Hamburg. Der Tag im Überblick: Inzidenz weiter auf Rekordkurs. Niedersachsen lockert 2G-plus. Schulpsychologen warnen vor neuem Lockdown.

Nachdem die Omikron-Welle zunächst besonders in Hamburg und Schleswig-Holstein zu spüren war, steigt nun auch die Inzidenz auf Bundesebene in den vierstelligen Bereich. Die Gesundheitsministerin von Niedersachsen, Daniela Behrens, will sich angesichts der hohen Kosten für den Steuerzahler dafür einsetzen, dass Kontaktpersonen in Quarantäne nur noch dann Verdienstausfall gezahlt wird, wenn diese geboostert sind.

Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert: Hier geht es zu den aktuellen Corona-News für Hamburg und den Norden.

Trotz der besonders unter Schülern stark steigenden Infektionszahlen – in Hamburg liegt die Inzidenz für Schüler rund doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung – warnen Schulpsychologen vor einer Rückkehr zum Distanzunterricht.

Die Corona-News für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 28. Januar 2022:

  • Inzidenz in Schleswig-Holstein sinkt unter 1000
  • 91.000 Menschen in Hamburg gerade infiziert – jeder dritte Test positiv
  • IHK im Norden fordert Abschaffung der 2G-Regel im Einzelhandel
  • Gefälschte Impfpässe: Polizei durchsucht mehr als 20 Wohnungen
  • Niedersachsen erwägt Testpflicht für Kita-Eltern
  • Minister stimmt Schüler auf harte Wochen ein
  • Inzidenz steigt – Lage an Kliniken kurzfristig verbessert
  • Niedersachsen lockert 2G-plus-Regel
  • Corona-Lage in Niedersachsen verschärft sich
  • Inzidenz in Hamburgs Schulen bei mehr als 4000
  • Schulpsychologe: "Rückkehr zum Distanzunterricht wäre fatal"
  • Verdienstausfall nur noch für geboosterte Kontaktpersonen?
  • Schleswig-Holstein: Corona-Inzidenz steigt weiter
  • Corona-Ausbruch im Ensemble: Musical "Tina" fällt aus
  • Falsche Zertifikate: Polizei schließt Corona-Testzentrum

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Inzidenz in Schleswig-Holstein sinkt unter 1000

Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein ist am Freitag unter die Schwelle von 1000 gesunken: auf 992,7. Am Vortag waren es 1022,8, am Freitag zuvor 934,5. Die Zahl der registrierten Neuinfektionen sank von 5463 am Donnerstag auf 3997 am Freitag, wie weiter aus den Daten des Landesmeldeamtes hervorgeht.

Binnen eines Tages starben sechs weitere Menschen wegen einer Corona-Infektion – und damit vergleichsweise viele. Die Gesamtzahl der Toten seit Beginn der Pandemie stieg auf 1963. Die Hospitalisierungsinzidenz sank seit Donnerstag von 6,42 auf 6,32.

Die Zahl der in Krankenhäusern liegenden Covid-19-Patienten stieg um 26 auf 367, die der Covid-19-Erkrankten auf Intensivstationen liegt weiter bei 47. Von ihnen mussten unverändert 32 beatmet werden (+1).

91.000 Menschen Hamburg akut infiziert – jeder dritte Test positiv

Die Corona-Situation in Hamburg bleibt weiter unübersichtlich: Die Sozialbehörde weist erneut darauf hin, dass die derzeit gemeldeten Zahlen nicht den tatsächlichen Infektionsstand wiedergeben, sondern nur den der bisherigen Bearbeitung: "Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der tatsächlichen Fälle und damit auch die tatsächliche Inzidenz höher sind als angegeben", heißt es dazu im wöchentlichen Corona-Briefing. Obwohl die Zahl der werktäglich ausgewerteten PCR-Tests erneut angestiegen ist und nun mit 27.700 angegeben wird, ist auch die Positivrate weiter gestiegen: Mehr als jeder dritte Test ist derzeit positiv (35,9 Prozent).

Ein Schild weist den Weg zu einem Corona-Testzentrum (Symbolbild).
Ein Schild weist den Weg zu einem Corona-Testzentrum (Symbolbild). © dpa | Federico Gambarini

Die rapide gestiegene Infektionszahl zeigt sich auch an der Zahl derjenigen in Hamburg, die akut als infiziert gelten: Es sind derzeit 91.000 – oder knapp fünf Prozent aller Menschen, die in der Hansestadt leben. Die meisten Neuinfektionen in der zurückliegenden Kalenderwoche wurden in der Altersgruppe der 6-14-Jährigen verzeichnet (7123 Fälle), die in der Schule regelmäßig getestet werden. Es folgen die 30-39-Jährigen (6566) und die 20-29-Jährigen (5859). Bei den über 70-Jährigen wurden mit 1079 Neuinfektionen die wenigsten Corona-Fälle gemeldet – in 64 Pflegeinrichtungen sind derzeit insgesamt 562 Corona-Fälle bei Bewohnern bekannt.

Die Zahl der Impfungen steigt täglich: Allein in der dritten Kalenderwoche wurden in Hamburg 101.638 Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen durchgeführt, zwei Drittel davon in Arztpraxen. 50,3 Prozent der in Hamburg Lebenden haben bereits eine Auffrischungsimpfung bekommen, damit liegt die Stadt im Mittelfeld der Bundesländer. Spitzenreiter sind das Saarland (60,3 %) und Schleswig-Holstein (59,6 Prozent), Schlusslichter Sachsen (41,9 Prozent) und Thüringen (45,8 Prozent). Mindestens eine Impfung haben bisher 81 Prozent der Gesamtbevölkerung in Hamburg (91,9 Prozent der Erwachsenen) bekommen.

Protest gegen Anwesenheitspflicht – Politiker im Ganzkörperanzug

Um gegen die Anwesenheitspflicht bei politischen Versammlungen zu protestieren, hat ein Hamburger Lokalpolitiker zu einem eher ungewöhnlichen Mittel gegriffen: Er erschien im Ganzkörperschutzanzug und mit professionellem Mundschutz.

IHK im Norden fordert Abschaffung der 2G-Regel im Einzelhandel

Die Wirtschaft im Norden hat nach den jüngsten Corona-Beratungen von Bund und Ländern erneut gefordert, die 2G-Regelung im Einzelhandel zu kippen. Für eine Öffnungsperspektive gebe es nur vage Ankündigungen. „Mit jedem weiteren Tag ohne verlässliche Pläne seitens der Politik entstehen für Einzelhandel, Hotels und Gaststätten, Veranstaltungs-, Tourismus- und Freizeitwirtschaft oder Dienstleistungsanbieter immer schlechtere Wettbewerbsbedingungen“, kritisierte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord am Freitag in Hamburg.

2G bedeutet im Einzelhandel, dass nur Geimpfte oder Genesene Zutritt haben. Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert seit geraumer Zeit eine Aufhebung dieser Regel. Der Nicht-Lebensmittel-Handel leidet laut HDE unter Umsatzrückgängen von bis zu 30 Prozent. Die Existenz Tausender Geschäfte sei gefährdet.

Ein Schild weist auf die geltende 2G-Regel hin – die IHK fordert die Abschaffung dieser Schutzmaßnahme.
Ein Schild weist auf die geltende 2G-Regel hin – die IHK fordert die Abschaffung dieser Schutzmaßnahme. © imago images/Sven Simon | Unbekannt

Unzufrieden ist die IHK auch damit, dass die Maßnahmen je nach Bundesland unterschiedlich seien. Während es in Niedersachsen derzeit keine 2G-Regelung für den Einzelhandel und stattdessen eine FFP2-Maskenpflicht gebe, seien die Regeln in anderen norddeutschen Bundesländern strikter. Der Vorsitzende der IHK Nord, Norbert Aust, sprach von einem „Maßnahmen-Flickenteppich“, der auch zu brancheninternen Wettbewerbsverzerrungen führe.

„Auch bei der Pflicht zur Kontaktdatenerhebung im Einzelhandel, der Gastro- und der Freizeitwirtschaft stellt sich die Sinnfrage, wenn die Gesundheitsämter die erhobenen Daten kaum noch nutzen“, sagte Aust. „Eine Abschaffung würde eine große organisatorische und personelle Last von den am stärksten gebeutelten Unternehmen nehmen.“

Gefälschte Impfpässe: Polizei durchsucht mehr als 20 Wohnungen

Wegen des Verdachts auf gefälschte Impfnachweise hat die Polizei im Raum Hannover mehr als 20 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Die Beamten stellten 40 Impfpässe beziehungsweise digitale Impfzertifikate sicher, wie die Polizei Hannover am Freitag mitteilte. Bei den Verdächtigen handelt es sich demnach um Einzeltäter. Sie stehen im Verdacht gefälschte Impfdokumente hergestellt oder genutzt zu haben.

Immer häufiger stellt die Polizei gefälschte Impfpässe sicher (Symbolbild).
Immer häufiger stellt die Polizei gefälschte Impfpässe sicher (Symbolbild). © imago images/Lobeca | Unbekannt

Vom 18. Januar an durchsuchten die Beamten auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Hannover Wohnungen und Geschäftsräume in der Landeshauptstadt sowie in Garbsen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Verdächtigen zum Teil bereits seit Mitte 2021. Ein 41-Jähriger aus Hannover-Mitte hatte beispielsweise im Sommer 2021 eine Anleitung zum Fälschen von Impfpässen in einem Internetforum veröffentlicht, wie die Polizei mitteilte. Neben den Impfnachweisen stellten die Beamten auch 44 Handys, Tablets und Computer sicher.

Immer wieder spürt die Polizei Impfpassfälscher sowie Menschen, die gefälschte Impfpässe nutzen, auf. Oft fallen Verdächtige auf, wenn sie in einer Apotheke ein digitales Impfzertifikat erstellen lassen wollen. Seit Anfang 2021 wurden nach Angaben der Polizei in einer mittleren dreistelligen Zahl an Fällen deshalb Strafverfahren eingeleitet. Tätern drohen wegen Urkundenfälschung bis zu fünf Jahre Haft oder Geldstrafen.

Niedersachsen erwägt Testpflicht für Kita-Eltern

Die Corona-Teststrategie an Niedersachsens Kitas könnte bald auf die Familien der Kinder ausgeweitet werden. Eine „Umfeldtestung, in die die unmittelbaren Kontaktpersonen der Kinder zu Hause einbezogen werden“, sei eine Option, die derzeit erwogen werde, erklärte das Kultusministerium in Hannover am Freitag auf Anfrage. „Es könnte sich hierbei um eine sinnvolle Maßnahme handeln, Entscheidungen stehen aber aus und es gibt keine Festlegung.“

In dieser Kita werden die Kinder spielerisch an die Corona-Tests herangeführt,
In dieser Kita werden die Kinder spielerisch an die Corona-Tests herangeführt, "Dr. Edgar" ist ein Stofftier, das den Jüngsten die Angst vor dem ungewohnten Test nehmen soll. © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Landeselternvertretung der Kitas hatte zuvor gefordert, nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen zu testen - so wie es Schleswig-Holstein bereits angekündigt hat. Derzeit stellt Niedersachsen für betreute Kinder ab drei Jahren auf freiwilliger Basis drei Tests pro Woche zur Verfügung, vom 15. Februar an sollen diese Tests dann verpflichtend sein. Betreute Kinder unter drei Jahren gehen indes weiter leer aus. Im Krippenalter sei gegenwärtig weder eine anlasslose Reihentestung noch eine Testpflicht geplant, erklärte das Ministerium. Hintergrund sei, dass die Ergebnisse von Antigen-Schnelltests in dieser Altersgruppe nur bedingt belastbar seien. Die Landeselternvertretung hatte erklärt, dass sich viele Eltern auch für ihre Krippenkinder altersgerechte Testmöglichkeiten wünschten. Auch die CDU-Fraktion im Landtag hatte sich für freiwillige Tests in Krippen ausgesprochen.

Minister stimmt Schüler auf weitere harte Wochen ein

Niedersachsens Kultusminister hat die Schülerinnen und Schüler anlässlich der Zeugnisvergabe dazu aufgerufen, die Corona-Maßnahmen weiter mitzutragen. „Wir alle müssen jetzt noch durchhalten, Kontakte auf das Notwendige beschränken, Homeoffice machen, die Impfangebote annehmen und die allgemeinen Regeln beachten“, teilte Grant Hendrik Tonne (SPD) am Freitag mit. „Es wird auch noch ein paar Wochen anstrengend und belastend bleiben. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir auch bald zu einer Verbesserung der Lage kommen werden.“

Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD, Archivbild).
Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD, Archivbild). © imago images/Andre Germar | Unbekannt

Kinder und Jugendliche sind in der Omikron-Welle überdurchschnittlich häufig mit Corona infiziert. Tonne verteidigte zudem den Kurs, die Schulen trotz der hohen Infektionszahlen offen zu halten. „Wir alle wissen um die riesige Herausforderung, Schule in der Pandemie zu organisieren und Präsenzunterricht anzubieten“, sagte er. „Wir alle wissen aber auch, wie gut das den Kindern und Jugendlichen tut.“ Nach den kurzen Zeugnisferien gilt vom 2. Februar an eine erweiterte Testpflicht an den Schulen. Bisher sind alle geimpften und genesenen Schüler davon ausgenommen. Im neuen Halbjahr gilt das nur noch für Kinder und Jugendliche, die die Auffrischungsimpfung bekommen haben.

Inzidenz steigt – Lage an Kliniken kurzfristig verbessert

Zwar steigt die Inzidenz in Hamburg weiter – die Lage in den Krankenhäusern der Stadt verbessert sich zumindest für den Augenblick. Am Freitag meldete die Stadt 7464 Neuinfektionen, das sind etwas weniger als am Donnerstag (7814), aber fast 1000 mehr als vor einer Woche (6532). Entsprechend erreicht die Inzidenz einen neuen Höchststand von 2173,7. Vor einer Woche lag sie noch bei 1617,6 – vor vier Wochen, zu Silvester, bei 383,4. Die Stadt weist darauf hin, dass man davon ausgehen müsse, "dass die Zahl der tatsächlichen Fälle und damit auch die tatsächliche Inzidenz höher sind als hier angegeben werden kann".

Die Zahl der Covid-19-Patienten in den Hamburger Krankenhäusern ist im Vergleich zum Vortag stark zurückgegangen: Nach 535 am Donnerstag, davon 80 auf Intensivstationen, meldete die Stadt am Freitag 501 Menschen in stationärer Behandlung, 65 davon auf Intensivstationen. Im Vergleich zur Vorwoche ist die Auslastung der Intensivstationen gleich geblieben, auf den Normalstationen werden aber 51 Menschen mehr versorgt als am vergangenen Freitag. Zum Jahreswechsel lagen – sicherlich auch feiertagsbedingt – bei gleicher Intensivauslastung (64 Patienten) noch weniger als halb so viele Corona-Fälle in den Krankenhäusern (235). Die Hospitalisierungsinzidenz gibt das RKI mit 6,86 an, vor einer Woche lag sie noch bei 4,64, kurz vor Jahreswechsel am 30. Dezember bei 2,86.

Die Zahl der Corona-Toten steigt einmal mehr deutlich um sieben Fälle auf nun 2102. Damit sind allein seit Jahreswechsel 113 Menschen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben.

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Niedersachsen lockert 2G-plus-Regel

Die Corona-Testpflicht nach der 2G-plus-Regel entfällt in Niedersachsen künftig auch für Menschen, die in den vergangenen 90 Tagen ihre zweite Impfung erhalten haben. Das geht aus dem Änderungsentwurf der Corona-Verordnung des Landes hervor, den Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) am Freitag im Gesundheitsausschuss des Landtags in Hannover vorgestellt hat.

Ein Schild weist auf die geltende 2G-plus-Regel hin. In Niedersachsen wird diese nun gelockert.
Ein Schild weist auf die geltende 2G-plus-Regel hin. In Niedersachsen wird diese nun gelockert. © dpa | Oliver Berg

Auch Genesene, deren Infektion zwischen 28 und 90 Tage zurückliegt, müssen sich den Plänen zufolge demnächst nicht mehr zusätzlich testen. Bisher gilt die Ausnahme nur für Menschen, die zusätzlich zur Grundimmunisierung auch die Auffrischungsimpfung oder eine nach den ersten beiden Impfungen durchgemachte Infektion nachweisen können.

Die FDP begrüßte die Ausweitung, weil schon die Zweitimpfung in den ersten Monaten gut vor einem schweren Krankheitsverlauf schütze. Die Neufassung der 2G-plus-Regel zeige aber, dass die Eingriffe in die Freiheitsrechte nicht allein durch eine Verordnung der Landesregierung beschlossen werden dürften, sagte die FDP-Abgeordnete Susanne Schütz. „Der Niedersächsische Landtag muss in die Entscheidungen eingebunden sein, damit die Regelungen zur Pandemiebekämpfung endlich öffentlich diskutiert werden“, sagte sie. „Wir versprechen uns davon mehr Verlässlichkeit, aber auch eine verständliche und nachvollziehbare Kommunikation der Regeln.“

Die neue Corona-Verordnung soll am Mittwoch in Kraft treten. Die derzeit geltenden Beschränkungen der „Winterruhe“ sollen mit dem Regelwerk bis zum 23. Februar verlängert werden.

Inzidenz in Niedersachsen steigt weiter

Die Corona-Infektionslage in Niedersachsen verschärft sich weiter. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts stieg die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag auf 844,5 - so viele Neuinfektionen wurden je 100.000 Einwohner binnen einer Woche registriert. Einen Tag zuvor lag die Inzidenz noch bei 798,8. Insgesamt kamen 14 810 bestätigte Neuinfektionen hinzu, vier weitere Covid-19-Todesfälle wurden registriert. Landesweit gilt die Warnstufe 3.

Zentraler Indikator für die Bewertung der niedersächsischen Corona-Lage ist die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz. Sie gibt an, wie viele Infizierte innerhalb von sieben Tagen auf 100.000 Einwohner gerechnet ins Krankenhaus kamen - der entsprechende Wert stieg auf 7,7 nach 7,4 einen Tag zuvor. Die Auslastung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten in den Klinken sank dagegen von 5,4 Prozent auf 5,3 Prozent.

Im Vergleich der Kommunen des Landes kam die Stadt Salzgitter nach Angaben der Landesregierung mit einem Wert von 1396,0 auf die höchste Sieben-Tage-Inzidenz. Dahinter folgten die Stadt Delmenhorst mit einer Inzidenz von 1365,1 und der Landkreis Harburg, dessen Sieben-Tage-Inzidenz bei 1287,0 lag.

Inzidenz in Hamburger Schulen bei mehr als 4000

Besonders problematisch ist unverändert die Corona-Lage an Schulen und Kindergärten in Hamburg. In der Woche vom 17. bis 23. Januar seien vom Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt (HU) in der Altersgruppe der Kinder von 5 bis 9 Jahren 4049 Infektionen (Inzidenz: 4616) und in der Altersgruppe von 10 bis 19 Jahren 6676 Infektionen (Inzidenz: 4101) gemeldet worden, teilte die Schulbehörde mit.

Die Inzidenz bei Schülerinnen und Schülern in Hamburg ist rund doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung.
Die Inzidenz bei Schülerinnen und Schülern in Hamburg ist rund doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung. © dpa | Jens Büttner

Damit lagen die Werte bei Kindern und Jugendlichen deutlich über denen der älteren Bevölkerung – was allerdings auch daran liegt, dass Kita-Kinder und Schüler regelmäßig getestet und daher mehr Fälle entdeckt werden. Insgesamt seien für gut 10.750 oder rund 4,2 Prozent der 256.000 Schüler Covid-Infektionen gemeldet worden. Außerdem seien 395 Infektionen bei Schulbeschäftigten verzeichnet worden, das entspreche rund 1,1 Prozent der Mitarbeiter.

Schulpsychologe: "Rückkehr zum Distanzunterricht wäre fatal"

Seit den Sommerferien registrieren Schulpsychologen eine deutlich steigende Nachfrage nach Beratungsangeboten. Wie der Vorsitzende des Verbandes Niedersächsischer Schulpsychologen (VNS), Frank Aufhammer, sagte, klagen Schülerinnen und Schüler über Angst vor der Rückkehr zum Distanzlernen und Prüfungsangst. Auch Depressionen und lebensmüde Gedanken werden demnach häufiger festgestellt. Der VNS-Vorsitzende warnt: „Eine Rückkehr zum Distanzunterricht wäre aus schulpsychologischer Sicht fatal.“

Schulpsychologen warnen eindringlich vor einem erneuten Schullockdown, die Rückkehr zum Distanzunterricht wäre fatal (Archivbild).
Schulpsychologen warnen eindringlich vor einem erneuten Schullockdown, die Rückkehr zum Distanzunterricht wäre fatal (Archivbild). © Funke Foto Services | Lars Heidrich

Am Freitag gibt es für niedersächsische Schüler zunächst die Halbjahreszeugnisse. Dazu bieten die regionalen Landesämter für Schule und Bildung (RLSB) ein Zeugnistelefon an, bei dem sich Schüler Rat bei Schulpsychologen holen können. Wie die RLSB mitteilten, sind die Ansprechpartner von zehn bis 17.00 Uhr erreichbar. Das Angebot richtet sich auch an Eltern und Erziehungsberechtigte. Die Telefonnummer des zuständigen RLSB Braunschweig lautet +49 531 484-3311. Die Schulbehörde betonte, dass das Zeugnistelefon nicht für Fragen zur Notenvergabe oder zu Versetzungsentscheidungen zuständig ist.

Aufhammer vermutet, dass es einen Rückstaueffekt gibt. Viele Schüler hätten in der Zeit geschlossener Schulen Schwierigkeiten gehabt, Hilfe bei Schulpsychologen zu suchen. Darüber hinaus würden die psychischen Folgen der Lockdowns oft erst im zeitlichen Versatz auftreten.

Ministerin: Verdienstausfall nur noch für geboosterte Kontaktpersonen

Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens will nicht „geboosterten“ Kontaktpersonen von Corona-Infizierten keinen Verdienstausfall mehr zahlen. „Das muss kommen, und mir persönlich schwebt da der 1. März als Stichtag vor“, sagte die SPD-Politikerin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ/Freitag). Sie verwies darauf, dass Kontaktpersonen mit einer Auffrischungsimpfung eine Quarantäne vermeiden könnten. Behrens sagte, sie habe hierzu einen Austausch in der Gesundheitsministerkonferenz angeregt.

„In jedem Dorf bekommen Sie relativ schnell einen Impftermin. Vor diesem Hintergrund können wir es den Steuerzahlern, der Allgemeinheit also, aus meiner Sicht nicht länger zumuten, Zahlungen für Kontaktpersonen in Quarantäne zu schultern, obwohl diese mit einer Booster-Impfung hätten vermieden werden können“, sagte Behrens der Zeitung. Wer an Corona erkranke, solle aber weiterhin die Lohnfortzahlung bekommen - unabhängig vom Impfstatus.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) will erreichen, dass ungeimpfte Kontaktpersonen in Quarantäne keinen Verdienstausfall mehr bekommen.
Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) will erreichen, dass ungeimpfte Kontaktpersonen in Quarantäne keinen Verdienstausfall mehr bekommen. © dpa | Friso Gentsch

 Gleichzeitig stellte die Ministerin weitreichende Lockerungen der Corona-Regeln für März in Aussicht. Aktuell gilt in Niedersachsen eine „Winterruhe“ mit Einschränkungen im privaten sowie im Kultur- und Freizeitbereich. Diese soll bis Ende Februar verlängert werden. „Eine Frühjahrs- und Sommerruhe werden wir aber meines Erachtens nicht brauchen“, meinte Behrens. Im März könne gerade bei den privaten Kontakten wieder mehr zugelassen werden. „Ich glaube auch, dass dann wieder größere Veranstaltungen im Kulturbereich vertretbar sind, und auch bei Konzerten und in der Gastronomie werden wir dann allmählich wieder mehr möglich machen können.“

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Corona-Inzidenz in Schleswig-Holstein steigt weiter

Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein ist weiter gestiegen: von 1008,2 am Mittwoch auf 1022,8 am Donnerstag. Vor einer Woche hatte die Zahl der Neuinfektionen binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohner noch bei bei 896,1 gelegen. Die Zahl der registrierten Neuinfektionen sank am Donnerstag auf 5463, wie weiter aus den Daten des Landesmeldeamtes hervorgeht. Eine Woche vorher hatte sie ähnlich hoch gelegen, am Vortag deutlich höher.

Binnen eines Tages starben vier weitere Menschen wegen einer Corona-Infektion. Damit nahm die Gesamtzahl der Toten seit Beginn der Pandemie auf 1957 zu. Die Hospitalisierungsinzidenz – also die Zahl der in Krankenhäusern neu aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche – kletterte von 6,25 am Mittwoch auf nun 6,42. Bei Überschreiten der Grenzwerte 3, 6 und 9 können die Bundesländer jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängen.

Das Rathaus von Bad Oldesloe: Zwar stiegen die kommunalen Schulden in Stormarn besonders stark, die Kreisstadt jedoch bleibt schuldenfrei.
Das Rathaus von Bad Oldesloe: Die Inzidenz im Kreis Stormarn ist weiterhin deutlich höher als im Rest des Landes. © picture alliance | Unbekannt

Die Zahl der in Krankenhäusern liegenden Covid-19-Patienten stieg leicht – um 2 auf 341, die der Covid-19-Erkrankten auf Intensivstationen ging hingegen zurück: von 50 auf 47. Von ihnen mussten unverändert 31 beatmet werden.

Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz hatten der Kreis Stormarn (1786,6), die kreisfreie Stadt Neumünster (1315,3) und Flensburg (1242,0). In vier weiteren Kreisen oder kreisfreien Städten lag der Wert ebenfalls über 1000. Die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz verzeichneten die Kreise Plön (544,2), Dithmarschen (558,3) und Steinburg (645,0).

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Von Lutz Kastendieck und Juliane Minow

Zu viele Corona-Fälle: Musical „Tina“ fällt im Februar aus

„River Deep, Mountain High“, „Nutbush City Limits“ und „Private Dancer“ müssen zwangspausieren: Das Musical „Tina“ im Operettenhaus streicht alle Vorstellungen im Februar. Wie das Musicalunternehmen Stage Entertainment auf Abendblatt-Anfrage bestätigte, gibt es derzeit zu viele Corona- und Quarantänefälle im Ensemble, im Orchester sowie in den verschiedenen Produktionsabteilungen.

Die Vorstellungen bis einschließlich Montag (31. Januar) werden noch durchgeführt. Wer bereits Karten für „Tina“-Vorstellungen im Februar erworben hat, wird benachrichtigt und kann die Karten umtauschen.

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Bereits im Dezember hatte Stage Entertainment die Weihnachtsvorstellungen sämtlicher Hamburger Musicals eingestellt. Dieses Mal – bislang – unbetroffen sind die laufenden Aufführungen von „König der Löwen“ und „Die Eiskönigin“ auf den Stage-Bühnen im Hafen sowie „Wicked“ in der Neuen Flora.

Falsche Zertifikate: Polizei Hamburg schließt Corona-Testzentrum

Erfolg für die neu gegründete Sonderkommission „Merkur“ der Polizei Hamburg: Die Beamten haben ein Corona-Testzentrum in Neugraben geschlossen. Dort sollen negative Zertifikate ausgestellt worden sein, ohne tatsächlich Tests durchzuführen. Die Stilllegung erfolgte auf Anordnung von Staatsanwaltschaft und Gesundheitsbehörde.

Ermittler der Soko hatten Hinweise bekommen, dass in der Teststation nicht seriös gearbeitet wurde. Beobachtungen von Beamten untermauerten den Verdacht. Sie sahen, wie am Dienstagmittag zwei Männer kurz an der Teststation an der Neugrabener Bahnhofstraße waren und kurz danach in einen in unmittelbarer Nähe befindlichen „Kulturverein“ verschwanden, für den die 2G-plus-Regel gilt.

Bei einer anschließenden Überprüfung des Vereins legten beide Männer negative Testzertifikate vor, die sie zum Besuch des Kulturvereins brauchten. Ausgestellt waren sie von der Teststation gegenüber. Bei der Polizei geht man davon aus, dass die Zertifikate ohne Testung ausgestellt wurden. Gegen zwei 20 und 19 Jahre alte Männer, die zu dem Zeitpunkt als Mitarbeiter in der Teststation waren, wird nun ermittelt.

Lesen Sie hier die Corona-News für den Norden vom Vortag