Hamburg. Der Mann hatte die Hundebabys für jeweils bis zu 1000 Euro aus dem Kofferraum verkauft. Viele der Tiere starben kurz darauf.

Die Käufer hatten sich bei E-Bay-Kleinanzeigen in die süßen Vierbeiner verliebt. Doch nachdem sie die Hundewelpen gekauft und zu sich nach Hause geholt hatten, mussten die neuen Herrchen und Frauchen schmerzlich feststellen, dass sie betrogen worden waren. Denn viele der kleinen Hundebabys, die sie einem 33-Jährigen aus Hamburg-Billstedt abgekauft hatten, starben nur wenige Tage später. Den Käufern blieb nur die Tierarztrechnung.

Nun hat die Polizei diesem Betrug mit Hundewelpen ein Ende gesetzt: Am Dienstag nahmen die Beamten, die während der Ermittlungen eng mit den zuständigen Amtsveterinären zusammenarbeiteten, den 33-jährigen Mann fest. "Er steht im Verdacht, unter falschen Angaben Hundewelpen an Käufer abgegeben zu haben", sagte Polizeisprecher Daniel Ritterskamp am Mittwoch.

Hamburg: Hundewelpen wurden aus Kofferraum verkauft

 Bereits Anfang des Jahres geriet der 33-Jährige in den Fokus der Ermittler der Wasserschutzpolizei, die für Tierschutzdelikte zuständig ist. "Der Mann hatte über Anzeigen in einem Internetverkaufsportal Hundewelpen zum Verkauf angeboten", so Ritterskamp. "Hierbei machte er wissentlich falsche Angaben sowohl zu der Herkunft als auch zum Pflege- und Gesundheitszustand der Tiere."

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Stutzig hätten die Käufer bei den Verkaufshandlungen werden können. Denn diese erfolgten vor fremden Häusern, Wohnungen oder "aus dem Kofferraum", wie die Polizei nun mitteilte. Auch einen Kaufvertrag gab es nicht. Der Mann bekam pro Hund zwischen 400 und 1000 Euro.

Viele Hundewelpen waren jünger als acht Wochen und krank

In diversen Fällen machte der 33-Jährige zudem falsche Angaben in seinen Anzeigen bei E-Bay-Kleinanzeigen und in der Korrespondenz mit den jeweiligen Käufern. Er gab an, dass die Welpen acht Wochen oder älter seien – das war jedoch nicht der Fall.

Für Hundewelpen kann die zu frühe Trennung von ihrer Mutter jedoch fatale Folgen haben. Da bei sehr jungen Hundebabys das Immunsystem noch nicht stabil aufgebaut ist, besteht die Gefahr, dass die Welpen unter anderem an dem sogenannten Parvovirosevirus erkranken. "In mehreren Fällen verstarben die vom 33-Jährigen verkauften Hunde trotz tierärztlicher Behandlung wenige Tage später beim Käufer", sagte Ritterskamp.

Mehrere Hundewelpen mussten eingeschläfert werden

Konkret betrachtet die Polizei neun Fälle. In sechs Fällen geht es jeweils um den Verkauf eines Hundewelpen. "Davon mussten fünf Welpen eingeschläfert werden", so Ritterskamp. Ein Hundebaby überlebte. In einem weitere Fall kam der Verkauf wegen des schlechten Zustand des Tieres nicht zustande.

Ein weiterer Hundewelpe, der sich in der Wohnung des Mannes befand, musste ebenfalls eingeschläfert werden. In einem anderen Fall geht es um elf Hunde des 33-Jährigen: Davon wurde bei acht Welpen Parvovirose festgestellt, ein Hundebaby musste eingeschläfert werden.

Das rät das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beim Kauf eines Welpen:

  • Bei Herkunft aus einem anderen EU-Land muss ein Welpe über einen EU-Heimtierausweis, einen Mikrochip und eine Tollwutimpfung verfügen. Auch ein amtliches Gesundheitszertifikat ist vorgeschrieben.
  • Wird Deutschland als Herkunftsland angegeben, sollte der Welpe zumindest einen Impfpass besitzen, dessen Einträge von einem in Deutschland tätigen Tierarzt stammen sollten. Ein Chip ist zu begrüßen, aber nicht verpflichtend.
  • Nicht "aus dem Kofferraum" kaufen. Das Angebot des Verkäufers, den Welpen an einen beliebigen Ort zu liefern, kann ein Hinweis auf schlechte Aufzuchtbedingungen sein. Vor dem Kauf das Muttertier und den Wurf ansehen.
  • Ein Preis deutlich unterhalb des üblichen Marktpreises kann auf ein unseriöses Angebot hinweisen.
  • Kein verantwortungsbewusster Züchter oder Händler würde ein krankes Tier verkaufen. Zu auffälligen Krankheitssymptomen, die auch von einem Laien erkannt werden können, zählen allgemeine Schwäche, Augen- und Nasenausfluss, Husten und Lahmheiten.

Polizei rettete schon im Mai Welpen aus der Wohnung in Billstedt

Die Staatsanwaltschaft Hamburg erwirkte sowohl einen Haftbefehl für den 33-Jährigen als auch einen Durchsuchungsbeschluss für dessen Wohnung in Billstedt. Am Dienstag kam er in die Untersuchungshaftanstalt Hamburg.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung am Rodeweg stellten die Beamten diverse Beweismittel sicher. Dort entdeckten die Polizisten auch Dopingmittel und neun sogenannte Eppendorfer Gefäße mit Kokain. Ritterskamp: "Die Ermittler prüfen nun, ob der 33-Jährige für weitere Taten verantwortlich ist."

Bereits im Mai hatte es bei dem 33-Jähriges eine Durchsuchung gegeben. Damals hatte die Polizei mehrere Hundewelpen aus einer Wohnung in Billstedt gerettet: Die Beamten hatten zuvor erfahren, dass der 33-Jährige Welpen verkauft, die deutlich jünger als acht Wochen sein sollten und zudem unter einer schweren Krankheit leiden.

Verbraucherschutzbehörde warnt vor unseriösen Tierhändlern

Die Polizei Hamburg bittet bei dem Thema illegaler Welpenhandel dringend um Beachtung der Hinweise der Verbraucherschutzbehörde Hamburg und der Verbraucherzentrale Hamburg, die gerade erst Anfang Dezember vor unseriösen Tierhändlern gewarnt hatten. Besonders wichtig sei bei der Anschaffung eines Tieres, dessen Herkunft genau zu kennen und zu prüfen, sagte Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne) damals. "Denn immer wieder werden Tiere im Internet angeboten, die unter tierschutzwidrigen Bedingungen im Ausland gezüchtet und in Deutschland angeboten werden. Diese Tiere werden häufig sehr jung, geschwächt oder krank, ohne Impfschutz und wenig sozialisiert angeboten."

Die Verbraucherzentrale Hamburg informiert zudem auf ihrer Homepage über das Thema Hundekauf und hat Indizien aufgelistet, die auf illegalen Welpenhandel auf hinweisen.

Verbraucherzentrale: Indizien für illegalen Welpenhandel

  • Der Verkäufer bietet Ihnen Welpen mehrerer Hunderassen an.
  • Der Händler ist bereit, den Hundewelpen an jeden beliebigen Ort zu liefern.
  • Die Welpen werden „aus dem Kofferraum“ eines Autos verkauft.
  • Sie haben keine Möglichkeit, sich von den Haltungsbedingungen und dem Gesundheitszustand des Muttertiers zu überzeugen.
  • Der Preis für den kleinen Hund liegt unter dem üblichen Marktpreis für Welpen dieser Rasse.
  • Die Bilder und die Beschreibung im Anzeigentext stimmen nicht mit dem tatsächlichen Hund überein.
  • Der Händler kann keine Begleitpapiere für den Welpen vorlegen.