Hamburg. Der Hamburger Impfarzt Dr. Dirk Heinrich über die hohen Sieben-Tage-Inzidenzen, die Situation in den Praxen und gute Nachrichten.

Schnell impfen, noch schneller boostern – und die guten alten Pandemieregeln einhalten wie Abstand, FFP-2-Masken und Lüften: Er war der Erste, der früh gesagt hat, Hamburg müsse sich wegen der Omikron-Variante des Coronavirus auf ein Worst-Case-Szenario einstellen. Dr. Dirk Heinrich, oberster gewählter Arzt in der Kassenärztlichen Vereinigung und früherer Sprecher der medizinischen Leiter im Impfzentrum in den Messehallen, sah im Abendblatt-Interview im Dezember in Omikron eine sehr spezielle Welle anrauschen.

„Richtig ist es, mit dem Schlimmsten zu rechnen und sich darauf vorzubereiten“, sagte Heinrich. Heute, bei inzwischen 100.000 aktuell Infizierten in Hamburg, richtet Heinrich den Blick auf mehrere Faktoren und nicht bloß die hohe Sieben-Tage-Inzidenz, die auch für den Senat als alleinige Maßzahl ausgedient hat. Heinrich sagte: „Leider war das zu erwarten bei der hohen Infektiosität der Omikron-Variante. Entscheidend bleibt die Hospitalisierungs- und Intensivstationsrate. Diese scheint aber doch langsamer anzusteigen als zunächst befürchtet. Wenn das so bleibt, wäre das eine richtig gute Nachricht.“

Corona in Hamburg: Es gibt auch gute Nachrichten

Aus diesem Grund hält er wenig von einem „Lockdown light“, um kurzfristig die hohen Infektionszahlen zu senken.

Der HNO-Arzt appelliert an die vielen Infizierten, die Öffentlichkeit zu meiden und sich zu Hause zu isolieren. „Die Regeln sind klar kommuniziert worden und jeder sollte sich daran halten.“ Auch in den Arztpraxen sei zu beobachten, dass es Ausfälle beim Personal gebe. „Wir haben täglich viele Patienten, die einen Abstrich benötigen. Von diesen sind dann mehr als 60 bis 75 Prozent leider positiv.“ Heinrich spricht von einer „sehr arbeits- und überstundenintensiven Phase der Pandemie“.

Dr. Dirk Heinrich bei Twitter

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Wie Omikron das Impfen beeinflusst

Und es gibt noch eine Besonderheit in dieser Hoch-Inzidenz-Phase. Bei vielen Menschen fällt die Ansteckung zeitlich zusammen mit den geplanten Terminen für eine Zweitimpfung oder Auffrischung. Schlechte Nachricht dabei: Wer infiziert ist, kann sich nicht impfen lassen. Gute Nachricht: Wer doppelt geimpft oder sogar geboostert ist, hat eine große Chance auf einen milden Krankheitsverlauf – und künftig einen sehr guten, anhaltenden Schutz.

Impfarzt Heinrich sagt, die aktuelle Lage werde sich auf den Impffortschritt auswirken: „Das wird Einfluss auf die Zahl der erreichbaren Boosterungen haben.“ Das heißt: Wenn in den kommenden Tagen und Wochen weniger geimpft wird, hat das mit Omikron zu tun.