Hamburg. Inzidenz auf niedrigstem Wert seit Februar. Schleswig-Holstein lockert Corona-Regeln. Polizei warnt vor Vatertagstouren.

Was am Montag angekündigt wurde, ist am Dienstag offiziell beschlossen worden: Das Ende der Corona-Notbremse in Hamburg. Die Inzidenz liegt mit Stand Dienstag seit sechs aufeinander folgenden Werktagen unter dem Grenzwert von 100, nun hat der Senat als erstes die nächtliche Ausgangssperre aufgehoben; Lockerungen gibt es ebenfalls an Kitas, Schulen und Museen. Der Einzelhandel fühlt sich hingegen übergangen und kritisiert den Stufenplan der Hansestadt.

In Schleswig-Holstein liegen die Infektionszahlen weiter nur ganz knapp über dem letzten Grenzwert von 50 – mit Stand Montagabend liegt kein Kreis mehr im dreistelligen Inzidenzbereich, weniger als die Hälfte der 15 Städte und Landkreise bewegt sich im Bereich einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100. Auch in Niedersachsen gibt es zwar noch einige Kreise, die zum Teil deutlich über dem 100er-Grenzwert liegen, landesweit jedoch verzeichnet man einen Wert von 84,3 (Stand Dienstag).

Die Corona-Nachrichten für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 11. Mai:

  • Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein sinkt unter 50
  • Menge an Biontech-Impfstoff wird im Juni massiv erhöht
  • Schleswig-Holstein lockert – was ab Montag wieder erlaubt ist
  • 10.000 Impftermine für über 70-Jährige im Norden zu vergeben
  • Auch A7 ist tabu – Kritik an Ausgangssperre in Neumünster
  • Schleswig-Holstein: Nur wenige Infektionen in Modellregionen
  • Corona in Hamburg: die aktuelle Lage
  • Tourismus-Öffnung nur für Niedersachsen nicht kostendeckend
  • Polizei warnt vor Bollerwagentouren am Vatertag
  • Bäderverordnung: Schleswig-Holstein erlaubt Sonntagsöffnung
  • Thering begrüßt "vorsichtigen Weg"
  • Ausgangssperre: Innensenator zieht Bilanz
  • Corona in Hamburg: Inzidenz nun bei weniger als 80
  • Weil verteidigt Tourismus-Öffnung nur für Niedersachsen
  • CDU fordert Testpflicht auch für Kita-Kinder
  • Wie in Niedersachsen die Strandampel 2.0 geplant wird
  • Impfvordrängler in Hamburg: "Stimmung wird aggressiver"
  • Nächtliche Ausgangssperre soll enden – Senat berät
  • Kochsalz statt Impfstoff: 22 Menschen müssen neu geimpft werden
  • Corona in der Region: die aktuelle Lage
  • Landtag berät über Wege aus dem Lockdown
  • Schleswig-Holstein: Inzidenz stagniert knapp über 50

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern ab 14. Juni für alle möglich

Die Gastronomie in Mecklenburg-Vorpommern darf von Pfingstsonntag an wieder öffnen - außen und innen. Das sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstagabend nach einer Sitzung des Kabinetts. Der Tourismus in dem Bundesland wird am 7. Juni für Einwohner des Landes und am 14. Juni für Gäste aus den anderen Bundesländern geöffnet. Ab sofort könne gebucht werden, sagte Schwesig.

Der Druck auf die Landesregierung für rasche Öffnungen in der Corona-Krise war an den vergangenen Tagen zunehmend gewachsen. Die drei Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern hatten unmittelbar vor der Kabinettssitzung mitgeteilt, das Land laufe Gefahr, die Öffnung der Wirtschaft zu verschlafen, während Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern oder andere Bundesländer schon längst klare Öffnungsperspektiven vorgestellt hätten.

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Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein sinkt unter 50

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein ist am Dienstag unter den Wert von 50 gesunken. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche lag bei 49,0, wie aus Daten des Gesundheitsministeriums in Kiel hervorging (Stand 11.5. 19.02 Uhr). Am Montag hatte sie bei 50,2 gelegen, vor einer Woche bei 54,5. Innerhalb eines Tages kamen am Dienstag 245 neu gemeldete Ansteckungen hinzu. Am Dienstag vergangener Woche waren es 296 gewesen.

In Kliniken lagen den Angaben zufolge 169 Covid-19-Kranke - einer mehr als am Vortag. 53 von ihnen wurden demnach auf Intensivstationen behandelt, drei mehr als am Montag. 33 Corona-Patienten wurden beatmet. Zwei weitere Menschen starben an oder mit einer Corona-Infektion. Die Zahl der Todesfälle seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit dem Virus liegt nun bei 1536.

Die Regionen mit den höchsten Inzidenzwerten sind Kiel (87,1) und Herzogtum Lauenburg (79,3). Am niedrigsten liegen die Werte in Flensburg (21,1) und Schleswig-Flensburg (25,9).

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Menge an Biontech-Impfstoff wird im Juni massiv erhöht

Das Impfzentrum in den Hamburger Messehallen ist „Opfer“ seines eigenen Erfolgs und der Rekorde geworden. Gleichzeitig können die Hamburger Hausärzte in den kommenden Wochen mit deutlich mehr Impfdosen von Biontech rechnen. Das sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Walter Plassmann, dem Abendblatt: „Im Juni wird die Menge an Impfstoff des Herstellers Biontech massiv erhöht. Im Impfzentrum werden von der übernächsten Woche an hauptsächlich Zweitimpfungen durchgeführt. Das ist auch ein Resultat unserer Impfrekorde, das wir jetzt abarbeiten müssen.“

Plassmann sagte außerdem, er könne sich vorstellen, dass man für ein höheres Impftempo in den Praxen wie zuletzt im Impfzentrum reine „Astra-Tage“ einrichtet. „Der Erfolg im Impfzentrum hat gezeigt, dass das Impftempo dadurch anzieht.“ Von Astrazeneca gibt es aktuell mehr Impfdosen als für die derzeitige Priorisierungsgruppe gebraucht wird.

Schleswig-Holstein lockert – was ab Montag wieder erlaubt ist

In der Corona-Pandemie gelten in Schleswig-Holstein vom kommenden Montag an gelockerte Regeln vor allem im Tourismus und der Gastronomie, bei Kontakten im Freien und in der Freizeit. Das sieht eine neue Verordnung der Landesregierung vor, mit der die in der vorigen Woche angekündigten Öffnungsschritte in Kraft treten. „Schleswig-Holstein hat seit Januar eine 7-Tage-Inzidenz, die deutlich unter 100 liegt“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) laut Mitteilung der Staatskanzlei. „Aktuell ist der Wert bei 50. In der Tendenz sinkt diese Marke weiter.“

Gaststätten dürfen unter strengen Auflagen vom 17. Mai auch ihre Innenbereiche öffnen. Voraussetzung ist ein negativer Testnachweis oder eine Bescheinigung, dass eine vollständige Impfung mindestens zwei Wochen alt ist. Wer als Tourist im Norden übernachten will, muss mit frischem negativen Coronatest anreisen und diesen alle drei Tage erneuern. Ein Antigen-Schnelltest darf maximal 24 Stunden, ein PCR-Test höchstens 48 Stunden alt sein.

Im Freien dürfen sich wieder mehr Menschen treffen: insgesamt zehn Personen aus bis zu zehn Haushalten, nicht mehr nur fünf aus zwei Haushalten. Diese Regel bleibt für den Innenbereich bestehen, auch in Gaststätten. Erleichterungen gibt es auch für Kitas, Schule, Sport und Kultur. An Versammlungen im Freien dürfen 250 statt bislang 100 Menschen teilnehmen – gleiches gilt für Religionsgemeinschaften. Bestattungen und Trauerfeiern sind mit bis zu 100 Teilnehmern im Außenbereich und mit maximal 50 Teilnehmern im Innenbereich möglich.

10.000 Impftermine für über 70-Jährige im Norden zu vergeben

Menschen in Schleswig-Holstein ab 70 Jahre können sich an diesem Freitag um 10.000 Termine für Impfungen gegen das Coronavirus mit dem Präparat von Johnson & Johnson bemühen. Die Termine für die nächste Woche sind ab 17 Uhr unter www.impfen-sh.de im Internet jeweils für eines der 28 Impfzentren buchbar, wie das Gesundheitsministerium am Dienstag mitteilte. „Die Impfkampagne läuft auf Hochtouren, trotzdem gibt es Menschen, die schon länger impfberechtigt sind, und bislang keinen Termin buchen konnten“, sagte Ressortchef Heiner Garg (FDP).

Haus- und Facharztpraxen impften so schnell sie können und die Impfzentren verimpften alles, was da ist. „Nun haben wir mit Johnson & Johnson die Möglichkeit, kurzfristig zusätzliche Kapazitäten zu aktivieren, um gerade der Gruppe der über 70-Jährigen, die noch keinen Termin beim Haus- oder Facharzt oder im Impfzentrum buchen konnten, ein zusätzliches Angebot zu machen.“ Dieses Mittel muss nur einmal geimpft werden.

Ministerin im Norden sieht Sport-Modellprojekte als Erfolg

Schleswig-Holsteins Sport-Modellprojekte in der Corona-Zeit sind aus Sicht von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack ein Erfolg. „Wir wollen mit den Modellprojekten eine langfristige Perspektive für den Sport in Corona-Zeiten aufzeigen“, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag. „Deswegen war es für uns wichtig, dass wir möglichst unterschiedliche Sportarten an verschiedenen Orten drinnen und draußen testen.“ Sie danke allen Beteiligten für ihr beeindruckendes Engagement.

„Ich hoffe, dass wir aufgrund der aus diesen Modellprojekten gezogenen Lehren überall im Land langfristig mehr Sport möglich machen können“, sagte Sütterlin-Waack. Auf ihrem Besuchsprogramm standen am Dienstag drei Modellprojekte: Schwimmen und Tanzen in Flensburg sowie Fußball in Eckernförde.

Sabine Sütterlin-Waack (CDU), schleswig-holsteinische Ministerin für Inneres, ländliche Räume und Integration, und Petra Obermark (2.v.r.) vom TSB Flensburg hben am Dienstag eine Schwimmstunde im Campusbad besucht.
Sabine Sütterlin-Waack (CDU), schleswig-holsteinische Ministerin für Inneres, ländliche Räume und Integration, und Petra Obermark (2.v.r.) vom TSB Flensburg hben am Dienstag eine Schwimmstunde im Campusbad besucht. © picture alliance/dpa/Frank Molter | Unbekannt

Die Landesregierung hatte insgesamt acht Modellprojekte für Sport unter Corona-Bedingungen ausgewählt, von denen eines in Neumünster wegen zu hoher Infektionszahlen noch nicht gestartet ist. Von Basketball über Dart bis zum Basketball reicht die Palette. Auch das weibliche U16 Basketball-Team der Itzehoe Eagles und der Itzehoer Ruderclub sind dabei. In Kiel bekamen der Männerturnverein (KMTV) und der Turnerbund (KTB) den Zuschlag. Die Projekte zeichneten sich durch ein sehr gutes und durchdachtes Konzept aus und umfassten sehr unterschiedliche Sportarten und Altersgruppen, hatte Sütterlin-Waack nach der Auswahlentscheidung gesagt.

Auch A7 ist tabu – Kritik an Ausgangssperre in Neumünster

Drei Tage in Folge lag die Inzidenz in Neumünster über 100, seit Montag greift erstmals die Bundesnotbremse – und sorgt nicht nur im Einzelhandel für Diskussionen. Insbesondere die Ausgangssperre, die zwischen 22 Uhr abends und 5 Uhr morgens gilt, stößt auf Kritik. Wer nach 22 Uhr ohne wichtigen Grund noch durch das Neumünsteraner Stadtgebiet fährt, muss mit einem hohen Bußgeld rechnen. Kurios: Die Ausgangssperre gilt auch für die Bundesstraßen 205 und 430 sowie für Teile der A7, die zum Stadtgebiet gehören. Konkret gilt das Verbot für den Abschnitt zwischen Neumünster-Nord und Großenaspe.

Für die FDP-Jugendorganisation Junge Liberale in Schleswig-Holstein ist diese pauschale Auslegung der Notbremse „realitätsfern“. Die Maßnahmen schmälerten auch das Vertrauen in die Politik. „Solche skurrilen Auswirkungen kann man niemandem erklären. Ganz nebenbei erzeugt man dadurch auch Umwege, die ohne jeden Beitrag für ein niedrigeres Infektionsgeschehen klimaschädlich sind“, so der Landesvorsitzende Max Mordhorst.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Schleswig-Holstein: Nur wenige Corona-Fälle in Modellregionen

Die touristischen Modellregionen in Schleswig-Holstein erweisen sich nach wie vor nicht als Treiber der Corona-Pandemie. Das vor drei Wochen gestartete Modellprojekt Ostseefjord Schlei habe eine anhaltend sehr große Nachfrage und die Sieben-Tage-Inzidenz gehe weiterhin zurück, berichtete die Ostseefjord Schlei GmbH am Dienstag. Aus bisher 39 500 Antigenschnelltests resultierten demnach 6 durch PCR-Tests bestätigte Corona-Befunde. Die Inzidenz liege in der Modellregion bei etwa 16 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen.

Mit der landesweiten Öffnung des Tourismus ab nächstem Montag wird das Modellprojekt voraussichtlich auch in den landesweiten Regelbetrieb übergehen. Für das Himmelfahrtswochenende davor wurde mit dem Wirtschaftsministerium und den Gesundheitsämtern eine Erweiterung des Modellprojektes festgelegt: Damit kann ab Donnerstag die Innengastronomie unter strengen Vorgaben öffnen. Zu diesen gehören Corona-Tests von Besuchern und Beschäftigten in kurzen Abständen und eine Sperrzeit ab 23.00 Uhr. Hinzu kommen eine Kontaktbeschränkung auf fünf Personen ab 14 Jahren aus höchstens zwei Haushalten und die Nachverfolgung der Kontakte.

Corona-Briefing: die aktuelle Lage in Hamburg

Die Corona-Zahlen in Hamburg geben Anlass zur Hoffnung auf eine nachhaltige Entspannung der Lage: Zwar wurden auch in der vergangenen Kalenderwoche 1562 neue Corona-Fälle erfasst – nur zwei Wochen zuvor waren es aber noch mehr als 2000 und in der Woche vor den Osterfeiertagen sogar fast 3000 – bei einer in etwa gleichbleibenden Zahl laborausgewerteter Tests (etwa 15.500 pro Werktag). Entsprechend ist auch die Positivrate der PCR-Tests deutlich von 4,9 in der Vorwoche auf 4,1 Prozent gesunken.

Bei Altersgruppen der Neuinfizierten entfällt mehr als ein Drittel auf die 20-39-Jährigen (587 von 1562) – nur 67 Fälle lassen sich dem Segment der über 70-Jährigen zuordnen, weniger sogar als die Fälle bei den Allerjüngsten (91 Neuinfektionen bei 0-5-Jährigen). Derzeit gibt es nur drei Bewohner sowie fünf Beschäftigte von Alten- und Pflegeheimen in Hamburg, die mit dem Coronavirus infiziert sind.

Auch die Zahl der schwer und schwerst Erkrankten in der Stadt ist rückläufig: Lagen vor 14 Tagen noch mehr als 300 Covid-19-Patienten in Hamburger Krankenhäusern, sind es nun nur noch etwas mehr als 200. Auch die Zahl der Intensivpatienten ist im gleichen Zeitraum signifikant von fast 120 auf weniger als 80 gesunken.

Die Zahl der verabreichten Impfstoffdosen liegt inzwischen bei 777.200. Davon entfallen 612.800 auf erfolgte Erstimpfungen, 164.400 Menschen haben darüber hinaus auch die zweite Impfdosis erhalten.

Zu den tagesaktuellen Corona-Zahlen aus Hamburg

Tourismus-Öffnung nur für Niedersachsen nicht kostendeckend

Die vorsichtige Öffnung beim Tourismus in Niedersachsen ist für viele Hotels und Ferienanlagen nicht kostendeckend. „Wir haben normalerweise 10 Prozent Niedersachsen, die kommen, und 90 Prozent von weiter her“, sagte der Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH, Ulrich von dem Bruch, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Pfingsten tut richtig weh, da waren wir voll gebucht.“

Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH.
Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH. © picture alliance | Unbekannt

Nach monatelangem Corona-Lockdown läuft der Tourismus seit dieser Woche wieder vorsichtig an. Vorerst können aber nur Menschen aus Niedersachsen ein Quartier buchen, und die Sieben-Tage-Inzidenz muss unter 100 sein. Die Anreise ist gekoppelt an negative Schnelltests, dem Nachweis einer vollständigen Impfung oder die Genesung nach einer Infektion. Von dem Bruch sagte, ein Betreiber von 18 Ferienhäusern habe 17 Mietern absagen müssen. Die Nachfrage aus Niedersachsen könne den Ausfall für das kommende Himmelfahrtswochenende und Pfingsten (22.-24. Mai) nicht ausgleichen.

Viele Gäste scheuten auch die Testpflicht vor der Anreise und am Urlaubsort. „Die meisten wollen nicht mit Test reisen, das trübt die Nachfrage“, bestätigte von dem Bruch. Camping sei ein bisschen besser: „Wir glauben, dass das das stärkste Segment werden wir.“

Vieles müsse sich erst einspielen, wie das Dokumentieren der Tests. „Das ist schon ein dickes Brett, was uns die Landesregierung aufgebürdet hat“, meinte von dem Bruch. Erst müssten die Angestellten aus der Kurzarbeit zurückgeholt werden, dann die ganze Bürokratie bewältigt werden. Die Hoffnung gehe jetzt in Richtung der nächsten Landesverordnung Ende des Monats und eine mögliche Erlaubnis für Urlauber aus anderen Bundesländern.

Polizei im Norden warnt vor Bollerwagentouren am Vatertag

Die Landespolizei Schleswig-Holstein warnt Vatertagstouristen und Ausflügler: Man werde die Präsenz "am Himmelfahrtswochenende deutlich sichtbar erhöhen", vor allem an touristischen Interessanten Orten, in Regionen mit hoher Inzidenz sowie in den Modellregionen. Insgesamt würde derzeit mit einer zusätzlichen Präsenz von rund 450 Polizeibeamten geplant.

Typisches Bild: Mehr oder weniger lustige Männer mit Bollerwagen am Vatertag, wie hier bei Fuhrberg in Niedersachsen
So nicht, warnt die Polizei: Bollerwagentouren am Vatertag seien nicht mit den Corona-Regeln vereinbar. © dpa | Unbekannt

Zwar läge die "vorrangige Zuständigkeit bei den kommunalen Behörden", diese jedoch würden im Rahmen der Amtshilfe von der Landespolizei unterstützt. Besonders etwaige Vatertagstouren haben die Beamten mit ihrer Warnung im Blick: "Für den Himmelfahrtstag rufen wir eindringlich dazu auf die geltenden Vorschriften zu beachten. Bollerwagentouren im Freundeskreis, exzessiver Alkoholkonsum und Gruppenansammlungen sind nicht mit den geltenden Regeln vereinbar." Zwar würden alle Kontrollen "mit Augenmaß und dem notwendigen Fingerspitzengefühl" vorgenommen. Wo es nötig sei, werde man aber "konsequent durchgreifen" und im Zweifelsfall auch Platzverweise aussprechen oder renitente Störer in Gewahrsam nehmen.

Bäderverordnung: Schleswig-Holstein erlaubt Sonntagsöffnung

 Pünktlich zur landesweiten Öffnung des Tourismus dürfen von Montag an in Schleswig-Holstein in zahlreichen Ferienorten die Geschäfte auch wieder sonntags aufmachen. Die wegen der Corona-Pandemie ausgesetzte sogenannte Bäderverordnung trete dann wieder in Kraft, teilte das Wirtschaftsministerium am Dienstag mit. „Die Bäderverordnung dient der Selbstversorgung von Touristen, und da wir – nach einer langen Phase massiver Einschränkungen – zu Pfingsten wieder Übernachtungsgäste ins Land lassen, steht auch der Sonntagsöffnung in den Bäderorten nichts mehr entgegen“, sagte Ressortchef Bernd Buchholz.

Beliebt: Timmendorfer Strand von oben. Hier sind die Preise für Ferienimmobilien stark gestiegen.
Timmendorfer Strand gehört zu den Orten, die von der Bäderverordnung profitieren. © Klaus Bodig / HA | Unbekannt

Der FDP-Politiker erinnerte an die Bestimmungen, wonach nur Getestete, Geimpfte oder Genesene Urlaubsquartiere beziehen dürfen und ihre Corona-Tests mindestens alle 72 Stunden erneuern müssen. Die im April gestarteten Tourismus-Modellprojekte hätten schon jetzt klar belegt, dass weder das Beherbergungsgewerbe noch die Gastronomie Infektionstreiber seien, sagte Buchholz. Gleichwohl sei weiter sowohl im Tourismus als auch im Einzelhandel strikt auf die geltenden Abstands- und Hygiene-Regeln zu achten.

Die Corona-Zahlen sind im Norden wie in Deutschland insgesamt gesunken. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen lag zuletzt noch leicht über 50. Das ist der mit Abstand niedrigste Wert in Deutschland.

Normalerweise startet jedes Jahr am 15. März die Tourismus-Saison in Schleswig-Holstein. In 95 Städten und Gemeinden vor allem an den Küsten dürfen dann die Geschäfte auch sonntags öffnen. Diese Bäderverordnung gilt in der Regel bis zum 31. Oktober und von Mitte Dezember bis Anfang Januar.

Mit gezielten Impfaktionen gegen Corona-Ausbrüche bei Erntehelfern

Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) hat gezielte Impfaktionen zum Eindämmen von Corona-Ausbrüchen bei Erntehelfern befürwortet. „Ich kann mir gut vorstellen, dass man mit Ärzten Impfaktionen vor Ort macht“, sagte Behrens am Dienstag im Landtag in Hannover. Zwar könnten Saisonkräfte in Sammelunterkünften seit Montag mit der Öffnung der Prioritätsgruppe 3 geimpft werden. Die zwischenzeitliche Empfehlung, den dafür besonders geeigneten Einmal-Impfstoff von Johnson&Johnson nur noch bei Menschen über 60 Jahren einzusetzen, erschwere aber Impfaktionen über die Impfzentren der Kommunen, wie sie etwa der Kreis Vechta bereits gestartet hat.

Möglicherweise könnten aber Ärzte in die Bresche springen, die ab der nächsten Woche großflächig den Johnson&Johnson-Impfstoff erhalten und vor Ort die nötige Beratung bieten können, die für das Impfen von Menschen unter 60 Jahren mit dem Vakzin nun vorgeschrieben ist. Die Grünen hatten einen besseren Schutz von Saisonarbeitskräften vor Corona-Infektionen im Landtag zu Thema gemacht. „Jetzt brauchen wir aber umgehend eine verpflichtende Testung an jedem Arbeitstag für Saisonarbeitskräfte, solange diese nicht in Einzelzimmern untergebracht sind“, sagte die Grünen-Abgeordnete Miriam Staudte. Die Kosten seien von den Arbeitgebern zu tragen.

Thering begrüßt "vorsichtigen Weg" – fordert aber rasche Perspektive

Dennis Thering, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft, begrüßt den "vorsichtigen Weg", den Hamburg bei anstehenden Lockerungen einschlage, warnte aber vor einem Sonderweg, der den Zeitraum bis zu weiteren Öffnungen verlängern würde.

Dennis Thering begrüßt den
Dennis Thering begrüßt den "vorsichtigen Weg" Hamburgs, wünscht sich aber schnellere Perspektiven. © Unbekannt | Marcelo Hernandez

Die bundeseinheitlichen Regeln sähen vor, "die Außengastronomie nach 14 Tagen zu öffnen und nicht vier Wochen oder länger zu warten. Gerade die Gastronomie braucht jetzt sehr schnell Perspektiven und die Ansteckungsgefahr im Außenbereich ist deutlich geringer als in geschlossenen Räumen", so Thering weiter. Der CDU-Politiker verwies auf das Beispiel Schleswig-Holstein, wo die Öffnung der Außengastronomie problemlos funktioniere.

Mit Blick auf den Schulbetrieb sagte Thering: "Der rot-grüne Senat muss jetzt die Voraussetzungen für vollständigen Präsenzunterricht nach den Sommerferien für alle Klassen schaffen. Der Schulsenator darf hier nicht weiter auf Zeit spielen."

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Treuenfels-Frowein kritisiert ausbleibende Lockerungen im Handel

Anna von Treuenfels-Frowein ist die einzige FDP-Abgeordnete in der Hamburger Bürgerschaft.
Anna von Treuenfels-Frowein ist die einzige FDP-Abgeordnete in der Hamburger Bürgerschaft. © HA | Andreas Laible

Die fraktionslose FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein kritisierte Innensenator Andy Grote (SPD) im Anschluss an die Landespressekonferenz (siehe unten) für "überflüssiges Selbstlob". Die nun aufgehobene Ausgangssperre sei "übermäßig streng" gewesen und es gebe keine "wissenschaftliche Grundlage" dafür, dass sie für die Halbierung des Inzidenzwertes seit ihrem Inkraftreten verantwortlich sei.

Treuenfels-Frowein schloss sich darüber hinaus der Forderung des Handels nach einer umgehenden Öffnung bis zum 17. Mai an und betonte, der Senat solle umgehend eine Strategie entwickeln und umsetzen, die es Geimpften, Genesenen und Getesteten ermögliche "umgehend wieder alle ihre Grundrechte voll in Anspruch nehmen" zu können.

Corona in Hamburg: R-Wert liegt deutlich unter 1

In der Landespressekonferenz am Dienstagmittag informierte Senatssprecher Marcel Schweitzer zunächst über die Corona-Lage in der Stadt, bevor Innensenator Andy Grote (SPD) eine Bilanz der am Mittwoch auslaufenden nächtlichen Ausgangssperre zog.

Insgesamt wurden in der vergangenen Woche 1537 neue Corona-Fälle registriert, der R-Wert liegt mit 0,87 deutlich unter der kritischen Marke von 1. Entsprechend hat der Senat nun den ersten Öffnungsschritt des mehrstufigen "Hamburger Kurs" genannten Lockerungsplans beschlossen. "Nach 40 Tagen tritt heute um Mitternacht die Ausgangssperre außer Kraft", so Innensenator Grote. Das heißt, dass an diesem Abend letztmals für drei Stunden von 21 bis 24 Uhr die Regeln der Ausgangssperre gelten.

Bei Inkrafttreten der Beschränkungen am Karfreitag lag der Inzidenzwert noch knapp über 160, heute nun unter 80. "Das ist nun der Erfolg, der es uns ermöglicht, in die Öffnungen einzusteigen", sagte Grote und sprach von einem "sehr beeindruckenden Maß an Verantwortungsbewusstsein" bei den Hamburgern, für das er sich ausdrücklich bedankte.

"Sehr wenige" Verstöße gegen die Ausgangssperre in Hamburg

Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) bei der Landespressekonferenz (Archivbild).
Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) bei der Landespressekonferenz (Archivbild). © dpa | Unbekannt

27 Verstöße und 20 verhängte Bußgelder pro Tag (insgesamt 1053 Verstöße und 759 verhängte Bußgelder) sei "für eine Millionenstadt sehr wenig", lobte der Senator weiter und bat darum, zu bedenken, dass eine Reihe weiterer Regeln in Kraft bliebe. Geimpfte und Genesene, für die seit Sonntag bundesweit verschiedene Ausnahmen von den Regeln gelten, müssten nachweisen können, dass sie in diese Kategorie fallen – Grote warnte, dass gefälschte Bescheinigungen nicht nur ein Ordnungsgeld, sondern auch ein Strafverfahren wegen Urkundenfälschung nach sich ziehen könnten.

Mit Blick auf den Sport freute sich der auch für diesen Bereich zuständige Senator, dass die "unsinnige Regelung des Bundes" zum Kindersport nun aufgehoben werden könnte und sich Sportvereine für "Generalproben" bei Öffnungen im Bereich Sport bewerben könnten.

Was ist mit dem Einzelhandel in Hamburg?

Der im Hamburger Abendblatt vom Dienstag aufgestellten Forderung des Handels, ab dem 17. Mai wieder vollständig öffnen zu dürfen, begegnete der Senator mit dem Verweis darauf, dass der zweite Öffnungsschritt unter Umständen sogar in derselben Woche möglich wäre: Man sei "gar nicht so weit auseinander". "Ein bisschen müssen wir die Ordnung jetzt noch halten – es ist eine überschaubare Anzahl von Tagen", so Grote.

Senatssprecher Schweitzer betonte erneut, Lockerungen seien "keine Selbstverständlichkeit", sondern hart erarbeitet. Beim "Herantasten an die Normalität" setze man auf ein schrittweises Vorgehen, um das Risiko zu minimieren, wieder unter die Regelungen der Bundes-Notbremse zu fallen.

Werden weitere Lockerungen vorgezogen?

Die Möglichkeit, weitere Lockerungen vorzuziehen, bestehe: Die Stufen des Öffnungsplanes könnten im Zweifelsfall angepasst werden. "Bei einer sehr günstigen Entwicklung" könne man sich vorstellen, die Lockerungen anzupassen. Aber: "Es sollten alle davon ausgehen, dass wir die bekanntgegebene Schrittfolge einhalten", warnte Grote vor übergroßem Optimismus.

Mit Blick auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichts vom Montag, bei der die Ausgangssperre für die vier Beschwerdeführer außer Kraft gesetzt wurde, sofern sie einen weniger als zwölf Stunden alten negativen Corona-Test vorlegen können, sagte Senator Grote: "Wir halten die bestehende Regelung für rechtssicher."

Die Öffnung der Außengastronomie ist weiterhin für den dritten Schritt des "Hamburger Kurses" vorgesehen – also in frühestens drei Wochen: Am kommenden Dienstag kommt der Senat erneut zusammen, um über die Lockerungen des zweiten Schritts zu sprechen, eine entsprechende Entwicklung der Inzidenz vorausgesetzt. In der Woche darauf würde dann über den dritten Schritt gesprochen.

Es gilt allerdings weiterhin, dass sich Angehörige eines Haushalts mit maximal einer Person aus einem anderen Haushalt ohne Abstand treffen dürfen, zu Hause wie in der Öffentlichkeit, wobei Kinder unter 14 nicht mitgezählt werden. Erst in einem zweiten Schritt will der Senat die Beschränkungen auf fünf Personen aus zwei Haushalten erweitern.

Wie geht es mit den Impfungen weiter?

Mit Blick auf die laufende Impfkampagne, die Freigabe der Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson sowie das Problem der sogenannten "Impfvordrängler" erklärte Schweitzer, wer sich impfen lassen wolle, könne unabhängig von Priorisierungsgrad und Alter seinen Hausarzt kontaktieren. Auch Vorerkrankte könnten dort eine Bescheinigung erhalten, die eine Impfung im Impfzentrum ermöglicht.

Insgesamt gebe es eine "sehr große Bereitschaft, sich impfen zu lassen", so Schweitzer weiter. Impfvordrängler wären primär ein "Ärger-Problem" für die Mitarbeiter des Impfzentrums, gefährdeten aber nicht den Erfolg der Impfkampagne: "Wir bitten darum, sich an die Priorisierung zu halten." Man sei "frohen Mutes", dass die allgemeine Aufhebung der Priorisierung "Ende Mai, Anfang Juni" kommen werde.

Corona in Hamburg: Inzidenz sinkt weiter

Die Inzidenz in Hamburg entfernt sich weiter vom Grenzwert von 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Am Dienstag meldete die Stadt 145 Neuinfektionen. Das sind 47 weniger als am Montag, und sogar 108 weniger als am Dienstag vor einer Woche. Der Sieben-Tage-Wert liegt entsprechend nun bei 78,2. Ein so niedriger Wert war zuletzt Ende Februar gemeldet worden.

Über das Wochenende ist die Zahl der im Krankenhaus behandelten Covid-19-Fälle wieder leicht angestiegen: Mit Stand Montag liegen 214 Menschen in Hamburger Kliniken, das sind im Vergleich zum Freitag vergangener Woche acht Patienten mehr. Die Zahl der Intensivpatienten ging hingegen um drei auf 79 zurück.

Laut RKI seit der letzten Meldung keine weiteren Menschen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Damit liegt die Gesamtzahl der Corona-Toten in Hamburg seit Beginn der Pandemie weiterhin bei 1519.

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Weil verteidigt Tourismus-Öffnung nur für Niedersachsen

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat die Öffnung des Tourismus zunächst nur für die Einwohner des eigenen Bundeslandes verteidigt. Ziel der sogenannten Landeskinderregelung sei es, die Gästezahlen in dieser Anfangsphase noch sehr überschaubar zu halten, sagte Weil am Dienstag im Landtag in Hannover. Außerdem lägen die Länder, aus denen typischerweise viele Gäste nach Niedersachsen kommen, etwa 30 Prozent über den unterdurchschnittlichen niedersächsischen Infektionswerten.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD)
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) © picture alliance | Unbekannt

„In dieser allerersten Phase wollen wir deswegen das Risiko von Einträgen von außen noch beschränken.“ Vor allem aus Nordrhein-Westfalen kommen viele Urlauber nach Niedersachsen. Weil stellte aber eine schnelle Öffnung des Tourismus für auswärtige Gäste in Aussicht. „Wir sind aber zuversichtlich, bereits mit der nächsten Verordnung Anfang Juni nach einer erfolgreichen Anfangsphase dann die Landeskinderregelung wieder aufheben zu können.“ Die IHK Niedersachsen (IHKN) hatte am Vortag ein Aufheben der Landeskinderregelung gefordert. Für viele Hoteliers seien Urlauber aus anderen Bundesländern überlebenswichtig.

Das Virus sei nach wie vor präsent, betonte Weil: „Deswegen noch einmal: Wir müssen vorsichtig bleiben, wir können am Anfang nur kleine Schritte gehen. Wir müssen jeden dieser Schritte mit einem Netz von Sicherungen versehen.“ Dieses Sicherungsnetz sei die Teststrategie, die den seit Montag greifenden ersten Lockerungsschritten in Niedersachsen zugrunde liegt.

Die einfach und kostenlos verfügbaren Bürgertests, ergänzt um Selbsttests unter Aufsicht, ermöglichten die Öffnungen von Schulen, Einzelhandel, Gastronomie und Tourismus. „Für wichtige Branchen - Hotellerie und Gastronomie, Veranstaltungswirtschaft und Kultur - sind es seit vielen Monaten wieder die ersten Perspektiven.“

Der am Montag vorgelegte Stufenplan sieht Lockerungen in Etappen vor, wenn sich die Infektionslage weiter positiv entwickelt. Es gibt drei Stufen: ein starkes Infektionsgeschehen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100, ein hohes Infektionsgeschehen mit einer Inzidenz zwischen 35 und 50 sowie ein erhöhtes Infektionsgeschehen zwischen 10 und 35. Betrachtet wird dabei die Infektionslage differenziert nach Landkreisen und Großstädten.

CDU fordert Testpflicht auch für Kita-Kinder

Kinder spielen in einer Kita (Symbolbild).
Kinder spielen in einer Kita (Symbolbild). © dpa | Monika Skolimowska

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion will verpflichtende Corona-Tests auch für Kita-Kinder. Wie Silke Seif, familienpolitische Sprecherin der Fraktion, am Dienstag erklärt, seien Tests eine "wirkungsvolle Maßnahme" zur Eindämmung der Pandemie: "Die Aussage der Sozialbehörde, mit Testungen in Kitas könne man erst ab Juni rechnen, ist für junge Familien und Kinder nicht akzeptabel." Stattdessen müssten bereits mit der Wiederaufnahme des eingeschränkten Regelbetriebs in der kommenden Woche Corona-Tests "zum Kita-Alltag gehören". So könnten sowohl die Kinder als auch ihre Angehörigen besser vor Ansteckung geschützt werden.

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Hamburger Flughafen will mehr "kontaktlose Sanitäranlagen"

Am Hamburger Flughafen sollen die Sanitäranlagen sukzessive auf weitgehend kontaktlosen Betrieb umgestellt werden. Das teilt der Airport am Dienstag mit. "In den kommenden Jahren" würden die sanitären Anlagen im Passagierbereich renoviert, dafür stünde ein jährliches Budget von 630.000 Euro zur Verfügung. Wo weiterhin Türen notwendig seien, sollen die Türgriffe mit einem "Anti-Infection-Coating", also einem infektionshemmenden Anstrich, versehen werden.

„Die Passagiere erwarten am Hamburg Airport zu Recht einen hohen Hygiene-Standard – alle sollen sich wohl und sicher fühlen. Die aktuelle Pandemie-Zeit zeigt noch einmal deutlich, wie wichtig diese Themen sind", sagt Stefanie Harder vom Hamburger Flughafen.

Webcams und Lichtschranken: Niedersachsens Strandampel 2.0

Mit "digitaler Besucherlenkung" bereiten sich Tourismusorte in Niedersachsen auf die erwarteten Lockerungen der Corona-Regeln vor. Wie touristische Marketingorganisation "Die Nordsee" mitteilt, wird das großflächige Aufstellen von Sensoren und Webcams vorbereitet, mit denen "die für die digitale Besucherlenkung nötigen Bewegungsdaten gesammelt werden".

Wie hier in Cuxhaven sollen in vielen Tourismusorten in Niedersachsen die Besucherzahlen automatisiert und in Echtzeit erhoben werden.
Wie hier in Cuxhaven sollen in vielen Tourismusorten in Niedersachsen die Besucherzahlen automatisiert und in Echtzeit erhoben werden. © picture alliance | Unbekannt

Geplant ist die Einrichtung eines Online-Ampelsystems, wie es seit vergangenem Jahr bereits aus der Lübecker Bucht bekannt ist. Wurden die Daten in Schleswig-Holstein jedoch manuell erhoben, soll in Niedersachsen eine automatisierte Zählung schnellen Überblick bieten. Teils sind Drehkreuze geplant, wie zum Beispiel in Dornumersiel. Vielfach sollen stattdessen Sensoren und/oder Webcams das jeweils aktuelle Besucheraufkommen messen, wie zum Beispiel in Cuxhaven und Wilhelmshaven: " Zudem soll auf vorhandene Zutritts- und Zählsysteme zugegriffen werden. Auch eine Anbindung an die vorhandenen Systeme der ÖPNV-Buslinien, des nautimo und der Nordseepassage sind geplant", heißt es in der Mitteilung von Die Nordsee weiter.

Die Echtzeitdaten würden "natürlich datenschutzkonform" erhoben. Das Projekt wird mit finanziellen Mitteln des Landes Niedersachsen gefördert.

Hamburg, Hochburg der Impfvordrängler? "Die Stimmung wird aggressiver"

Einem Bericht des SWR-Magazins "Report Mainz" zufolge soll das Hamburger Impfzentrum zuletzt 2000 Vordrängler in einer Woche gemeldet haben. Der Sprecher der medizinischen Leiter des Impfzentrums Dr. Dirk Heinrich hält diese Zahl für drastisch zu hoch: "150 Fälle pro Woche" hält er auf Abendblatt-Anfrage für einen realistischeren Wert.

Damit bewegt sich Hamburg eher im Bereich der ebenfalls von "Report Mainz" genannten Zahlen aus Saarbrücken (140) und deutlich unter dem aus München (350). "Report Mainz" hat laut eigenen Angaben in allen Landeshauptstädten die Quote von Impfdränglern angefragt.

Dr. Dirk Heinrich, leitender Arzt im Impfzentrum, hat über Twitter eine weitere Gruppe zum Impfen aufgerufen.
Dr. Dirk Heinrich, leitender Arzt im Impfzentrum, hält die von "Report Mainz" genannte Zahl der Impfdrängler für drastisch zu hoch (Archivbild). © Andreas Laible | Unbekannt

Impfvordrängler versuchen, durch falsche Alters- oder Berufsangaben oder dadurch, dass sie sich als Kontaktperson von besonders Gefährdeten ausgeben, einen Impftermin zu bekommen, obwohl sie noch nicht berechtigt sind. Der Sprecher der Hamburger Sozialbehörde, Martin Helfrich, sagte dem ARD-Magazin: „Die Stimmung wird aggressiver. Den Menschen ist teilweise sehr klar, dass sie nicht berechtigt sind und trotzdem versuchen sie, sich impfen zu lassen.“

Wer in keine der bisher freigegebenen Priorisierungsgruppen fällt, kann sich bei seinem Hausarzt um eine Impfung mit den für alle freigegebenen Präparaten von Astrazeneca oder Johnson&Johnson bemühen: Allerdings ist die Zahl der verfügbaren Impfdosen weiter zu gering, um der Nachfrage entsprechen zu können.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Damit entsteht in den Impfzentren und bei den Hausärzten massiver Druck. Am Patientenschutztelefon erfahren wir von psychischen und physischen Drohgebärden." Am Hamburger Impfzentrum wurde am Dienstag die 500.000ste Impfdosis gegeben, wie Heinrich per Twitter mitteilte.

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Nächtliche Ausgangssperre soll enden – Hamburger Senat berät

Leere Bierflaschen stehen am Elbstrand (Symbolbild).
Leere Bierflaschen stehen am Elbstrand (Symbolbild). © picture alliance | Unbekannt

Die nächtliche Ausgangsbeschränkung soll ab Mittwoch für alle Hamburgerinnen und Hamburger aufgehoben werden. Der Senat werde am Dienstag einen entsprechenden Beschluss fassen, kündigte Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard an. Nach Angaben ihrer Behörde lag die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen am Montag den fünften Tag in Folge unter 100. Für diesen Fall hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bereits am Freitag Lockerungen in Aussicht gestellt. Genesene und vollständig geimpfte Menschen brauchen sich seit Sonntag nicht mehr an die Ausgangssperre und weitere Einschränkungen zu halten. Das ist in einer Verordnung der Bundesregierung geregelt. Sie gelte auch in Hamburg, wenngleich die Hamburger Eindämmungsverordnung noch nicht angepasst sei, bestätigte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich.

 Tschentscher hatte am Wochenende kritisiert, dass es für Corona-Genesene bisher keinen klaren und kontrollierbaren Nachweis gebe. Das erschwere die Arbeit der Polizei. „Unsere Polizei wird dort sehr viel Ärger mit haben, dass wir jetzt hier kein vernünftiges Dokument haben“, hatte Tschentscher dem NDR gesagt. Nach der Verordnung des Bundes gelten Menschen 28 Tage nach der Infektion als genesen und dann für maximal sechs Monate als immun.

Unterdessen gab das Verwaltungsgericht einer Klage der Hamburger AfD gegen die nächtliche Ausgangsbeschränkung im Eilverfahren statt. Demnach dürfen sich die vier Kläger draußen bewegen, wenn sie höchstens zwölf Stunden zuvor einen negativen Corona-Test gemacht haben. Die Gesundheitsbehörde kündigte an, sie werde gegen den Beschluss Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht einlegen.

Kochsalz statt Impfstoff: 22 Menschen müssen erneut zum Impfen

22 Menschen sollen im Kreis Friesland einen weiteren Impftermin bekommen, nachdem eine Krankenschwester ihnen nur eine Kochsalzlösung gespritzt hatte. Dies habe die Auswertung entsprechender Antikörper-Tests im Landesgesundheitsamt ergeben, berichtete der Norddeutsche Rundfunk am Dienstag. Die Untersuchung war nötig geworden, weil die Mitarbeiterin eines Impfzentrums bei Schortens eingeräumt hatte, sechs Spritzen statt mit dem Biontech-Impfstoff mit Kochsalzlösung gefüllt zu haben.

Ein Patient erhält eine Impfdosis gegen das Coronavirus (Symbolbild).
Ein Patient erhält eine Impfdosis gegen das Coronavirus (Symbolbild). © picture alliance | Unbekannt

Ihr soll zuvor beim Anmischen ein Fläschchen mit dem Vakzin heruntergefallen sein, was sie anschließend vertuschen wollte. Nun musste deshalb der tatsächlich vorhandene Impfschutz von mehr als 100 Menschen mit Hilfe von Blutproben nachträglich überprüft werden. In 97 Proben konnten demnach Antikörper nachgewiesen werden, hieß es. In 22 Fällen fehlten diese, so dass die betreffenden Personen jetzt am Mittwoch geimpft werden sollen. Gegen die Krankenschwester wird inzwischen wegen des Verdachts der Körperverletzung ermittelt.

Corona in der Region: die aktuelle Lage

Wie sich die Pandemie rund um Hamburg entwickelt und welche Regeln gelten, lesen Sie hier:

Landtag berät über Weg aus dem Corona-Lockdown

Auf einer Sondersitzung berät der niedersächsische Landtag am Dienstag (10.00 Uhr) über den Weg aus dem Corona-Lockdown. „Nach der dritten Welle - Schritte in Richtung Normalität“, lautet der Titel der von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) geplanten Regierungserklärung zum Auftakt der Sitzung. Darin geht es unter anderem um den Stufenplan, den die Landesregierung für weitere Lockerungen der Corona-Beschränkungen erarbeitet hat, wenn sich die Infektionslage weiter entspannt.

Der niedersächsische Landtag in Hannover (Archivbild).
Der niedersächsische Landtag in Hannover (Archivbild). © picture alliance | Unbekannt

Demnach sollen für Handel, Tourismus und das gesellschaftliche Leben die Beschränkungen in Etappen gelockert werden, wenn sich die Infektionslage weiter positiv entwickelt. Der Plan sieht drei Stufen vor: ein starkes Infektionsgeschehen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100, ein hohes Infektionsgeschehen mit einer Inzidenz zwischen 35 und 50 sowie ein erhöhtes Infektionsgeschehen zwischen 10 und 35.

Auf der Landtagssitzung wollen die Grünen außerdem den Infektionsschutz von Erntehelfern sowie die Wirtschaftshilfen in der Corona-Krise zum Thema machen. Der FDP geht es darum, Kindern und Jugendlichen mit Abflauen der Pandemie zusätzliche Chancen zu geben. Anträge der Regierungsfraktionen von SPD und CDU zur Corona-Krise liegen für die Landtagssitzung nicht vor.

Inzidenz in Schleswig-Holstein stagniert knapp über 50

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein ist am Montag weiter leicht gesunken. Der Wert der Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche lag am Montag bei 50,2. Am Sonntag hatte er noch bei 50,8 gelegen, wie aus Daten des Gesundheitsministeriums in Kiel hervorging. Vor einer Woche hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei 56,9 gelegen.

Innerhalb eines Tages kamen nun 112 neu gemeldete Ansteckungen hinzu. Am Montag vergangener Woche waren es 133 Neuinfektionen gewesen.

In Kliniken lagen am Montag den Angaben nach 168 Covid-19-Kranke - 8 mehr als am Vortag. 50 von ihnen wurden demnach auf der Intensivstation behandelt, genauso viele wie am Sonntag. 32 Corona-Patienten wurden beatmet. Fünf weitere Menschen starben an oder mit einer Corona-Infektion. Die Zahl der Todesfälle seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit dem Virus liegt nun bei 1534 (Stand: 10. Mai, 18.58 Uhr).

Lesen Sie hier den Corona-Newsblog für Hamburg und den Norden vom Vortag