Hamburg. Stadtplanung, Verkehr, Umwelt, Soziales: Was sich 2021 in Hamburgs Bezirken ändert – die große Abendblatt-Serie. Dritter Teil.

Auch im kommenden Jahr werden wieder viele Bauvorhaben das Bild Altonas prägen – vor allem zahlreiche wichtige Stadtentwicklungsprojekte. Im Gespräch mit dem Abendblatt macht Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) deutlich, dass dabei eine „qualitätsvolle und klimagerechte“ Stadtentwicklung oberstes Ziel sein müsse. So solle zum Beispiel durch Neupflanzungen von Bäumen und Sträuchern sowie Fassaden- und Dachbegrünung ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung des örtlichen Klimas erreicht werden.

Stadtplanung

Kaum ein geplantes Bauprojekt wurde in der Hansestadt in den vergangenen Monaten so intensiv diskutiert wie das Holstenquartier (1). Nach mehreren Eigentümerwechseln kritisierte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf: „Das Holsten-Quartier ist zu einem reinen Spekulationsobjekt verkommen.“ Immerhin: Im Frühjahr kommen die Abrissarbeiten an den Betriebsgebäuden der Brauerei in Gang. Auf dem Grundstück sollen in den nächsten Jahren 1400 Wohnungen entstehen.

Mit der Science City Bahrenfeld (2) soll ein ganzer Stadtteil der Wissenschaft gewidmet werden. Das Desy wird ausgebaut und die Uni-Fachbereiche Physik, Chemie und Teile der Biologie an den Forschungscampus Bahrenfeld verlegt. Zudem sind 2500 Wohnungen geplant. In den kommenden Monaten geht es vor allem um die Bürgerbeteiligung für die Entwicklung des Quartiers.

Die lange geplante Umgestaltung des Blankeneser Marktplatzes (3) erhält 2021 neue Dynamik mit vorbereitenden Arbeiten im Februar. Die eigentlichen Erdarbeiten beginnen im April, die erste Pflasterungsphase schließt sich im Mai an. Auch der Abriss des Markthauses soll ab August über die Bühne gehen, die Arbeiten für den Bau des neuen Hauses starten dann im Herbst.

Die Tunneldecke wird die östlichen und westlichen Bereiche von Othmarschen und Bahrenfeld verbinden.
Die Tunneldecke wird die östlichen und westlichen Bereiche von Othmarschen und Bahrenfeld verbinden. © DEGES/V-KON.media

Verkehr

Nach wie vor gehört der Magistralenausbau (4), also die Randbebauung der großen Verkehrsachsen mit Wohnungen, zu den wichtigsten Bau- und Infrastrukturmaßnahmen in ganz Hamburg. Täglich kann man sehen, wie die Bebauung, zum Beispiel entlang der Osdorfer Landstraße und der Luruper Hauptstraße, weiter vorangeht. Das Bezirksamt Altona hat laut Stefanie von Berg weitere Bebauungsplanverfahren an verschiedenen Magistralen angestoßen, welche die künftige städtebauliche Entwicklung vorbereiten sollen. Aktuell liegt der Schwerpunkt der laufenden Plan-Änderungsverfahren auf Sülldorf und Lurup, wo es im kommenden Jahr weitere Wohnungsbauprojekte geben wird. Dabei soll es laut Stefanie von Berg stets um eine maßvolle Nachverdichtung gehen. Auf den Verkehrsachsen soll es künftig zudem deutlich weniger Platz für den motorisierten Verkehr geben – zugunsten von Rad- und Fußwegen.

Nicht wenige nennen es ein Jahrhundertprojekt, zumindest aber wird die „Überdeckelung“ der A7 (5) ein Bauvorhaben, das Hamburg langfristig verändern wird. Im Raum Altona sind die vorbereitenden Arbeiten auf Höhe Bahrenfeld, zum Beispiel an beiden Böschungen, deutlich zu sehen und schreiten zügig voran. Wie Projektkoordinatorin Karina Fischer mitteilt, beginnen im kommenden März die teilweisen Abbrucharbeiten an den drei Brücken, welche die Autobahn queren – und zwar auf Höhe Behringstraße, Osdorfer Weg und Bahrenfelder Chaussee. Dazu werden zunächst unter anderem die Verkehrs-
inseln, Ampeln und Lampen abgebaut. Anders als bei den entsprechenden Arbeiten auf Höhe Schnelsen wird es bei Bahrenfeld aber keine Ersatzbrücken geben. Die Reste der Brücken werden einspurig so lange befahrbar bleiben, bis die ersten Tunnelelemente aufgebaut sind, über die der Verkehr dann geleitet wird. Nach wie vor gilt: Das Großprojekt „Deckel“ über die A 7 soll im Jahr 2028 abgeschlossen werden.

Der aufwendige Umbau der Elbchaussee (6) ist ein weiteres Großprojekt, das den Hamburger Westen in den kommenden Jahren stark prägen wird. Nach Mitteilung des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) werden die koordinierten Bauarbeiten, an denen unter anderem auch Hamburg Wasser und Stromnetz Hamburg beteiligt sind, schon im Januar beginnen. Voraussichtlich am 11. Januar macht die Kreuzung Elbchaussee / Parkstraße mit Leitungsarbeiten den Anfang, im Mai startet dann die Grundinstandsetzung der viel befahrenen Verkehrsachse: Gebaut wird – voraussichtlich bis Ende 2023 – zwischen Park- und Manteuffelstraße. Unter anderem müssen zahlreiche Leitungen erneuert werden – inklusive vieler Anschlüsse auf privaten Anliegergrundstücken. Teil der Umbauarbeiten sind die Schaffung eines Radwegs und die damit verbundene Verschmälerung der Autofahrbahn. Mindestens bis Mitte / Ende April wird die Elbchaussee auf diesem Abschnitt immer wieder nur einspurig befahrbar sein, wofür „Wanderbaustellen“ eingerichtet werden. Wie berichtet, soll es danach abschnittweise von West nach Ost bis zur Palmaille weitergehen.

Das Projekt Fernwärmetrasse (7) spaltet die Stadtteile Othmarschen, Groß Flottbek und Teile von Bahrenfeld. Wie berichtet, soll die neue, 7,6 Kilometer lange Trasse von der Elbe kommend unter anderem über Parkstraße und Groß Flottbeker Straße bis zur Notkestraße geführt werden. Nach Mitteilung des Bezirksamts befindet sich das Ganze nach wie vor im Planfeststellungsverfahren und im avisierten Zeitplan. Aktuell ist ein digitaler Erörterungstermin geplant, auf dem die vielen Einwendungen gegen das Projekt behandelt werden können – voraussichtlich für Ende Januar. Laut Bezirksamt könnte ein Planfeststellungsbescheid Mitte 2021 erlassen werden. Ob die Initiative „Keine Elbtrasse!“ wie angedroht dagegen klagen wird, ist aktuell noch offen.

Der Ausbau der Veloroute 1 (8) schreitet voran. Der Bereich Hohenzollernring / Bleickenallee wurde kurz vor Weihnachten fertiggestellt. Bis Ende August werden dann voraussichtlich die letzten Arbeiten in der Klausstraße / Lobuschstraße und Rothestraße / Bahrenfelder Straße erledigt sein, und der erste Bauabschnitt der Veloroute kann eröffnet werden. Der zweite Bauabschnitt in der Thadenstraße dauert von März bis Oktober 2021, danach können Radfahrer vom Grünen Jäger bis zur Max-Brauer-Allee einen Radweg nutzen. Der letzte Bauabschnitt im Sülldorfer Kirchenweg startet im Februar 2021 mit dem Bau des Kreisels auf Höhe Babendiekstraße.

Damit in Zusammenhang stehen auch die laufenden Arbeiten am Sülldorfer Kirchenweg (9), die einen Großteil des vergangenen Jahres angedauert haben – mit langfristigen Sperrungen und Gehwegarbeiten im südlichen Abschnitt. Die Arbeiten am dritten Bauabschnitt werden noch bis Ende Februar laufen. Als Grund für diese ungeplante Verzögerung nennt das Bezirksamt Probleme bei der Straßenentwässerung und mit den Wurzeln im Baumbestand. Die Bauarbeiten für den vierten Abschnitt sollen dann Ende Januar / Anfang Februar beginnen und etwa ein halbes Jahr andauern.

Der Verkehrsversuch „Ottensen macht Platz“ (10) sorgte 2019 und 2020 für Schlagzeilen. Für ursprünglich sechs Monate sollte das Kerngebiet von Ottensen weitgehend autofrei bleiben. Das Verwaltungsgericht beendete das Projekt im Januar vorzeitig. Die Bezirksversammlung beschloss im Februar mit den Stimmen der Grünen und der CDU, dass Ottensen „autoarm“ gestaltet werden soll. Bezirksamtschefin Stefanie von Berg ist überzeugt, dass „das starke Zeichen für die Mobilitätswende“ kommen wird: „Es geht nicht mehr um die Frage, ob Ottensen autoarm wird, sondern wie genau dies aussehen wird.“ Spannend wird die Finanzierung: Erste Kostenschätzungen für geplante Maßnahmen wie Aufarbeiten des Kopfsteinpflasters, Absenken der Bürgersteige und neue Grünflächen liegen bei mehreren Millionen Euro. Ein Projektteam will im Frühjahr Vorschläge vorlegen. Anwohner und Gewerbetreibende sollen an der Planung beteiligt werden, kündigt Stefanie von Berg an.

Seit 2003 planen Hamburg und die Bahn den neuen S-Bahnhof Ottensen (11) Höhe Thomasstraße. Nach vielen Verzögerungen hat der Bau (Kosten: 27 Millionen Euro) 2020 endlich begonnen, die neue Station zwischen Bahrenfelder Damm und Daimlerstraße soll Ende 2021 in Betrieb genommen werden und einen zusätzlichen Halt zwischen den Stationen Altona und Bahrenfeld bieten.

Natur

Der in Teilen abgesackte und mittlerweile seit rund fünf Jahren gesperrte Otto-Schokoll-Höhenweg (12) in Rissen konnte auch im vergangenen Jahr nicht instand gesetzt werden – die Verwaltung bezeichnet 2020 als „intensives Planungsjahr“ für das Projekt. Nun scheint es Licht am Ende des Tunnels zu geben: Voraussichtlich im Februar soll eine Stahlweg-Variante im bezirklichen Grünausschuss vorgestellt werden, deren Verlauf sich am alten Weg orientiert. Sollte es dort Zustimmung für Planung und Bau geben, könnte 2021 mit den ersten Ausschreibungen begonnen werden.

Im kommenden Jahr werden im Klövensteen (13) rund 60.000 neue Bäume gepflanzt, darunter auch 60 „Großbäume“ (Eichen). Wie das Bezirksamt ankündigt, kann sich die Zahl je nach Jahresverlauf möglicherweise auch noch erhöhen. Neben der Klimaverbesserung zielen die Nachpflanzungen laut Stefanie von Berg auch darauf ab, den Artenreichtum in Altona zu steigern.

Für das Zentrum von Lurup soll eine Grünfläche als innovative Parksportfläche (14) auf einem Teil des ehemaligen Sportplatzes des SV Lurup entwickelt werden, die eine kooperative Nutzung durch Schule, Sportverein sowie Anwohnerinnen und Anwohner ermöglichen wird. Die Fläche wird ein offener Bewegungs- und Begegnungsraum für verschiede Zielgruppen und verfolgt die Leitidee, Sport und Fitness an der frischen Luft für jeden zugänglich anzubieten. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich im Sommer beginnen und rund sechs Monate dauern.

Auch in den Parks des Grünzugs Neu-Altona (15) wird sich einiges tun. Nach den Parks nördlich der Holstenstraße (Bertha-von-Suttner-Park, Wohlers Park, Emil-Wendt-Park) werden nun die Anlagen von der Schomburgstraße bis zum Fischmarkt aufgewertet. Dabei geht es auch um den Neubau des Bauspielplatzes Königstraße. Für das erste Quartal 2021 ist die Vergabe der Arbeiten geplant, der Baustart folgt voraussichtlich im Sommer. Geplante Bauzeit: 18 Monate.

Für Ottensen ist es das Naherholungsgebiet: Der Fischers Park (16) zwischen Fischers Allee und Bernadottestraße, von allen nur Fischi genannt, vereint Picknickplatz, Bolzplatz, Wiese zum Entspannen und Spielplatz. Ab Frühjahr wird der Fischi herausgeputzt – mit Kletterwelten, Trampolinen, Tischtennisplatten und Boule-Flächen. Die geschätzte Bauzeit: ein Jahr.

Das denkmalgeschützte Fischerhaus ist das älteste Haus von Altona.
Das denkmalgeschützte Fischerhaus ist das älteste Haus von Altona. © Claas Ricker

Soziales

An der Baustraße Höhe Jürgen-Toepfer-Straße ist ein neuer Wohnungsbaukomplex entstanden, in dem sich auch die „Unterkunft Perspektive Wohnen“ (17) als neuer Nachbarschaftstreff befindet. Es handelt sich um eine Begegnungsstätte auf Initiative der Anwohner. Zum 1. Januar werden dem Verein „Rasthof e. V.“, die Räumlichkeiten übergeben. Der Eigentümer hat sich im städtebaulichen Vertrag verpflichtet, dem Verein für fünf Jahre die Kaltmiete für den Raum zu erlassen.

Nach jahrelangem Fast-Stillstand wird die Sanierung des denkmalgeschützten Fischerhauses (18) im Treppenviertel im Jahr 2021 ganz neue Dynamik erhalten, denn die Finanzbehörde stellt 3,5 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung. Das Geld stammt aus dem Hamburger Wirtschaftsstabilitätsprogramm (HWSP), über das zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise in den Jahren 2021 und 2022 Geld in städtische Maßnahmen gelenkt wird.

Für die Bauarbeiten an Altonas ältestem Bau gibt es keinen Starttermin im klassischen Sinne, weil die angefangenen Arbeiten übergangslos fortgesetzt werden. Sie ziehen sich aber mit Sicherheit durch das ganze Jahr 2021. Nach der Fertigstellung soll das Haus mit seinen rund 417 Quadratmetern Fläche unter anderem wieder als Altentagesstätte und auch als kleines Museum im Bezirk genutzt werden. Die energetische Sanierung des Bürgerhauses Bornheide (19) an der gleichnamigen Straße wird ebenfalls aus HWSP-Mitteln bestritten. Dafür werden rund 900.000 Euro bereitgestellt.

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