Hamburg. Chefredakteur Lars Haider begrüßte im Hotel Atlantic 1000 Gäste – digital. Er hat zwei gute Nachrichten – und einen großen Wunsch.

Johannes Oerding hat mir vor kurzem von einem Albtraum erzählt, der ihn immer wieder plagt: Er hat ein Konzert, Tausende Menschen warten, die Stimmung ist bestens. Aber Oerding kann, warum auch immer, nicht auf die Bühne. Bei mir ist es heute genau umgekehrt. Ich stehe auf der Bühne des Hotel Atlantic, aber niemand ist da – und das Schlimmste: Es ist leider kein Traum …“
 

Mit diesen Worten begann Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider gestern den 33. Neujahrsempfang, der in die Geschichte des Hamburger Abendblatts als der erste eingehen wird, bei dem der Festsaal leerblieb. Die rund 1000 geladenen Gästen konnten nur digital dabei sein, verfolgten den Empfang unter dem Motto „Der Norden bleibt stark“ von zu Hause, aus dem Büro oder vom Urlaubsort aus.

Ja, auch beim Hamburger Abendblatt habe man kurz überlegt, den traditionsreichen Starttermin ins neue Hamburger Jahr ausfallen zu lassen, so Haider: „Aber wirklich nur kurz. Dann haben wir uns gedacht: Das blöde Virus hat die Fußball-Europameisterschaft verhindert, die Olympischen Sommerspiele und was nicht noch alles. Wir fanden: Irgendwann muss auch mal Schluss sein, irgendwann muss es wieder losgehen – und wenn nicht mit unserem Neujahrsempfang, womit dann?“

Überraschungsgast schaltete sich aus Tonstudio dazu

Haiders Hoffnung: „Vielleicht wird es heute sogar besser und unterhaltsamer als sonst – und wenn nicht, ist es auch egal, denn so wie an diesem 5. Januar müssen wir den Empfang hoffentlich nie wieder machen.“

Das waren noch Zeiten: Chefredakteur Lars Haider bei seiner Rede zum Neujahrsempfang im Hotel Atlantic vor einem Jahr.
Das waren noch Zeiten: Chefredakteur Lars Haider bei seiner Rede zum Neujahrsempfang im Hotel Atlantic vor einem Jahr. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Unbekannt

Normalerweise steht bei den Neujahrsempfängen die Rede des Chefredakteurs im Mittelpunkt. Gestern war das anders. Nach einer kurzen Begrüßung hatte Haider Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport zu Gast. Er sprach mit ihnen über die großen Themen des Jahres, also vor allem über die Pandemie, den Kampf für weniger Infektionen und mehr Impfstoff, und über die Bundestagswahl.

 Zugeschaltet wurden Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck, Virologin Marylyn Addo, About-You-Gründer Tarek Müller, Starkoch Tim Mälzer, Klimaaktivistin Luisa Neubauer und Hamburgs Ehrenbürgerin Kirsten Boie. Udo Lindenberg schickte eine Videobotschaft, genauso wie Weltumsegler Boris Herrmann und Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD). Pianist Sebastian Knauer sorgte aus seinem Tonstudio für eine musikalische Überraschung.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher war vor Ort dabei

Und einen echten Gast durfte Haider auf der großen Abendblatt-Bühne im Hotel Atlantic auch begrüßen: Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher ließ es sich natürlich nicht nehmen, beim Abendblatt-Neujahrsempfang leibhaftig dabei zu sein. Was der SPD-Politiker und die anderen zu sagen hatten und haben, lesen Sie ausführlich auf den nächsten Seiten. Den kompletten Neujahrsempfang können Sie sich jederzeit auf
www.abendblatt.de ansehen. Dort finden Sie auch die Langfassungen der Interviews mit Tschentscher, Günther und Scholz, die wegen des Corona-Gipfels der Ministerpräsidenten bei der Bundeskanzlerin vor dem Empfang aufgezeichnet wurden.

Die Beiträge des 33. Abendblatt-Neujahrsempfangs

Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider begann seine kurze Rede damit, dass er zwei gute Nachrichten habe: „Erstens: 2020 ist endlich vorbei. Zweitens: 2021 beginnt vielversprechend. In 15 Tagen ist Twitter-Präsident Donald Trump Geschichte, in einem Monat sind (hoffentlich) die wichtigsten Risikogruppen in Hamburg gegen Corona geimpft, in fünf Monaten ist der HSV endlich zurück in der ersten Liga – und schon in einem Jahr sehen wir uns alle hier im Atlantic wieder. Und lassen es, versprochen, richtig krachen. Mit Händeschütteln, umarmen und allem Drum und Dran.“

Ob in Hamburg und Deutschland dann alles so ist wie vor Corona? Haider sagte: „Ich hoffe nicht. Denn, ganz ehrlich, vor der Pandemie war ja nicht alles gut: Denken Sie an die vielen, oft völlig überflüssigen Geschäftsreisen, die langen Fahrten ins Büro, die Staus auf Hamburgs Hauptverkehrsstraßen, die unglaublich hohen Immobilienpreise und Mieten in der Stadt – dass das alles nicht so sein muss, dass man Arbeit und Leben besser und anders in Einklang bringen kann, haben wir im vergangenen Jahr gelernt, allen voran ich.“

Unterstützung von Leserinnen und Lesern nach Hackerangriff

Er hätte nie geglaubt, dass man das Hamburger Abendblatt aus dem ­Homeoffice machen könne, so Haider. „Was für ein Irrtum! Es funktioniert sogar, wenn man nicht nur gegen einen Virus kämpfen muss … Sie wissen, was ich meine! Und ich danke Ihnen allen sehr für Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung in den vergangenen Tagen.“ Das Abendblatt war bekanntlich, wie alle Zeitungen der Funke Mediengruppe, kurz vor Weihnachten Opfer eines Hackerangriffs geworden, der bis heute Folgen für die Zeitungsproduktion hat.

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Redaktion und Verlag des Hamburger Abendblatt haben seitdem unzählige aufmunternde, solidarische und „einfach sehr guttuende“ Mails und Briefe von Leserinnen und Lesern erhalten. Gisela Gelhaar etwa schrieb: „Seit Sie gehackt wurde, haben Sie meine ganze Anteilnahme. Ich bin voller Bewunderung, dass Sie uns gleichwohl weiterhin jeden Tag eine Zeitung bieten konnten und können. Danke dafür!“

Oder Monika Drewes: „Trotz aller Schwierigkeiten berichten Sie über die regionalen Geschehnisse – und dies von Tag zu Tag in immer größerem Umfang. Das sind sicherlich erhebliche Kraftanstrengungen. Sie als Blattmacher und ich als Abonnentin - wir stehen das zusammen durch!“ Oder Wolfgang Kessker: „Es handelt sich um einen Hackerangriff auf die Presse und Meinungsfreiheit, einen Eckpfeiler unserer Demokratie, also um einen direkten Angriff auf unser Gemeinwesen. Ich appelliere an Sie: Lassen Sie sich nicht unterkriegen!“

Womit Barack Obama Recht hat

Das ist auch die passende Einstellung im Kampf gegen die Pandemie, die größte Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. „Ich würde gern mit Ihnen die für mich wichtigste Erkenntnis aus dem vergangenen Jahr teilen“, sagte Lars Haider zum Schluss seiner kurzen Ansprache.

Der große Saal des
Hotel Atlantic wurde zum TV-Studio
Der große Saal des Hotel Atlantic wurde zum TV-Studio © Andreas Laible | Unbekannt

Sie lautet: „Wir alle werden die Globalisierung, das weitere Zusammenwachsen der Welt nicht stoppen können – Viren, Cyberkriminelle, Lieferketten, soziale Medien und der Klimawandel kennen keine Ländergrenzen, sie sind ihnen völlig egal. Die Welt wird sich deshalb immer stärker vernetzen, ob wir wollen oder nicht, das Problem des einen Landes wird das Problem des anderen sein, auch wenn beide Tausende Kilometer voneinander entfernt sind.

Daran können wir nichts ändern. Was wir aber ändern können, ist der Egoismus, der für unser Leben vor Corona so prägend war. Damit muss Schluss sein. Barack Obama schreibt im ersten Teil seiner Biografie, dass, ,wir in dieser Welt lernen müssen, zusammenzuleben, miteinander zu kooperieren und die Würde des jeweils anderen anzuerkennen, weil wir sonst untergehen.‘ Genauso ist es. Die gigantischen Probleme unserer Zeit können wir nur gemeinsam lösen, und dass es dabei eben doch auf jeden einzelnen ankommt, dass das Verhalten einer Person einen Unterschied machen kann, hat Corona eindrucksvoll bewiesen.“

Udo Lindenberg blick zuversichtlich ins neue Jahr

Panikrocker Udo Lindenberg bei seiner Neujahrs-Botschaft aus dem Hotel Atlantic.
Panikrocker Udo Lindenberg bei seiner Neujahrs-Botschaft aus dem Hotel Atlantic. © Screenshot: HA | Unbekannt

Mit einer Videobotschaft meldete sich Hamburgs Panikrocker Udo Lindenberg zu Wort. "Hey Leute, keine Panik! Das Jahr 20 kannste knicken, das war ja wohl nix. Aber 21, das wird wieder unser Ding. Also: Bühne frei für ein geschmeidiges neues, geiles Jahr. Okay. Wir kommen zur Sache. Wir starten durch. Der Udonaut übergibt jetzt an den Larsonauten, an Lars Haider, Chefredakteur. Liebe Leute, viel Späßchen, wir machen das Beste draus."

Videobotschaft von Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig

 „Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute für 2021. ‚Der Norden´ bleibt stark‘ lautet Ihr Motto in diesem
Jahr. Und das passt sehr gut. Die Corona-Pandemie hat 2020 geprägt, und es ist völlig klar, dass uns Corona auch weiter beschäftigen wird. Mit dem Impfstoff gibt es endlich Licht am Ende des Tunnels, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Deshalb ist es wichtig,dass wir stark bleiben.“

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Videobotschaft: Boris Herrmann grüßt Hamburger

"Ich wünsche allen Hamburgerinnen und Hamburgern ein frohes, erfolgreiches und gesundes neues Jahr, in dem die Stadt weiter kommt auf dem Weg zur Klimaneutralität. Ich hab schon einige gute Nachrichten gehört: Moorburg wird abgeschaltet, Elektrolyse-Anlage ist in der Diskussion. Also: Bleiben Sie stark! Bleiben Sie mit
starken Ambitionen am Ball bei diesem Thema!“

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