Hamburg. Nach Vorstoß von Klaus-Michael Kühne: Mögliches Konsortium könnte Wolkenkratzer übernehmen. Gespräche bestätigt, doch nun drängt die Zeit.
Manche hatten den Elbtower schon abgeschrieben: Nach dem Baustopp Ende Oktober 2023 und der Insolvenz des Bauherrn, der Signa Gruppe, glaubten nur noch wenige an das Prestigeprojekt des früheren Bürgermeisters Olaf Scholz – zu teuer, zu ineffizient, zu perspektivlos sei ein Wolkenkratzer in Hamburg. Selbst in der Politik war schon von Abriss die Rede.
Davon allerdings will der Milliardär Klaus-Michael Kühne nichts wissen: „Der Elbtower interessiert mich als Bauwerk in Hamburg. Das Problem muss gelöst werden, an den Elbbrücken darf nicht so eine Ruine stehen. Ich würde gern persönlich zu einer Lösung beitragen“, sagte er nun dem Abendblatt.
Elbtower Hamburg: Die möglichen Partner bestätigen Gespräche mit Klaus-Michael Kühne
Kühne benannte auch potenzielle Partner: „Es gibt die Commerz Real, die einen Anteil am Elbtower besitzt, es gibt die Signal Iduna, die stark engagiert ist, es gibt Dieter Becken und noch den einen oder anderen, der durchaus Interesse zeigt. Ein Konsortium gibt es noch nicht, aber es gibt Ideen, Interessen, Beziehungen und Gespräche.“ Diese Gespräche bestätigten Insider dem Abendblatt.
Auf Nachfrage des Abendblatts hieß es bei der Signal Iduna: „Wir unterstützen die Kräfte in der Stadt, die an einer erfolgreichen Weiterführung des Projekts arbeiten. So tragen wir einen Teil der Kosten für die Sicherung der Baustelle und des Baukörpers“, sagte Thomas Wedrich, Sprecher der Signal Iduna Gruppe. „Auch stehen wir regelmäßig mit interessierten Investoren und Projektentwicklern, die den Elbtower fertigstellen und erfolgreich betreiben wollen, im Austausch.“ Er schränkt aber ein: „Aktuell haben wir jedoch keine Kapitalzusagen gegenüber Interessenten bzw. Interessentengruppen gegeben.“
Die Signal Iduna sei beim Elbtower in Form eines grundpfandrechtlich besicherten Darlehens im mittleren zweistelligen Millionenbetrag investiert. „Im Rahmen des Verwertungsprozesses stehen wir mit dem Insolvenzverwalter im engen, konstruktiven Austausch“, so Wedrich weiter. „Wir gehen davon aus, dass im Herbst verbindliche Angebote vorliegen werden und wir unsere Forderung ohne Abschlag zurückerhalten werden.“
Die Commerz Real ist weiter vom Elbtower in Hamburg überzeugt
Die Commerz Real, eine Tochter der Commerzbank, steht dem Elbtower weiter positiv gegenüber. „Wir sind nach wie vor von der herausragenden Bedeutung dieser Landmark-Immobilie überzeugt und verschließen uns einer sinnvollen Kapitalstruktur nicht“, sagt Gerd Johannsen, Sprecher der Commerz Real AG. „Entscheiden werden wir aber erst, wenn diese vorliegt beziehungsweise valide erkennbar ist.“
Eine Einigung muss aber recht schnell kommen – der Insolvenzverwalter will im Herbst die Verträge unterschreiben und sprach im Juni von einer „Handvoll Kaufangebote aus dem In- und Ausland“. Kühne sagt: „Es wird jetzt akut, wir sind dabei, in den kommenden Wochen eine Lösung zu erarbeiten und eine Gruppe zu bilden. Dann stehen größere Beträge zur Diskussion, die jeder einschießt, hinzu kommt eine Fremdfinanzierung.“
Hamburger Politik hält sich zurück, aber hofft auf eine Lösung beim Elbtower-Bau
Auch für die Politik wäre eine Lösung im heraufziehenden Bürgerschaftswahlkampf ein Segen. Die Stadt hatte mehrfach betont, weder als Investor noch als Mieter das Projekt zu retten. Vor einem Monat hatte sich Bürgermeister Peter Tschentscher demonstrativ optimistisch gezeigt. „Ich begrüße das Engagement der privaten Bieter und gehe davon aus, dass im zweiten Halbjahr eine Lösung für die Fertigstellung des Elbtowers gefunden wird“, hatte er erklärt. Die Planungen seien darauf ausgelegt, dass der Tower zu Ende gebaut werde. Bauliche Änderungen seien in Absprache mit der Stadt und dem Architekten möglich, für eine grundlegend andere Bebauung des Grundstücks müsste aber ein komplett neues Verfahren gestartet werden.
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Nach den Plänen des Architekturbüros Chipperfield soll der Elbtower an den Elbbrücken mit 64 Stockwerken und einer Höhe von 245 Metern das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden. Vorgesehen sind in dem Wolkenkratzer unter anderem Büros, Geschäfte, Galerien, Cafés, Restaurants, ein Fitnessstudio und eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform in der 55. Etage. Auch ein Hotel war geplant. Während sich der Ankermieter, die Hamburg Commercial Bank, und das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Aon Deutschland bereits zurückgezogen haben, hat sich der potenzielle Mieter Nobu noch nicht geäußert.
Unterdessen hat der Hamburger Bauunternehmer Dieter Becken erklärt, er habe bereits einen großen Mieter für den Fall der Fertigstellung gewonnen.