zum Vorjahr zehn Prozent mehr verkaufter Bäume.