Allermöhe. Mehrfach musste die Inbetriebnahme verschoben werden. Jetzt geht es los, doch abgeschlossen ist das Projekt noch nicht.
Diesen Tag hat das Team vom Hamburger Hospiz am Deich schon seit Monaten herbeigesehnt: An diesem Dienstag werden in dem Haus Allermöher Deich 445 die ersten Gäste erwartet. Gäste, so nennt die Stiftung Hamburger Hospiz die lebensbegrenzt erkrankten Menschen, die in dem Haus ihre letzten Tage verbringen werden. „Wir sind erleichtert und voller Vorfreude“, sagt Ralf Herzberg.
Auch wenn das Wort Vorfreude im Kontext eines Hospizes komisch klinge, so treffe es dennoch zu, erklärt der Geschäftsführer. Schließlich freue sich das gesamte Team des Hauses – ob Hausmeister, Koch oder Pflegekräfte –, endlich seiner Bestimmung nachgehen zu können: Menschen und ihre Zu- und Angehörigen auf ihrem letzten Weg zu pflegen und zu begleiten.
Hospiz am Deich: Inbetriebnahme musste mehrfach verschoben werden
Das denkmalgeschützte Haus, das von 1902 bis 1971 als Grundschule genutzt wurde und über viele Jahre nur in Teilen genutzt wurde, ist im vergangenen Jahr auf Initiative der Stiftung Hamburger Hospiz von der Bergedorfer Firma Miko Bau aufwendig renoviert und denkmalschutzgerecht umgebaut worden. Doch dabei musste das Team immer wieder Verzögerungen hinnehmen: Nachdem die Baugenehmigung auf sich warten ließ, war schnell klar, dass der anvisierte Eröffnungstermin im Spätsommer 2022 nicht gehalten werden konnte.
Materiallieferschwierigkeiten, hohe Anforderungen an den Denkmal- sowie Brandschutz oder das Warten auf Experten, um weitere Arbeitsschritte vornehmen zu können, bremsten das Projekt abermals aus und verhinderten auch eine Inbetriebnahme Ende 2022. Nach der feierlichen Einweihung im Januar sollte es dann im Februar endlich losgehen, doch die Installation der Rufanlage, mit der jeder Gast aus seinem Zimmer die Pflegekräfte zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichen kann, ließ aus sich warten.
Bergedorfer mussten zum Sterben bisher nach Geesthacht oder in die City
Die Hürde ist nun aber auch gemeistert, sodass die ersten Gäste kommen können. Am Dienstag werden die ersten zwei erwartet, am Mittwoch sowie am Donnerstag soll jeweils eine weitere Person folgen, berichtet Ralf Herzberg. Ob das aber wirklich dabei bleibt, könne nie hundertprozentig gesagt werden. Schließlich könnte auch in einem anderen Hospiz eher ein Platz frei werden oder die schwer kranken Menschen verstreben, noch bevor es zum Einzug im Hospiz kommt, erklärt Ralf Herzberg.
Das Hospiz am Deich ist das neunte Hospiz in Hamburg, aber das erste im Bezirk Bergedorf. Bisher mussten Menschen aus den Vier- und Marschlanden oder Bergedorf zum Sterben nach Geesthacht oder in die Hamburger City ausweichen. Dort betreibt die Stiftung Hamburger Hospiz bereits seit 2001 das Hospiz im Helenenstift in Altona – zunächst viele Jahre als Verein. Im August 2022 ist daraus die Stiftung Hamburger Hospiz hervorgegangen.
Geduld und Improvisationstalent sind weiterhin gefragt
Auch wenn das Team nun endlich die ersten Gäste empfangen kann, sind weiterhin Geduld und Improvisationstalent gefragt: Denn der Aufzug ins Obergeschoss ist zwar eingebaut, aber noch nicht vom TÜV abgenommen. Das soll voraussichtlich Ende April erfolgen, so Ralf Herzberg. Dann können alle der insgesamt 14 Gästezimmer belegt werden. Und auch der Gemeinschaftsraum, in dem Gäste, An- und Zugehörige einen Platz finden, um auch mal außerhalb des Gästezimmers Zeit zu verbringen, kann dann barrierefrei erreicht werden. Bis dahin hat der Geschäftsführer eben sein Büro im Untergeschoss geräumt und den Platz zum Gemeinschaftsraum umfunktioniert.
Jedes Gästezimmer ist etwa 20 Quadratmeter groß und verfügt jeweils über ein barrierefreies Bad. Im Untergeschoss, den ehemaligen Klassenräumen, gibt es acht Zimmer, im Obergeschoss, dem ehemaligen Dachboden, weitere sechs Zimmer. Das alte Gebälk ist dort nicht nur auf Anweisung des Denkmalschutzes erhalten geblieben und in die Gestaltung der Zimmer integriert worden: „Das bringt total viel Charme in die Zimmer“, ist Ralf Herzberg überzeugt. Zudem wird es im Obergeschoss auch ein Pflegebad mit höhenverstellbarer Badewanne geben – inklusive freiem Blick ins Grüne.
Anbau mit Wintergarten sowie Terrasse und Garten folgen noch
Die Inbetriebnahme des Fahrstuhls ist daher der nächste große Schritt auf dem Weg zur Fertigstellung des Hauses. Zudem gibt es in dem Anbau, der auf der rückwärtigen Seite des Hauses entsteht und sowohl Küche als auch Ess- und Wohnzimmer beherbergen wird, noch eine ganze Menge zu tun. Bis der Trakt in Betrieb genommen werden kann, wird im benachbarten Hansehof gekocht. Im Anschluss wird dann auch die Terrasse gebaut und der Garten angelegt. „Wir arbeiten uns sukzessive weiter nach hinten vor“, sagt Ralf Herzberg.
In den kommenden Monaten soll das Team noch weiter wachsen: Gesucht werden noch zwei Pflegekräfte sowie ein Sozialpädagoge oder Sozialpädagogin beziehungsweise ein Psychologe oder eine Psychologin für die psychosoziale Begleitung der Gäste und deren An- und Zugehörigen. Weitere Infos zu den Stellenanzeigen im Internet: hamburger-hospiz-am-deich.de.
Hospiz beteiligt sich am Aktionswochenende „Querbeet“
Zudem soll das Team der Ehrenamtlichen, zu dem bereits 17 Freiwillige gehören, noch weiter wachsen: Im Spätsommer beginnt der nächste Qualifizierungskursus. Der nächste Infotermin für Menschen, die an einem Ehrenamt im Hospiz am Deich interessiert sind, ist am Dienstag, 18. April, 17.30 Uhr, im Seminarraum des Hanse-Hofs (Allermöher Deich 451). Anmeldungen per E-Mail an veranstaltungen@hamburger-hospiz-am-deich.de.
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Eine Gelegenheit, das Hospiz am Deich kennenzulernen, soll es Ende April am Aktionswochenende „Vier- und Marschlande Querbeet“ geben. Voraussichtlich am 29. und 30. April, jeweils 14 bis 18 Uhr, soll es dann kleine Führungen durch das Haus sowie Kaffe und Kuchen auf der Terrasse geben. Internet: www.vum-querbeet.de