Hamburg. Ewald Hamburg bringt auf gut 400 Seiten Heimatgeschichte zu Papier – und lüftet viele Geheimnisse. Auch das um „Kömende“.

Schlachter, Postfiliale, Kaufhaus und Frisör, Kolonialwarenladen, Zimmerei und diverse Gaststätten: Die Straßen von Altengamme waren einst gesäumt von Läden. „Früher gab es etwa allein 90 Handwerksbetriebe“, stellt Ewald Hamburg fest. Der pensionierte Malermeister ist in dem Vierländer Stadtteil aufgewachsen und hat dort bist zum Beginn seines Ruhestands vor etwa 20 Jahren gelebt. Und auch wenn es ihn dann mit seiner Frau Christa ein paar Kilometer weiter östlich über die Landesgrenze nach Vossmoor zog, ist er weiterhin eng mit seiner Heimat und deren Geschichte verbunden.

In den vergangenen drei Jahren hatte er auch besonders viel Zeit, sich damit zu beschäftigen. Schließlich mussten während der Corona-Zeit viele Feste und Verabredungen abgesagt und Kontakte eingeschränkt werden. Also schrieb Ewald Hamburg ein Buch – sein mittlerweile viertes Werk. Es ist nun fertig: Auf mehr als 400 Seiten widmet sich der 84-Jährige darin dem Handel und Handwerk in Altengamme.

Jeden Tag wird eine ganze Seite im Tagebuch gefüllt

Schreiben macht dem Vierländer, der sich früher auch in der Freiwilligen Feuerwehr engagierte und gern Rad und Motorrad fuhr, viel Freude. Seit er Ruheständler ist, schreibt er jeden Tag in sein Tagebuch und füllt stets eine ganze Seite – bis auf die letzte Zeile. „Kürzlich hat mich meine Frau Christa gefragt, ob es vor einem Jahr um diese Zeit auch schon so kalt war. Da konnte ich ganz einfach mein Tagebuch zur Hand nehmen und nachlesen“, sagt Ewald Hamburg.

Um Erinnerungen zu bewahren und Informationen für die Nachwelt festzuhalten, schrieb Ewald Hamburg auch bereits Bücher über das Malerhandwerk in Altengamme, die Geschichte eines Wohn-­ und Geschäftshauses am Altengammer Elbdeich und die Geschichte der Familie seiner Frau, deren Eltern als Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg aus Pommern nach Vossmoor gekommen waren.

Titelbild von „Handel & Handwerk in Hamburg-Altengamme“: Warenanlieferung bei Heitmanns Gaststätte (Britzer), Altengammer Hausdeich 12
Titelbild von „Handel & Handwerk in Hamburg-Altengamme“: Warenanlieferung bei Heitmanns Gaststätte (Britzer), Altengammer Hausdeich 12 © Handel & Handwerk in Hamburg-Altengamme

Wo früher Köm statt Kaffee in der Kanne landete

In seinem neuen Werk widmet er sich nun den Handwerksbetrieben und Gaststätten in Altengamme. „Viele dieser teilweise geschichtsträchtigen Betriebe gibt es aus den verschiedensten Gründen nicht mehr“, stellt Ewald Hamburg fest. Viele der Betriebe hat der Vierländer aber noch kennengelernt, schließlich hat er von seiner Geburt im Jahr 1938 bis zu seinem 64. Lebensjahr am Altengammer Elbdeich gelebt. Als Maler leitete er 40 Jahre lang den Familienbetrieb, den heute Sohn Christian erfolgreich weiterführt. „Somit war ich in den 50 Jahre als Maler und aus anderen Anlässen in vielen Häusern des Ortes“, schreibt Ewald Hamburg in seinem Vorwort. Auch das habe die Idee untermauert, das Buch zu schreiben.

Die mehr als 400-seitige Tour führt entlang von Horster Damm und Gammer Weg, Altengammer Haupt- und Elbdeich, Kirchenstegel und „Kömende“. So wird im Volksmund der Kreisel (oder auch „Kringel“) am Altengammer Hauptdeich genannt. Dort seien früher die Arbeiter der Pulverfabrik Düneberg im Konvoi mit dem Fahrrad in Richtung Geesthacht gefahren und hätten dort gestoppt, um ihre Kaffeekannen mit Köm (Aquavit) aufzufüllen, erklärt Ewald Hamburg.

Als „Trumpf-Julius“ noch Pralinen und Bonbons brachte

Der 84-Jährige beschreibt die Geschichte und Entwicklung verschiedenster Betriebe, wie die des Kaufhauses Ott Lilie, das sich bis etwa 2019 im Altengammer Hausdeich 2 befand. Oder der Gastwirtschaft im Bahnhof Altengamme am Gammer Weg/Ecke Marschbahndamm, die dort bis 1952 bestand. Bald darauf wurde auch der Bahnbetrieb eingestellt und der Bahnhof zum Wohnhaus umgebaut. Als „Trumpf-Julius“ machte sich Julius Buhk einen Namen, da man ihn in den Vier- und Marschlanden häufig mit seinem Auto mit der Werbung von Trumpf-Schokolade sah, schreibt Ewald Hamburg. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Julius Buhk im Horster Damm 323 einen Süßwarengroßhandel aufgebaut und belieferte täglich Krämereien, Kolonialwarenschäfte und Gaststätten mit Schokolade, Pralinen und Bonbons. Julius Buhk starb 1987 im Alter von 82 Jahren, sein Sohn Heiner führte den Handel noch bis 1995 weiter und gab ihn dann an Gerd Küster aus Curslack ab. Der zog 2001 vom Sitz der Familie Buhk in Gewerberäume in Kirchwerder um.

Kleigräber im Einsatz: Willi Früchtenich (v. l.), Karl Rombelsheim, Otto Burmester, Hans Barnstorf, Otto Heitmann, Rudolf Heitmann, Heyse
Kleigräber im Einsatz: Willi Früchtenich (v. l.), Karl Rombelsheim, Otto Burmester, Hans Barnstorf, Otto Heitmann, Rudolf Heitmann, Heyse © Handel & Handwerk in Hamburg-Altengamme

Vieles schrieb Ewald Hamburg aus persönlichen Erinnerungen oder bekam noch weitere Informationen von Angehörigen der Betriebe. Auch Waltraut Schween, die mit ihrem Mann Wolfgang bis Ende 2015 die Gaststätte Schween am Altengammer Hauptdeich betrieb, trug Erinnerungen an viele Erzählungen älterer Kunden dazu bei, berichtet Ewald Hamburg. Seine handschriftlichen Aufzeichnungen goss schließlich Fotograf Tobias Gätke in Form, der Ewald Hamburg bei bei Bildern und der Gestaltung des Buches intensiv unterstützte.

Ewald Hamburg stellt sein Buch vor an den Freitagen 25. November und 2. Dezember jeweils 15 bis 19 Uhr sowie Sonnabend, 26. November und 3. Dezember, jeweils von 11 bis 13 Uhr. Adresse: Erlenweg 6 in Vossmoor-Escheburg. Das Buch kostet 29,50 Euro und ist zu haben in der Firma Ewald Hamburg (Altengammer Elbdeich 119) und bei Ewald Hamburg, Telefon 040/72 37 55 65.