Statt Restgemeinden zu Tode zu schrumpfen, könnten Christen gemeinsam neue Kraft aus der Zusammenarbeit schöpfen.

Spätestens seit einem Jahr wissen auch Nichtkatholiken, wie es finanziell um das Erzbistum Hamburg steht. Anders als andere Diözesen, die aus der Geschichte noch reichlich Tafelsilber ihr Eigen nennen, steht Hamburg relativ nackt da. Altlasten, steigende Pensionsverpflichtungen und ein Instandhaltungsstau belasten die Bilanz. Daraus hat das Bistum vor einem Jahr die fatale Schlussfolgerung gezogen, bis zu acht katholische Schulen zu schließen. Für die Fehler der Vergangenheit hat die Kirche ihre Zukunft aufs Spiel gesetzt.

Offenbar sieht die Bistumsleitung ihre Ad-hoc-Fehlentscheidung inzwischen in anderem Licht. Sollten die beiden Schulen in Harburg und Barmbek, für die das Moratorium verlängert wurde, wirklich gerettet werden, wäre das ein starkes Signal an die Gläubigen, von denen viele seit den Schließungsplänen mit der Kirchenleitung hadern.

Zehn Prozent der Hamburger sind katholisch

Nach vorne weist nun der Vorschlag des Erzbischofs, die finanzielle Krise vor Ort in eine Chance zu verwandeln: Es gebe viele Dörfer, Städte und Stadtteile, in denen die katholischen und die evangelischen Gemeinden klein sind. Reicht da nicht eine Kirche oder ein Gemeindezentrum?, fragte Stefan Heße. Und er hat recht: Angesichts einer fortschreitenden Säkularisierung schrumpfen die Kirchen.

Noch vor zwei Generationen war der Protestantismus in der Hansestadt prägend, heute sind noch 27 Prozent der Hamburger Mitglied der EKD. Rund zehn Prozent der Hamburger sind katholisch, doch nach Jahren des Wachstums rechnet man auch hier mit einem Rückgang.

Statt Restgemeinden zu Tode zu schrumpfen, könnten Christen gemeinsam neue Kraft, neue Ideen und neue Spiritualität aus der Zusammenarbeit schöpfen. Katholiken und Protestanten sind längst eine Minderheit – sie sollten auf das Verbindende blicken, nicht auf das Trennende.