Hamburg. Das Projekt war im Stadtteil sehr umstritten. Nun wurde es als “flächenhaft wirksame Lösung“ mit dem überregionalen Preis ausgezeichnet.
Auszeichnung für ein Projekt, das überregional für Schlagzeilen sorgte: Der Verkehrsversuch "Ottensen macht Platz" hat den Deutschen Verkehrsplanungspreis 2020 gewonnen. Der Preis wird von der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) in Kooperation mit dem ökologischen Verkehrsclub VCD verliehen.
Prämiert werden besonders innovative integrierte stadt- und verkehrsplanerische Konzepte und Projekte. Der Preis wird in Karlsruhe vergeben, pandemiebedingt voraussichtlich im Sommer 2021.
Verkehrsplanungspreis 2020 geht an "Ottensen macht Platz"
Der Verkehrsversuch startete im September 2019, für ein halbes Jahr sollte das Kerngebiet des Quartiers weitgehend autofrei bleiben. Das Verwaltungsgericht stoppte das Projekt nach fünf Monaten, zwei Anwohner waren mit Eilanträgen gegen "Ottensen macht Platz" erfolgreich.
Der Versuch war im Stadtteil sehr umstritten. Für Befürworter sorgte das Projekt für mehr Lebensqualität, mehrere Einzelhändler klagten indes über Umsatzverluste, manche Anwohner über die fehlende Erreichbarkeit mit dem Auto.
Verkehrsprojekt soll rund 350.000 Euro gekostet haben
Derzeit liefert eine vorläufige Kostenrechnung Diskussionsstoff. Das Projekt dürfte rund 350.000 Euro gekostet haben. Bezirksamtschefin Stefanie von Berg (Grüne) hält das Preis/Leistungsverhältnis für sehr günstig, das Projekt sei nachhaltig.
Wie berichtet, entwickelt der Bezirk gerade Vorschläge für eine geplante "autoarme Zone" in Ottensen. Dies hatten Grüne und CDU mit ihrer Mehrheit in der Bezirksversammlung beschlossen. SPD und FDP monieren dagegen eine aus ihrer Sicht unzureichende Bürgerbeteiligung bei dem Versuch.
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Beworben haben sich insgesamt 13 Städte und Initiativen. In der Begründung der Jury heißt es: „Das komplexe Projekt zeigt, wie es gelingen kann, im vorhandenen planungsrechtlichen Rahmen vom Verkehrsversuch zu einer dauerhaften Lösung zu gelangen. Dafür braucht es Mut, auch im Umgang mit den Konflikten! Der Quartiersbezug bietet eine flächenhaft wirksame Lösung. Für den Umgang mit dem ruhenden Verkehr ist es gelungen, einen tragfähigen Lösungsansatz zu finden, der bundesweit in Bestandsquartieren in dieser Konsequenz so noch nicht umgesetzt wurde."
Bezirksamtsleiterin erfreut über Verkehrsplanungspreis
Stefanie von Berg freute sich über die Auszeichnung: „Der Verkehrsversuch ‚Ottensen macht Platz‘ hat deutlich gemacht, dass Mobilität gerade in einem Viertel wie Ottensen mit kurzen Wegen und engen Straßen nicht immer mit dem Auto stattfinden muss und der öffentliche Raum mehr sein kann als kostenlose Parkplätze. Längst hat das Projekt Strahlkraft entwickelt und ist zum Vorbild für andere Quartiere, beispielsweise in Volksdorf, geworden.“ Jeder investierte Euro habe sich bezahlt gemacht.
Auch Anjes Tjarks (Grüne), Senator für Verkehr und Mobilitätswende, sieht das Projekt "als Blaupause für weitere autoarme Stadtteile und Quartiere in Hamburg". Ottensen werde nach der geplanten Verstetigung „mit seinen vielen Geschäften, Cafés und dem Wochenmarkt ganz neu erlebbar“. Die Aufenthaltsqualität werde steigen.