Hamburg. Am ersten Tag ohne Terminzwang kamen nur wenige Menschen ins Impfzentrum in den Messehallen.
So richtig in Schwung kommt die neue Möglichkeit, eine Corona-Schutzimpfung ohne festen Termin in den Hamburger Messehallen zu erhalten, nicht. Die Hamburger nahmen dieses Angebot am Montag nur sehr zögerlich an.
Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung, die das Impfzentrum im Auftrag der Stadt betreibt, kamen nur wenige Hundert Impfwillige für eine spontane Erstimpfung in die Messehallen, nach Angaben der Sozialbehörde waren es rund 1000 Menschen – in Relation zu den Kapazitäten des bundesweit größten Impfzentrums von bis zu 10.000 Impfungen am Tag beides eher bescheidene Dimensionen.
Spontane Corona-Impfung für alle Hamburger über 16 Jahren
Nachdem an den vergangenen beiden Sonnabenden diese Möglichkeit bereits bestand und in der vergangenen Woche Hamburgs Studenten dazu aufgerufen waren, spontan ins Impfzentrum zu kommen, um sich gegen Corona impfen lassen zu können, gilt diese Möglichkeit seit diesem Montag für alle Hamburger über 16 Jahren.
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Doch viel los ist gestern Vormittag nicht. Die Zahl der Impflinge vor dem Eingang an der Lagerstraße ist überschaubar, aber so gibt es wenigstens keine langen Wartezeiten. Wer ohne Termin kommt, muss sich zunächst beim Infopunkt anmelden. Dort gibt es einen gelben Zettel, der zur Impfung berechtigt.
Mit der Schutzimpfung schneller wieder zu einem Job?
Einer von ihnen ist Odin Furtner: Der 26-Jährige ist im Zuge der Corona-Pandemie arbeitslos geworden und hofft darauf, mit der Schutzimpfung schneller wieder einen Job zu finden. Er hat sich über das Angebot der terminfreien Impfung sehr gefreut und sagt: „Ich möchte zurück in den Sicherheitsdienst und lasse mich deshalb jetzt impfen. Dann kann ich problemlos überall eingesetzt werden. Arbeitgeber mögen das.“
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
Auch Alex Sudermann (44), Manager, und seine Frau Landa Sudermann (36) waren gleich gestern zu den Messehallen gekommen. Sie hätten eigentlich für Mittwoch einen Termin dort gehabt, wollten sich aber so schnell wie möglich impfen lassen und nicht länger warten, „weil es terminfrei schneller geht.“
Impfzentrum wird nur noch bis Ende August betrieben
Omar (44) ist mit seiner Familie da: „Ich fühle mich unter Druck gesetzt. Besonders von der Diskussion, ob Schnelltests bald bezahlt werden müssen.“ Darüber hinaus hofft er auf einen milderen Krankheitsverlauf, sollte er sich trotz der Impfung infizieren.
Weil das Impfzentrum nur bis Ende August betrieben wird, können Erstimpfungen noch bis zum 10. August angeboten werden. Denn im Abstand von drei oder vier Wochen sollen die „Kunden“ hier auch noch ihre Zweitimpfung erhalten – den Termin dafür erhalten Spontanbesucher beim Verlassen des Impfzentrums.
Auch etliche Tausend geplante Impfungen in den Messehallen
Außerdem werden in den kommenden Wochen auch noch etliche Tausend geplante Impfungen in den Messehallen stattfinden, vor allem Zweit-Termine. Ihre Zahl schwankt zwar von Tag zu Tag und damit auch die Auslastung des Impfzentrums. Mit Wartezeiten sei aber so oder so nicht zu rechnen, so die Sozialbehörde, denn die Kapazität reiche aus, um in den verbleibenden Tagen noch mehrere Zehntausend Menschen zu impfen. Verwendet werden dabei nur die Impfstoffe von Biontech und Moderna.
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Ob die hier vollständig verbraucht werden oder an mobile Teams weitergegeben werden können, scheint derzeit fraglich. „Leider hat sich das Geschehen im Impfzentrum gegenüber dem Wochenende nicht verändert“, bilanziert Walter Plassmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, am späten Nachmittag. „Wir werden heute wohl mit gut 2000 Impfungen den Tag beschließen, davon nur wenige Hundert spontane Erstimpfungen, der Rest waren geplante Zweitimpfungen.“
Impfzentrum nur zu rund 25 Prozent ausgelastet
Die Sozialbehörde nennt am frühen Abend dagegen etwas andere Zahlen: „Rund 1000 Menschen haben das offene Angebot angenommen“, sagt Sprecher Martin Helfrich. Weitere rund 1100 hätten ihren gebuchten Termin wahrgenommen. Damit war das Impfzentrum zwar nur zu rund 25 Prozent ausgelastet, aber dennoch sei man „nicht unzufrieden“, so Helfrich.
Das Angebot, sich spontan impfen zu lassen, sei ja erst am Tag vorher kommuniziert worden. Daher hoffe man schon, dass sich die Möglichkeit herumspreche und in den kommenden Tagen noch viel mehr Bürgerinnen und Bürger davon Gebrauch machen werden. Mit Stand Sonntag waren in Hamburg knapp 856.000 Menschen vollständig geimpft – das sind 45 Prozent der Bevölkerung.
Falsche Behauptungen in den sozialen Medien?
Mit Unverständnis reagiert Plassmann auf falsche Behauptungen in den sozialen Medien, wonach die „offene Tür“ einer „Astrazeneca-Resterampe“ diene: „Wir können schon deshalb nur Biontech und Moderna verimpfen, weil wir ansonsten die Zweitimpfung nicht mehr durchführen könnten.“
Der Übergang nach dem Ende des Impfzentrums am 1. September sei übrigens gut organisiert. Rund 1200 Praxen haben bislang an der Impfkampagne teilgenommen, so der KV-Chef: „Da es nun keine Beschränkungen mehr bei der Bestellung des Impfstoffes gibt, lassen sich dort ohne Probleme bis zu 100.000 Impfungen in der Woche durchführen – wenn es eine entsprechende Nachfrage geben sollte. Dies werden wir nächste Woche sehen, wenn die Ferien in Hamburg enden.“
Praxen hatten bis Anfang Juli etwa 65.000 bis 70.000 Impfungen in der Woche durchgeführt
Die Praxen hatten bis Anfang Juli etwa 65.000 bis 70.000 Impfungen in der Woche durchgeführt, vorvergangene Woche waren es 44.000, vergangene Woche 30.000. Dass die Zahlen so gering sind, liege an den Sommerferien. Denn auch die Zahl der impfenden Praxen sei entsprechend zurückgegangen. Für Menschen, die nicht zum Arzt gehen möchten, werden Mobile Teams, die über die Gesundheitsämter gesteuert werden, Angebote machen.
Corona-Pandemie: Vierte Welle ist zu erwarten
Helfrich zufolge gibt es derzeit rund zwei Dutzend mobile Impfaktionen in den Stadtteilen, beispielsweise in Bürgerhäusern oder Kitas oder im Jobcenter. Derzeit suche man nach weiteren geeigneten Einrichtungen, die bereits einen Zugang zu bestimmten Bevölkerungsgruppen haben, etwa Elternschulen. Einen „Impfbus“ nach Bremer Vorbild plane man nicht, da es auf diesem Wege schwierig sei, die nötige Zweitimpfung zu gewährleisten.
Am Montag wurden in Hamburg 99 Corona-Infektionen registriert – 27 mehr als am Vortag und 52 mehr als am Montag vor einer Woche. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) belegt Hamburg mit einer Inzidenz von 25 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen den Negativ-Spitzenplatz unter den Ländern – gefolgt von Berlin (23,8) und dem Saarland (22,4). Die Sozialbehörde, die mit aktuelleren Zahlen rechnet, kam am Montag sogar auf 29,4. Am Vortag hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei 26,6 gelegen, eine Woche zuvor bei 15,4.