Hamburg. Bei immer mehr Patienten wird bei der Krankenhauseinweisung das Virus entdeckt – in den meisten Fällen sind es Zufallsbefunde.

„Omikron ist milder, aber nicht mild. Wir haben im Moment zwei Patienten, die mit Omikron schweres Lungenversagen haben, aber die meisten, die jetzt mit dieser Variante ins Krankenhaus kommen, haben keine schwere Lungenentzündung.“ Trotzdem seien Ungeimpfte gefährdet, insbesondere wenn sie älter sind oder Vorerkrankungen haben, sagt Prof. Dr. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

Seit Beginn des Jahres ist die Zahl der Patienten mit einer Corona-Infektion deutlich gestiegen. Waren im UKE zu Beginn der Omikron-Variante Ende November 2021 im Schnitt etwa 30 Patienten in stationärer Behandlung, so steigt diese Zahl im neuen Jahr kontinuierlich an. Derzeit sind nach Angaben des Intensivmediziners und Lungenfacharztes 66 Covid-19-Patientinnen und -Patienten in stationärer Behandlung im UKE, davon würden 21 intensivmedizinisch versorgt.

Corona Hamburg: Omikron verursacht mildere Verläufe – bleibt aber gefährlich

Die 47 Patienten und Patientinnen auf den Normalstationen seien zudem mehrheitlich mit Covid-19 dort, nicht wegen Covid-19. Auf den UKE-Intensivstationen liegen laut Kluge 18 Erwachsene und drei Kinder. Von den Erwachsenen sind acht mit der Omikron-Variante infiziert, sieben mit Delta, drei noch nicht differenziert. Von den Delta-Patienten liegen alle aufgrund eines Lungenversagens auf der Intensivstation, von den Omikron-Patienten seien es zwei. Die anderen werden aus anderen Gründen (Unfall, Leberversagen, Herzinfarkt, etc.) intensivmedizinisch betreut. Ein Kind ist mit Delta, zwei sind mit Omikron infiziert. Stand Donnerstag waren zehn Covid-Patienten auf den UKE-Intensivstationen ungeimpft, ein Patient einmalig geimpft, vier Patienten zweifach geimpft, zwei Patienten geboostert, bei einem Patienten ist der Impfstatus unklar.

Stefan Kluge sagt zur aktuellen Situation, die Belastung sei überaus groß, weil die Patienten mit Corona aus unter-schiedlichen Fachbereichen kämen. „Sie sind aus der Pädiatrie (Kinderabteilung), aus der Geburtshilfe, von den Internisten, von den Chirurgen. Das macht den Krankenhäusern gerade große Probleme, weil bei den hohen Inzidenzen in Hamburg ja zudem auch jeden Tag Personal ausfällt. Es gurgeln ja alle, machen PCR-Tests, aber wenn die Mitarbeitenden infiziert sind, dann sind sie mindestens sieben Tage weg, manchmal länger.“ Während im November 2021 insgesamt 112 UKE-Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden und im Dezember 144 Mitarbeitende, so sind derzeit laut UKE-Sprecherin Saskia Lemm im Schnitt 250 Personen in Isolation, weil sie sich mit Corona infiziert haben.

UKE: „Geringere Zahl an planbaren Operationen musste verschoben werden“

Dass Patienten nicht wegen, sondern mit Corona aufgenommen wurden, habe es auch schon früher vereinzelt gegeben, sagt Stefan Kluge, aber nicht in so hoher Zahl. „Auf den Covid-Normalstationen im UKE wurde zuletzt die überwiegende Zahl der Patientinnen und Patienten nicht wegen, sondern mit Corona aufgenommen“ so Kluge. Das berichteten auch die Kollegen aus anderen Kliniken. „Die Patienten kommen mit Herzinfarkt, Schlaganfall, Beinbruch und werden dann bei der Aufnahme positiv getestet.“ Bei der Aufnahme ins Krankenhaus werde jeder Patient getestet und die Probe auch sequenziert, Letzteres aber nicht in allen Krankenhäusern. Die neuen Infektionen seien aber in der Regel durch Omikron verursacht.

Trotz der aktuellen Corona-Lage in Deutschland und in Hamburg sei das UKE bestrebt, die generelle medizinische Versorgung bestmöglich zu organisieren und aufrechtzuerhalten, sagt UKE-Sprecherin Saskia Lemm. „Dennoch muss auch bei uns aktuell wie auch schon während der vergangenen Wellen der Corona-Pandemie eine geringere Zahl an planbaren Operationen verschoben werden. Dies betrifft beispielsweise Adipositasoperationen, die Hernienchirurgie, Operationen bei Kieferfehlstellungen oder Operationen bei gutartigen Diagnosen wie zum Beispiel Schilddrüsenfunktionsstörungen. Das UKE reagiert damit auf die dynamische und ernst zu nehmende Lage.“

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Asklepios Kliniken: Differenzierung nach Delta oder Omikron finde nicht statt

Ähnlich ist die Lage bei den sieben Hamburger Asklepios Kliniken, die laut Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz seit Beginn der Pandemie regelmäßig mindestens die Hälfte aller stationären Covid-Patientinnen und -Patienten in der Stadt betreuen: „Geschätzt werden etwa ein Drittel der auf den Normalstationen liegenden und positiv auf das Coronavirus getesteten Patientinnen und Patienten wegen anderer Diagnosen eingeliefert, etwa nach Unfällen, es sind also Zufallsbefunde. Grundsätzlich werden natürlich alle positiv Getesteten isoliert, was sehr aufwendig ist und das Personal zusätzlich belastet.“

Aktuell werden laut Eberenz in den Asklepios Kliniken knapp 300 positiv auf das Coronavirus getestete Menschen behandelt. Die Anzahl der auf Intensivstationen Behandelten sei weiterhin stabil, steigende Zahlen gab es aber bis zuletzt angesichts der seit Wochen steigenden Inzidenz auf den Normalstationen. Eine Differenzierung nach Delta oder Omikron finde nicht statt, habe für die Behandlung auch keine Relevanz. Auch bei dem Klinikkonzern gilt: „Die Asklepios Kliniken versuchen aktuell die planbaren Behandlungen, sofern medizinisch vertretbar, nach hinten zu verschieben.“