Elmshorn. Tierheim Elmshorn versorgt beschlagnahmte Tiere. Statt Weihnachten im Tierheim gibts 2020 einen Wunschbaum.


Mit der
Corona-Pandemie
hat die Nachfrage nach Haustieren zugenommen - diese Erfahrung hat auch das
Tierheim Elmshorn
gemacht. „Viele Menschen, die reduziert gearbeitet haben, haben die Zeit genutzt, um ihr Traumtier anzuschaffen“, sagt Brigitte Maeder, Erste Vorsitzende des T
ierschutzvereins Elmshorn und Umgebung
. Besonders nachgefragt waren Hundewelpen und Katzen. Die Kehrseite der Medaille: Der
illegale Welpenhandel
floriert. „Nach Drogenhandel ist es das lukrativste Geschäft“, sagt Maeder.

Doch manchmal fliegen die illegalen Händler auch auf. In einem Fall stoppte die Polizei bei Elmshorn einen Welpentransport aus Polen. Die beschlagnahmten Welpen – gerade mal acht Wochen alt – kamen im Tierheim Elmshorn unter. Der angebliche Hundezüchter ging mit einem Rechtsanwalt gegen die Beschlagnahmung vor. Da er aber die Auflagen des Tierschutzes nicht erfüllte, wurden die Hunde nach drei Monaten zur Vermittlung freigegeben.

Tag der offenen Tür musste wegen Corona abgesagt werden

Illegaler Welpenhandel und illegaler Welpentransport in Elmshorn, die Auflösung einer privaten Hundezucht, angebundene Hunde auf Parkplätzen – die tierischen Katastrophen nahmen 2020 kein Ende. Die gute Nachricht: Die Tierpfleger haben alle Tiere gesund gepflegt, aufgepäppelt und für die meisten Schützlinge bereits ein neues Zuhause gefunden. Der erhöhte Aufwand und Einsatz für die Tierrettung, die tiermedizinische Versorgung und die Pflege trieb die Kosten aber drastisch in die Höhe, so Maeder.

Für das Tierheim Elmshorn ist es besonders bitter: Nach einem ohnehin schwierigen Jahr muss der beliebte Tag der offenen Tür, der traditionell kurz vor Heiligabend stattfindet, wegen der Corona-Krise abgesagt werden. Dieses Jahr gibt es am 4. Advent also kein Wintercafé, keine Tombola und auch keine Aktionen und Infostände in der Justus-von-Liebigstraße. „Wir sind voller Sorge um Futter-, Sach- und Geldspenden, die sonst zu Weihnachten ins Tierheim gebracht wurden. Der Aktionstag Weihnachten im Tierheim war von jeher unsere stärkste Einnahmequelle für den Tierheimbetrieb“, sagt Maeder.

Auf Karten am Wunschbaum steht, was benötigt wird

So entstand die Idee, einen Wunschbaum vor dem Tierheim aufzubauen. Umgeben von einem Gabentisch kann jeder, der möchte, Futter- oder Sachspenden unter den Baum legen. Die Wünsche der Tiere hängen im Baum und können mitgenommen werden, ebenso wie die handschriftlichen Dankeskarten. Ansonsten wird es still bleiben. Erstmals in diesem Jahr.

Denn das Jahr war für die Tierpfleger trubelig. Bereits Anfang des Jahres kamen gleich 37 Kaninchen und Meerschweinchen auf einmal ins Tierheim. „Sie waren sichergestellt worden wegen schlechter Haltung. Viele Tiere waren bereits gestorben, 37 weitere konnten jedoch gerettet, aufgepäppelt und danach wieder vermittelt werden“, sagt Brigitte Maeder.

Den ganzen Sommer hindurch mussten immer wieder Tiere aus den Wohnungen Verstorbener geholt werden, meist Katzen und gleich mehrere. Mitte November sollte eine Messi-Wohnung geräumt werden, zwischen viel Müll fand man eine tote Frau und zwei lebende Katzen. „Dass die beiden Tiere die Wochen überlebt haben, ist ein kleines Wunder. Wahrscheinlich haben sie sich aus all dem Abfall etwas halbwegs Fressbares gesucht“, sagt Maeder.

Telefonische Beratungen laufen meist sehr gut

Auch die Vermittlungen seien Corona-bedingt nicht so einfach gewesen, zeitweise war das Tierheim komplett geschlossen. Aktuell ist ein Besuch im Tierheim nur mit Termin möglich. Termine können telefonisch unter 04121/849 21 (Montag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend von 14.30 bis 17.30 Uhr) oder per E-Mail an tierheim-elmshorn@web.de vereinbart werden.

„Doch nichts hat nur negative Seiten, die telefonischen Beratungen laufen meist sehr gut. Die Interessenten erfahren so schon im Vorwege, ob ein geeignetes Tier da ist. Denn jeder Hund, jede Katze, alle haben ihren eigenen Charakter, Tier und Mensch müssen schon zusammenpassen, damit auch langfristig alle glücklich sind“, sagt Brigitte Maeder. Selbst im Kleintierbereich seien nicht immer alle Tierarten verfügbar, eine Nachfrage erspare manchmal eine Fahrt. „Trotzdem werden all die Familien, die Tierfreunde, die Interessenten vermisst, die einfach nur mal schauen möchten und die Tiere im Tierheim besuchen.“

Das Ehrenamt ist ein starker Faktor im Tierheim. Auch hier zeigte sich, dass die Corona-Zeit auch Vorteile bringen kann. Viele Tierfreunde hatten auf einmal mehr Zeit und fragten, ob und wie sie sich im Tierheim engagieren können. Teilweise überstieg die Nachfrage das Angebot, und so wurden Helfertage eingeführt, an denen viele Blätter gefegt und Löcher zugeschaufelt wurden. 40 Gassigeher laufen ihre Runden mit den Tierheimhunden, 20 Männer und Frauen kuscheln und beschäftigen sich mit Katzen und Kleintieren.



So helfen Sie:
Wunschbaum-Wünsche können ab sofort vor dem Tierheim Elmshorn in der Justus-von-Liebig-Straße 1 gepflückt werden. Gebraucht werden: Futter, insbesondere Dosenfutter für Hunde und Katzen, Decken und Handtücher, Kratzbäume. Wichtig sind Geldspenden für den Unterhalt und die medizinische Versorgung der Tiere. Die Bankverbindung lautet IBAN DE72 2215 0000 0000 0113 55.