Hamburg. Der Investor rechnet mit einem knapp siebenstelligen Betrag für den Umbau. Gern würde er auch ein Hufnerhaus wieder aufbauen.

Einst starteten Kinder in dem Gebäude ins Leben, lernten dort Lesen und Schreiben. Vom kommenden Jahr an soll dort für sterbenskranke Menschen der Lebensweg zu Ende gehen können: Die alte Schule am Allermöher Deich 445 wird in den kommenden zwölf Monaten zum Hospiz umgebaut. Betreiben wird es der Hamburger Hospiz-Verein, dessen Vorstand nun den Vertrag mit Eigentümer und Investor Michael Kolle unterzeichnete. „Wir finden es einen schönen Gedanken, dass dieses Haus nun diese Verbindung schafft zwischen den verschiedenen Phasen des Lebens“, sagt Uwe Grund aus dem Vereinsvorstand.

„Hospiz am Deich“ in Allermöhe: 14 Gäste bekommen einen Platz

Damit aus der alten Schule das „Hamburger Hospiz am Deich“ wird, wird in das denkmalgeschützte Gebäude kräftig investiert. Investor Michael Kolle kalkuliert mit etwa einer „knapp siebenstelligen Summe“, die die Sanierung und der behutsame Umbau kosten werden. Es entstehen Einzelzimmer mit Bad für insgesamt 14 Gäste, wie der Verein die Bewohner des Hospizes nennt. „Ihre durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt vier Wochen“, erklärt Uwe Grund. Zudem werden auf den 840 Quadratmetern auch Personal- und Umkleideräume, ein Pflegestützpunkt, ein Raum der Stille und eine große Küche geschaffen.

So soll das Hospiz nach dem Umbau aussehen: Auf der Rückseite des Gebäudes wird ein Wintergarten entstehen.
So soll das Hospiz nach dem Umbau aussehen: Auf der Rückseite des Gebäudes wird ein Wintergarten entstehen. © Miko | Miko/Roderjan Architekten

Ein zentraler Punkt soll der Wintergarten werden, der an der Rückseite des Hauses angebaut wird. Dort sei schon mal ein Gebäudeteil vorhanden gewesen, der abgerissen wurde, erklärt Kolle. Nun wird ein lichtdurchfluteter Raum entstehen, in dem die vom Verein sehr geschätzten Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge oder Konzerte ausgerichtet werden können. Ehrgeiziges Ziel ist, dass im Juli 2022 die ersten Gäste einziehen können.

Verein betreibt in Altona seit 20 Jahren ein stationäres Hospiz

Mit dem behutsamen Umbau von alter Bausubstanz kennt sich der im Jahr 1990 gegründete Verein bestens aus: Im ehemaligen Helenenstift in Altona betreibt er seit 20 Jahren ein stationäres Hospiz und einen Ambulanten Hospizberatungsdienst. Die Nachfrage nach Hospizplätzen sei groß und die Wartelisten lang, zu lang für viele Schwerstkranke sowie deren An- und Zugehörige, stellt der Verein fest. Nun entstehe endlich im Südosten der Stadt ein Angebot, das bisher schmerzlich vermisst werde.

Selbst mit dem Pflegebett wird der große Garten zu erreichen sein

Nicht nur der Aus- und Umbau der denkmalgeschützten alten Schule bedarf großer Anstrengungen. „Es entstehen hier rund 30 neue Arbeitsplätze, die wir mit menschlich besonders Engagierten besetzten werden, insbesondere mit palliativen Pflegefachkräften“, sagt Kai Puhlmann, Geschäftsführer des Vereins. Diese zu finden, sei keine leichte Aufgabe: „Als künftiger Hospizbetreiber werden wir bis dahin viel für die Qualifizierung entsprechender Bewerber tun“, sagt Puhlmann.

Auch wenn der Verein beim ersten Kontakt mit Kolle vor einem Dreivierteljahr gerade noch vor einer großen Baumaßnahme in Altona gestanden habe und daher die Entscheidung, auch das Hospiz am Deich zu betreiben, zunächst nicht leicht fiel, habe ihn die idyllische Lage im Grünen und das historische Haus einfach überzeugt, so Elke Huster Nowack, Vorstandsmitglied und seit der Gründung im Verein. Der große Garten wird sowohl mit dem Rollstuhl als auch dem Pflegebett erreichbar sein: „Viele Gäste wünschen sich, vor dem Sterben noch einmal den Himmel zu sehen“, sagt Elke Huster Nowack.

Angehöre können auch nachts bei dem Sterbenden bleiben

Wenn gewünscht, können Angehörige auch die Nacht mit im Zimmer der Todkranken verbringen. Aber auch ganz in der Nähe, in den Gästezimmern des benachbarten Hansehofs, gibt es eine Übernachtungsmöglichkeit und im „Bistré“ ein gastronomisches Angebot. Diese vorhandene Infrastruktur habe zudem dafür gesprochen, das Projekt zu wagen, so der Verein.

Um das Ensemble zu vervollständigen, würde Michael Kolle auf der benachbarten Obstwiese gern ein altes Hufnerhaus wieder aufbauenlassen und dort auf 1000 Quadratmetern Wohnungen für Demenzkranke einrichten (wir berichteten). Das Hufnerhaus stand bis Anfang der 2000er-Jahre am Kirchwerder Elbdeich, wurde dann eingelagert. „Ein großer Park würde beide Einrichtungen verbinden, das wäre die perfekte Kombination“, ist der Unternehmer überzeugt. Bisher prüfe allerdings noch das Rechtsamt, teilt Kolle mit.