Hamburg. Angebote ohne Termin sollen dazu beitragen, dass Hochschulen im Wintersemester wieder öffnen. Abstandspflicht wird teils aufgehoben.
Es ist wenig los an diesem Mittwochmorgen vor dem Hamburger Impfzentrum in den Messehallen. Viel Personal ist vor Ort, aber nur wenige Impflinge. Doch einige Studierende sind bereits früh aufgestanden, um sich ohne Termin gegen Corona impfen zu lassen. Eine Aktion der Stadt Hamburg.
So wie Fabian aus Schnelsen, der an der HAW Elektrotechnik studiert. Seine Hochschule hatte ihm am Morgen schriftlich Bescheid gegeben, dass sich Studierende bis zum 27. Juli ohne Termin täglich von acht bis 19 Uhr gegen Corona impfen lassen können. Weil viele Studierende in den Semesterferien nicht in Hamburg sind, müssen die Hochschulen ihre Studierenden per E-Mail über die kurzfristige Aktion informieren. Lediglich 300 Impflinge ohne Termin zählte das Impfzentrum am Mittwoch.
Impfen ohne Termin für alle Studierenden, die noch keine Erstimpfung haben
Möglich ist Impfen ohne Termin für alle Studierenden, die noch keine Erstimpfung haben. Das hatten die Wissenschaftsbehörde und die Sozialbehörde mit der Landeshochschulkonferenz, mit Studierendenwerk Hamburg und den studentischen Vertretungen vereinbart. Wer das Angebot nutzt, kann noch vor dem Beginn des Wintersemesters im Oktober den vollen Impfschutz haben, der nach der zweiten Spritze gegeben ist.
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BWL-Student Philipp (23) hatte geplant, sich bei seiner Familie in München impfen zu lassen, doch das ging in Hamburg nun schneller. Eine Studentin der HafenCity-Uni, die ungenannt bleiben möchte, wollte sich zunächst nicht impfen lassen. Dann aber änderte sie ihre Meinung. Der Grund sei die Hoffnung, dass wieder Präsenzunterricht stattfinde. Sie befürchte, dass sie ohne Impfung womöglich nicht in bestimmte Räume der Uni gehen dürfe. „Deshalb habe ich mich umentschieden.“
Hoffen auf Präsenzunterricht
Dass das Studium im kommenden Semester in Hörsälen und Seminarräumen und nicht mehr nur online stattfindet, hoffen wohl die meisten. Aber Soziologiestudentin Mina Killart (24) ist skeptisch: „Ich glaube nicht, dass wir im nächsten Semester nur Präsenzunterricht haben. Die Uni hat ein Hybridsystem angekündigt. Große Vorlesungen digital, kleine Veranstaltungen in Person.“
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Die Landes-Astenkonferenz Hamburg (LAK) hatte bereits am Dienstag deutlich gemacht, wie wichtig der Unterricht in Präsenz sei. „Nach einer unsagbar belastenden Zeit mit ausschließlicher Onlinelehre bauen wir auf die schrittweise Rückkehr zum Präsenzbetrieb zum Wintersemester“, erklärten die LAK-Vertreter Jasmin Kunze und Leo Schneider. „Wir sind zutiefst erleichtert darüber, dass nun endlich auch die Studierenden in den Fokus rücken.“
Hohe Impfquote ist nicht die einzige Bedingung für eine Öffnung der Hörsäle
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) sagte, es sei weiterhin das Ziel, dass die Hochschulen im Oktober „größtenteils in den Präsenzbetrieb zurückkehren“. Dazu sei es unerlässlich, dass viele Mitarbeitende der Hochschulen und Studierende gegen Corona geimpft seien.
Aus Sicht der Hochschulen ist eine hohe Impfquote allerdings nicht die einzige Bedingung für eine Öffnung der Hörsäle und Seminarräume. Vielmehr müsse die Inzidenz niedrig sein, und vor allem müsse das geltende Abstandsgebot aufgehoben werden, hieß es zuletzt auf Abendblatt-Anfrage. Sollte die Auflage aus der Eindämmungsverordnung bestehen bleiben, in Lehrveranstaltungen 1,5 Meter Abstand einzuhalten, werde „nur ein Bruchteil der Lehre in Präsenz stattfinden können“, hatte die Universität Hamburg mitgeteilt.
"Übergangssemester" in Hamburg
Die Vizepräsidentin der Hochschule, Susanne Rupp, schrieb Ende Juni an die Studierenden, das Uni-Präsidium gehe von einem „Übergangssemester“ aus. Sollte es im Herbst immer noch Beschränkungen geben, werde es „erforderlich sein, große Lehrveranstaltungen wieder ausschließlich in digitaler Form anzubieten“.
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
Die HAW ging zuletzt davon aus, dass Lehrveranstaltungen mit vielen Teilnehmern „im Wintersemester in der Regel digital stattfinden“ werden. Zugleich will sie Erstsemestern „vorrangig Präsenz-Lehrveranstaltungen anbieten“. Der Präsident der Technischen Universität in Harburg, Andreas Timm-Giel, wünscht sich zwar „vollständige Präsenz im Wintersemester“. Es gebe allerdings einen Plan B, wonach „zunächst die großen, dann alle Veranstaltungen ins Digitale verlegt werden können“.
Maskenpflicht und 3G-Regelung
Nun dürften die Planungen für die Hochschulen etwas leichter werden: „Dort, wo die räumlichen Bedingungen es notwendig machen, zum Beispiel bei großen Lehrveranstaltungen, wird das Abstandsgebot von 1,50 Metern aufgehoben“, teilte die Wissenschaftsbehörde am Mittwoch auf Abendblatt-Anfrage mit. Die Ausgestaltung hierzu werde an den Hochschulen passend zu den unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten erarbeitet. „Nichtsdestotrotz können digitale Veranstaltungsformate auch weiterhin dort angeboten werden, wo sie didaktisch sinnvoll sind“, so die Behörde.
Grundsätzlich gelten auf den Campussen die Maskenpflicht und die 3G-Regelung – Studierende müssen also entweder getestet, genesen oder doppelt geimpft sein, um an Präsenzveranstaltungen teilnehmen zu können. Studierende, die sich in den Messehallen impfen lassen wollen, brauchen ihren Studierendenausweis oder ihre Immatrikulationsbescheinigung sowie Personalausweis oder Reisepass.