Hamburg. Die Hoffnung auf ein Corona-Impfstoff lässt auch bundesweit die Zahl der Urlaubsbuchungen steigen. Noch gibt es wenige Reiseziele.

Die Hoffnung auf eine baldige Impfmöglichkeit weckt bei vielen Bergedorfern offenbar große Reiselust. „Die Kunden buchen wieder Reisen in den Süden“, freut sich Gisela Matscheck, Inhaberin von „Ihr Privates Reisebüro“ im Sachsentor. Wochenlang hatte sie kaum eine Reise verkauft. „Aber in der vergangenen Woche hatte ich immerhin acht Buchungen, und allein gestern wieder drei.“ Gemessen an der Vorweihnachtszeit früherer Jahre sei das immer noch sehr wenig, aber ein hoffnungsvoller Neuanfang, auch wenn die Auswahl an Reisezielen noch nicht groß ist.

Gebucht wird bei ihr vorrangig für Reisezeiten im Frühjahr, mitunter auch schon für die Sommermonate. Unter den Zielländern, die deutsche Touristen zulassen, sind diejenigen am beliebtesten, bei denen man nach der Rückkehr nicht in Quarantäne muss. „Dazu gehören die Kanarischen Inseln, Madeira, Kuba oder Namibia“, zählt Matscheck auf. Auch die eine oder andere Kreuzfahrt wird schon wieder gebucht. Bei Hapag-Lloyd und Aida sind jetzt schon die ersten Schiffe mit Luftfiltern ausgerüstet, die das Coronavirus stoppen“, sagt Gisela Matscheck.

„Reisebranche wird wieder boomen, wenn es einen Impfstoff gibt“

Auch beim TUI-Reisebüro im Sachsentor läuft das Geschäft nach Worten von Reisekauffrau Ines Kording ganz allmählich wieder an. „Kreuzfahrten und europäische Ziele werden wieder gebucht, allerdings überwiegend für den kommenden Sommer. Viele Kunden haben mir aber gesagt dass sie mit der Buchung noch warten, bis der Impfstoff wirklich verfügbar ist. Dann wird die Branche also richtig boomen.“ Mehr noch als vor der Corona-Zeit beobachtet Ines Kording allerdings, dass Kunden, die sich bei ihr beraten lassen, ihre Reise dann im Internet kaufen: „Das tut schon weh, wenn man das mitbekommt. Dabei ist die zeitgleiche Buchung einer Reise im stationären Reisebüro kein bisschen teurer als im Netz.“

Auch Alain Freeman vom Reisecenter Lastminute kann ein Lied davon singen. Er führt Anfang kommenden Jahres eine Beratungskaution ein, die bei Buchung mit dem Reisepreis verrechnet wird: „Ich muss diesen Schritt einfach wagen“, sagt er. Die Kaution liegt je nach Beratungsaufwand bei 25 oder 50 Euro.

Deutschland als Urlaubsort attraktiver geworden

Aktuellen Umfragen zufolge liegen nicht nur südliche Fernziele 2021 im Trend,. Auch Deutschland ist als Urlaubsort attraktiver geworden, etwa Reisen an die Müritz oder in den Schwarzwald. Bundesweit spürt auch der Deutsche Reiseverband (DRV) in Berlin die neue Reiselust. „Gebucht wird jetzt entweder sehr kurzfristig, etwa für die Weihnachtstage, oder schon für die Sommersaison“, beschreibt DRV-Sprecher Torsten Schäfer.

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Die Branche kann es gebrauchen: Nach aktuell veröffentlichten DRV-Zahlen sank der Umsatz von stationären und Online-Reisebüros in der Zeit vom 1. November 2019 bis 31. Oktober 2020 um 67 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den Sommermonaten, der üblicherweise als Hochsaison geltenden Haupturlaubszeit der Deutschen, gingen die Umsätze sogar um 81 Prozent zurück. „Dabei begann das Jahr vielversprechend“, so der Präsident des Branchenverbandes, Norbert Fiebig. „Doch mit dem ersten Lockdown stürzten die Buchungsumsätze ins Bodenlose.“ Wochenlang fanden keine Reisen statt, Neubuchungen gab fast keine.

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Auch die Lufthansa sieht für das kommende Jahr laut Geschäftsführer Carsten Spohr wieder Aufwind. „Seit eine konkrete Aussicht auf einen wirksamen Impfstoff besteht, haben sich unsere Buchungen für den nächsten Sommer verdreifacht“, sagte er. „Dass die Menschen zudem schon für die Osterzeit Flugreisen reserviert haben zeigt, wie zuversichtlich sie sind.“