Hamburg/Elmshorn/Henstedt-Ulzburg. Zahlreiche Fälle, tote Tiere, Kapazitäten erschöpft – Tierheime schlagen Alarm. Dabei sind die Täter längst bekannt und angezeigt.

Juri ist tot. Der kleine Welpe hat es nicht geschafft. Er starb jämmerlich. Elmo und seine Geschwister hatten mehr Glück. Die kleinen Mischlingswelpen überlebten die Tortur. Sie werden derzeit im Tierheim in Henstedt-Ulzburg aufgepäppelt. Zwölf Welpen hat das Tierheim aufgenommen, nachdem in Hamburg einfach kein Platz mehr war. Vier sind davon gestorben. Und eine Ende ist nicht in Sicht.

Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbunds ist ein Händlerring im Hamburg und Norddeutschland derzeit sehr aktiv. Allein der Hamburger Tierschutzverein meldet 80 Fälle von illegalem Welpenhandel in den vergangenen sechs Monaten.

In Hamburg illegal gehandelte Welpen in schlechtem Zustand

"Es sind im Moment viele Welpenhändler unterwegs. Scheinbar haben sie das lukrative Geschäft für sich entdeckt", berichtet auch Katja Vogel als Tierheimleiterin in Henstedt-Ulzburg. Die Tiere stammen aus Polen, werden dort für einige Euro als Welpen gekauft und dann hier teuer verkauft. Dabei ist laut Vogel auffällig, dass die Welpen, die derzeit in Hamburg und Umgebung illegal gehandelt werden, in einem besonders schlechten Zustand sind.

"Sie sind alle verseucht und krank", so Vogel. Zudem werden sie viel zu früh von der Mutter getrennt, kennen keine Zuneigung oder Kontakt. Aufgrund der frühen Trennung von der Mutter und der fehlenden medizinischen Versorgung wie Impfungen sind die Welpen meist krank, viele leiden an der oft tödlichen Viruserkrankung Parvovirose. "Die Welpen müssen sich permanent übergeben, haben blutigen Durchfall, sind schlapp und können vor Schwäche nicht mehr schlucken – ein grausames Sterben."

Appell der Tierschützer: Welpen nicht aus Mitleid kaufen

Dabei ließe sich dem Elend ein Ende setzen. Denn zum einen ist laut Tierschutzverein der Händlerring der Polizei durchaus bekannt. Ermittlungen laufen noch. Zum anderen könnten die Interessenten das Treiben verhindern. Ohne Käufer kein Markt. Auch den Steuerzahler kommt das Ganze teuer zu stehen. Da die Tiere beschlagnahmt werden, kommt der Staat für die Pflege auf. Vogel beziffert die Pflegekosten für einen kranken Welpen auf bis zu 2000 Euro.

Die Tierschützer appellieren daher, Welpen auch nicht aus Mitleid zu kaufen, sondern das Veterinäramt zu informieren. Tierhalter, deren Welpen nach dem Kauf erkranken, sollten diese Fälle der Polizei melden. „Solange Menschen Hundewelpen über das Internet kaufen, blüht der illegale Handel. Jeder, der auf diesem Weg einen Hund anschafft, befeuert das grausame Geschäft mit dem Tierleid“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Hamburger Tierschutzverein: Anstieg der Welpenverkäufe zu Weihnachten

Janet Bernhardt, Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins, betont: „Insbesondere zu Weihnachten rechnen wir mit einem rapiden Anstieg der Welpenverkäufe. Dazu muss ich ganz klar sagen: Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke!“ Sie ergänzt: „Die Anzeigen mögen einen seriösen Eindruck machen – doch nur, weil die Händler immer skrupelloser betrügen. Also Hände weg vom Online-Kauf.“ Sie wirbt darum, sich stattdessen im Tierheim beraten lassen.

Neben Hamburg und Henstedt-Ulzburg sind weitere Tierheime im Norden betroffen: So leben sieben Schäferhundwelpen aus Polen seit rund drei Monaten im Tierheim Elmshorn. Bei ihrer Beschlagnahmung waren sie laut Tierschutzverein voller Kot und Urin, viel zu mager und litten unter starkem Giardienbefall. Das Tierheim Lübeck, das sich derzeit um elf beschlagnahmte Englische und Französische Bulldoggen kümmert, berichtet davon, dass die Welpen vor Durst die Regentropfen von den Jacken der Tierschützer leckten, als sie aus ihrem Verschlag befreit wurden. Dort mussten die viel zu jungen Tiere – ohne Wasser und nur auf Zeitungspapier sitzend – ausharren.