Hamburg. Acht Gebäude wurden bereits verkauft, einige abgerissen. Nun wird ein Interessent für ein Gotteshaus in Barmbek gesucht.
Der evangelische Kirchenkreis Hamburg-Ost bereitet den Verkauf der denkmalgeschützten Bugenhagenkirche in Barmbek vor. Das Gotteshaus ist ein Backsteinbau aus der Zeit der Weimarer Republik. Aktuell werden im Rahmen eines öffentlichen Verfahrens Kaufinteressenten gesucht, sagte Remmer Koch, Sprecher des Kirchenkreises Hamburg-Ost, dem Abendblatt. Gefragt sei ein „gutes Konzept mit Nutzen für den Stadtteil“. Ein erster Abgabetermin der „Ideenphase“ ging kürzlich zu Ende.
Die Bugenhagenkirche wurde 1929 eingeweiht. Seit 14 Jahren ist sie aus Kostengründen nicht mehr in gemeindlicher Nutzung. Andere Glaubensgemeinschaften wie die bulgarisch-orthodoxe und eine evangelikale Gemeinde feiern dort zeitweise ihre Gottesdienste. Außerdem war sie Theaterspielstätte. Das zum Kauf stehende Grundstück ist 2500 Quadratmetern groß.
Unterhalt einer Kirche kostet viel Geld
Völlig offen ist dagegen noch die Zukunft der Dreifaltigkeitskirche in Harburg, ein Kirchenbau aus den 1960er-Jahren. Seit zwölf Jahren wird er nicht mehr genutzt. Auch für die Meiendorfer Thomaskirche ist das Gebäudemanagement auf der Suche nach einer tragfähigen Lösung. Die Kirchengemeinde Meiendorf-Oldenfelde hatte entschieden, diesen Standort aufzugeben. Fast immer nehme die Suche nach tragfähigen Nachnutzungskonzepten etliche Jahre in Anspruch, sagte Remmer Koch. „Das liegt daran, dass der Unterhalt einer Kirche viel Geld kostet.“ Dazu komme, dass mögliche Umbauten mit dem Denkmalschutz in Einklang zu bringen sind.
In den vergangenen zehn Jahren haben sich die beiden Hamburger Kirchenkreise (Ost sowie West/Südholstein) von acht kirchlichen Gebäuden getrennt. Weitere Kirchen wurden zwar nicht entwidmet, haben aber eine neue Bestimmung gekommen – wie die Osterkirche in Ottensen, die zur Schulgottesdienst-Kirche wurde. Und seit 2018 ist die frühere Kapernaum-Kirche offiziell die Al-Nour-Moschee. Dieser Fall eines Kirchenverkaufs hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Im Bereich der Nordkirche sind laut Bischofskanzlei seit 2012 neun Kirchen und Kapellen entwidmet worden. In Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gibt es 1880 evangelisch-lutherische Kirchen und Kapellen. „Es ist klar, dass wir zu viele Gebäude haben“, sagte Koch. Etwa die Hälfte der Gebäude in dem Kirchenkreis sind Nachkriegsbauten, viele davon sanierungsbedürftig.
Unterschiedlichste neue Nutzungen
Aus der ehemaligen Osterkirche im Hamburger Brehmweg 50 (Kirchengemeinde Langenfelde) wurde inzwischen die „Kunstakademie Hamburg“, bei der Interessenten den Berufsabschluss eines Kunsttherapeuten erlangen können.
Abgerissen wurde die Marienkapelle (Kirchengemeinde Eidelstedt). An ihrer Stelle entstand eine evangelische Kita mit mehr als 100 Plätzen. Die Einweihung der Kita „Marien“ fand 2013 statt. Einige Elemente der ehemaligen Kapelle wurden in den neuen Bau integriert, darunter ein Betonquader mit der Aufschrift „Jesus Christus spricht: Kommet her zu mir alle“ und das Glockentürmchen mit zwei Glocken. Die Orgel steht jetzt in einer portugiesischen Kirche.
Am ehemaligen Standort der Johanneskirche in Eidelstedt wurde ebenfalls eine Kita gebaut – die Kita Johannes. „Wir planen jetzt an diesem Standort eine große Wohnanlage mit Demenz-WG und eine Kita mit vier Krippengruppen“, sagt Monika Rulfs, Sprecherin des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein. Der Baubeginn sei für dieses Frühjahr vorgesehen. Ein Verkauf von weiteren Gotteshäusern ist in diesem Kirchenkreis den Angaben zufolge „in naher Zukunft“ nicht geplant.
Einen neuen Nutzer hat unterdessen die Osterkirche an der Wandsbeker Chaussee gefunden. Die bulgarisch-orthodoxe Kirche hat die frühere Kapelle wie berichtet übernommen. Der Kirchengemeinderat in Eilbek hatte Ende 2016 beschlossen, diesen Standort aus finanziellen Gründen aufzugeben.
Kirchenkreis Ost hat sich von vier Gotteshäusern getrennt
Neben der Osterkirche in Eilbek hat sich der evangelische Kirchenkreis Hamburg-Ost in den vergangenen zehn Jahren von vier weiteren Gotteshäusern getrennt: In Sinstorf entstand ein Hospiz. Die Bethlehem-Kirche in Witzhave wird jetzt als Friedhofskapelle von der Kommune genutzt. Auch die Kapelle in Todendorf wurde an die Kommune verkauft; diese ließ das Gebäude abreißen, um selbst auf dem Grundstück zu bauen. Vor einer Woche hatte Bischöfin Kirsten Fehrs die Paul-Gerhardt-Kirche in Wilhelmsburg entwidmet. Voraussichtlich werde das Gebäude abgerissen, um auf dem Areal fairen Mietwohnungsbau zu realisieren, hieß es. Die Erträge sollen, so der Plan, die Gemeindearbeit an der Emmauskirche Wilhelmsburg unterstützen. Auf Veränderungen müssen sich drei Harburger evangelische Kirchengemeinden einstellen. Aus der Luther-Kirchengemeinde Eißendorf, St. Trinitatis und St. Paulus soll zum 1. Februar 2020 die neue Kirchengemeinde Harburg-Mitte werden.