Hamburg. Die Zahl der Überlastungsanzeigen hat sich 2023 mehr als verdoppelt. Welche Gründe genannt werden – und was dagegen getan wird.
Am 9. September hatte die Polizei Schleswig-Holstein Alarm geschlagen. Nun ist klar: Auch bei der Polizei Hamburg sind die Überlastungsanzeigen im vergangenen Jahr merklich gestiegen. Anders als in Schleswig-Holstein haben sich die Zahlen hier zwar nicht vervierfacht, doch mit einem Sprung von acht Fällen 2022 auf 17 Fälle 2023 ist auch hier eine klare Tendenz zu erkennen.
Eine Überlastungsanzeige ist eine schriftliche Mitteilung eines Arbeitnehmers an den Arbeitgeber oder Vorgesetzten, in der auf eine Arbeitsüberlastung und mögliche Folgen hingewiesen wird. Zum einen erklärt der Arbeitnehmer damit seine persönliche Überlastung. Zum anderen schützt er sich davor, für Fehler, die durch Überlastung entstehen, belangt zu werden.
Überlastung – Polizei Hamburg kämpft mit steigenden Fallzahlen und nennt Gründe
Nach Informationen der Pressestelle der Polizei Hamburg ist der Anstieg vor allem auf vier Aspekte zurückzuführen. Wachsende Fallzahlen spielen eine Rolle, aber auch Arbeitsverdichtungen, also zusätzliche Aufgaben für die Mitarbeitenden. Zudem wirkten sich pandemie- und allgemein krankheitsbedingte Ausfälle aus, ebenso wie die Vakanz freier Stellen.
Mehr Personal soll der steigenden Zahl an Überlastungsmeldungen entgegenwirken. So plant der Senat, die Zahl der Polizeibeamtinnen und -beamten in den kommenden zwei Jahren um rund 180 auf rund 9740 aufzustocken. Gleichzeitig, so die Polizei, sei man darauf bedacht, frei gewordene Stellen zeitnah nachzubesetzen und bei Bedarf für Personalverschiebung zu sorgen, um besonders beanspruchte Abteilungen zu unterstützen.
Überlastung bei Polizei Hamburg: Pluspunkte für Personalentwicklung und Gesundheitsmanagement
Neben der reinen Stellenzahl nannte ein Sprecher der Polizei gegenüber dem Hamburger Abendblatt Personalentwicklungs- und Fortbildungsmaßnahmen als Lösungsansätze sowie strukturelle Veränderungen, etwa Prozessoptimierungen, Digitalisierung und eine verbesserte Priorisierung von Aufträgen.
Auch betonte er, die Ursachen von Überlastung seien vielschichtig. Entsprechend „individuell und auf den Einzelfall bezogen“ sollten auch die Maßnahmen sein, um Mitarbeitenden zu helfen. Daher seien „Gespräche auf unterschiedlichen Personalebenen“ zur Lösung des Problems notwendig.
- Polizei Hamburg sucht verzweifelt geeignete Nachwuchskräfte
- Behörden finden kein Personal – fast 5000 Stellen unbesetzt
- Arbeitsmarkt: Wo es in Hamburg aktuell freie Stellen gibt
Darüber hinaus habe die Polizei Hamburg in den letzten Jahren ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) implementiert, das sich auch intensiv mit dem Thema psychische Belastungen am Arbeitsplatz beschäftige. „Der Wandel in der Arbeitswelt hat auch bei der Polizei Einzug gehalten, sodass auch für uns Strategien entwickelt wurden, um die Gesundheit, Zufriedenheit, Leistungsfähigkeit und Motivation der Mitarbeitenden zu erhalten bzw. zu verbessern.“
Polizei steht in Hamburg bei Überlastung besser da als in Schleswig-Holstein
Trotz gestiegener Fallzahlen könnte die Vielzahl und Breite der genannten Maßnahmen erklären, warum Hamburg im Vergleich zu Schleswig-Holstein bei den Überlastungsanzeigen besser dasteht. Die Polizei der Hansestadt beschäftigt derzeit knapp 10.000 Mitarbeitende und kam 2023 auf insgesamt 17 Überlastungsanzeigen. In Schleswig-Holstein kamen in derselben Zeit 23 Überlastungsanzeigen auf 9500 Mitarbeitende.