Hamburg. Täglich Tausende neue Fälle. Ein UKE-Experte macht trotzdem Hoffnung. Omikron-Welle beeinflusst das Impfen in Hamburg.
In Hamburg sind aktuell deutlich mehr als 90.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das ist die höchste je gemessene Zahl und selbst im Vergleich mit der Cholera-Epidemie von 1892 ein historischer Höchstwert, als bei einem Drittel der heutigen Einwohnerzahl knapp 17.000 Menschen erkrankten. Es wird erwartet, dass die 100.000er-Marke noch an diesem Wochenende fällt. Zudem ist die Dunkelziffer beträchtlich.
Der Mikrobiologe und Krankenhaushygieniker Prof. Johannes Knobloch (UKE) sagte dem Abendblatt: „Wir haben die Erwartung, dass die Zahl der Infizierten noch ansteigt. Hamburg nähert sich aber dem Wendepunkt. Wenn Herr Lauterbach recht hat und das in Deutschland in zwei Wochen der Fall sein wird, stehen wir kurz davor.“ Der Grund liege darin, dass in Hamburg die Zahlen früher stiegen als anderswo.
Corona Hamburg: Fast 100.000 Menschen akut infziert
Die große Zahl der aktuell vom Sars-CoV-2-Virus Betroffenen ergibt sich mit Stand Freitag aus den Gesamtinfektionen (241.352) minus den Genesenen (148.600). Davon müssen die an oder mit Corona Verstorbenen (2102) abgezogen werden. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren rund 6000 Menschen in Hamburg gleichzeitig infiziert, und die Inzidenz lag bei 101. Jetzt liegt dieser Sieben-Tage-Wert bei 2173,7 – so hoch wie noch nie. Am Freitag kamen 7464 neue bestätigte Fälle dazu, am Sonnabend 6207.
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Prof. Stefan Kluge (UKE) bei Twitter
Mit einer Überlastung der Krankenhäuser ist im Moment nicht zu rechnen. Doch auch dort steigt die Zahl derjenigen, die sich in Isolation begeben müssen, ebenso wie in Arztpraxen und Schulen. UKE-Experte Knobloch bekräftigte noch einmal, dass die Strategie sich ändern sollte. Man müsse den Schutz der vulnerablen Gruppen optimieren. Es gebe in Heimen Ausbrüche, bei denen sich trotz Impfschutz schwere Verläufe entwickeln können. Zum anderen könne man Maßnahmen lockern für die, die einen guten Schutz haben oder diesen in den kommenden Wochen entwickeln.
Omikron-Welle in Hamburg hat Einfluss aufs Impfen
Viele Infektionen jetzt bewirkten, dass der immunologische Schutz wachse. Knobloch sagte, nahezu jeder Hamburger kenne einen Fall im Umfeld. „Das Abstandhalten und Lüften sowie konsequenteres Maskentragen werden deshalb möglicherweise häufiger beherzigt. Aus der Pandemie kommt man am Ende nur durch Verhaltensänderungen heraus.“
Hamburg ist aktuell die Omikron-Hauptstadt Deutschlands. Auch Prof. Stefan Kluge vom UKE belegt mit einem Tweet, dass die Welle in einigen Bundesländern verspätet „einschlägt“. Berlin hat aktuell etwa 167.000 Infizierte – bei doppelter Einwohnerzahl im Vergleich zu Hamburg. In München (1,5 Millionen Einwohner) plagen sich rund 45.000 Menschen derzeit mit Corona.
Die hohen Zahlen haben einen Einfluss auf das Impfgeschehen. Das bestätigte Impfarzt Dr. Dirk Heinrich. Denn wer sich angesteckt hat, kann nicht geimpft oder geboostert werden. Gut möglich, dass die Nachfrage nach Impfungen deshalb weiter zurückgeht. Hamburgs Impfquote (komplett immunisiert) liegt nach Angaben des Robert-Koch-Institutes bei 79,2 Prozent. Nur Bremen (86,5) und das Saarland (80,0) sind bundesweit besser. Beim Boostern (50,3 Prozent) ist der Bundesschnitt von 52,2 Prozent noch nicht erreicht. Aber hier holt Hamburg immerhin kontinuierlich auf.