Hamburg. Ein Geo-System mit Treffpunkten soll an Gewässern die Ortung eines Notfalls erleichtern. Doch die Retter brauchen noch mehr.
Erfrischungshungrige Gäste der Badeseen im Bergedorfer Landgebiet können sich ab sofort über mehr Sicherheit beim Schwimmen freuen. Ganz besonders freuen sich dabei die Mitglieder der CDU-Fraktion im Bezirk. Denn auf ihr Bestreben wurden jetzt am Hohendeicher See, am Eichbaumsee, am Allermöher See und am See Hinterm Horn sogenannte Notfall-Treffpunkte in Form von Hinweistafeln ausgeschildert.
Anhand der darauf verzeichneten Nummern kann bei Notrufen unter der Nummer 112 sofort exakt bestimmt werden, wo die Retter gebraucht werden. Besonders hilfreich ist das an Orten, die sich beim Notruf nicht mit Straßennamen oder Hausnummern präzise beschreiben lassen.
Badeunfall kann mithilfe der Tafeln schnell geortet werden
„Leider wurden schon vor mehreren Jahren in Hamburg mehr als 180 konventionelle Notrufsäulen im öffentlichen Raum, 17 davon im Bezirk Bergedorf, ersatzlos abgebaut“, erklärt Bergedorfs CDU-Sicherheitsexperte und Ex-Polizist Jörg Froh. Auch ein Dringlichkeitsantrag der CDU konnte das seinerzeit nicht verhindern. Hintergrund für den umfänglichen Rückbau war, dass die Nutzung der im Unterhalt sehr teuren Notrufsäulen mit der zunehmenden Verbreitung von Mobiltelefonen deutlich zurückgegangen war.
Mit der Handynutzung entstand aber eine neue Problematik. Denn laut Polizei und Feuerwehr kommt es bei der Meldung von Notfällen immer wieder zu Ungenauigkeiten, wo der genaue Standort des hilfesuchenden Anrufers ist. So vergeht wichtige Zeit. Dabei ist bei Notfällen oftmals jede Sekunde wertvoll, um Menschenleben zu retten oder andere Hilfs- und Rettungsmaßnahmen schnell einzuleiten.
Notfall-Treffpunkte, wie sie jetzt an den Badeseen im Landgebiet eingerichtet sind, haben sich bisher in Hamburgs Wald- und Moorgebieten bewährt. Die Punkte sind georeferenziert, mit eindeutigen und fortlaufenden Kennungen versehen und im Einsatzleitsystem der Rettungsleitstellen von Feuerwehr und Polizei hinterlegt. Geschieht ein Notfall, muss der Erst-Helfer nur den Notruf 112 wählen und die Kennung des Notfall-Treffpunktes der Rettungsleitstelle mitteilen.
Am Hohendeicher See steht alle 100 Meter ein Schild
Die Rettungskräfte der Feuerwehr Hamburg können dann über die hinterlegten GPS-Koordinaten und die Anfahrtsbeschreibung zielgenau zum Einsatzort gelangen. „Ein weiterer Vorteil dieser Notfall-Treffpunkt-Hinweistafeln sind die geringen Kosten, die unter 100 Euro pro Stück liegen“, sagt Stefanie Pelch (CDU). „Am Hohendeicher See haben Bezirk und Innenbehörde daher ganze Arbeit geleistet und die Treffpunkte im 100-Meter-Abstand eingerichtet.“ Am Westensee entstand laut Bezirkssprecher Lennart Hellmessen kein Notfall-Treffpunkt, weil dieser nicht als Badesee ausgewiesen ist.
- Allermöher See: Warum DRK Altona Rettungsschwimmer schickt
- Zerkarien: Saugwürmer trüben Badespaß in Hamburger Seen
- Badeunfall in Mölln: 42-jähriger ertrinkt im Lütauer See
Ein reibungsloser Zugang von Einsatzkräften mit Rettungsbooten ist ein weiteres Anliegen der beiden Christdemokraten für mehr Badesicherheit. „Feuerwehr, THW und DLRG setzen immer häufiger keine Schlauchboote mehr ein, sondern schwere Alurettungsboote mit leistungsfähigem Motor“, beschreibt Jörg Froh. Diese werden auf Bootstrailern transportiert und von einem schweren Feuerfahrzeug gezogen und so auch zu Wasser gelassen.
Bootszufahrten werden auf Tauglichkeit überprüft
„An einigen Badeufern ist es aufgrund mangelhafter Slipanlagen und Bootsrampen nötig, dass der Bootstrailer am Fahrzeug umgehängt wird oder sogar mit Manpower über den Strand zum Wasser geschoben werden muss. Auch das kostet die lebenswichtige Zeit der Retter.“ Sein Antrag, Bootszufahrten an den Badeseen bei Bedarf zu ertüchtigen, wurde jetzt am See Hinterm Horn mit einer breiten Rampe aus Rasensteinen in die Tag umgesetzt. Erst vor einem Monat war hier ein 34-jähriger Familienvater ertrunken. „An den anderen Badeseen und am Elbe-Hauptstrom werden die Bootszufahrten jetzt auf Tauglichkeit überprüft“, sagt Jörg Froh.