Hamburg. Verimpft werden ausschließlich Vakzine von Biontech und Moderna. Warum der Hamburger Senat die Terminvergabe abschafft.
Das Impfen gilt als wichtigster Schlüssel im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Doch obwohl erst rund 850.000 Hamburger (knapp 45 Prozent der Bevölkerung) vollständig immunisiert sind, ließ die Nachfrage nach dem schützenden Piks in den vergangenen Wochen bereits nach. Das Angebot, ohne Termin ins Impfzentrum zu kommen, nutzten am Sonnabend „nur“ knapp 2000 Menschen. Eine Woche zuvor waren es noch 2500.
Auch daher haben Senat und Kassenärztliche Vereinigung nun entschieden, die Terminvergabe im Impfzentrum komplett aufzuheben. „Von Montag an können alle Hamburgerinnen und Hamburger, die impfberechtigt sind, spontan ins Impfzentrum kommen und werden geimpft“, sagte Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde, dem Abendblatt. Das Angebot richtet sich an alle Hamburger, die mindestens 16 Jahre alt sind. Zwölf- bis 15-Jährige können zwar auch geimpft werden, sollten dies aber nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt tun – das ist im Impfzentrum nicht möglich.
Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen
- Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
- Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
- Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
- Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
- Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
- Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.
Ins Impfzentrum ohne Termin: Mit Wartezeiten ist nicht zu rechnen
Die Einrichtung in den Messehallen ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Zum Einsatz kommen ausschließlich die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna. Wichtig: Die Abschaffung der Terminvergabe betrifft ausschließlich Erstimpfungen. Denn wer in den Messehallen seinen ersten Piks bekommt, erhält automatisch einen Termin für die Zweitimpfung – und die muss bis zum 31. August erfolgen, dann schließt das Impfzentrum. Bei Biontech beträgt der Abstand zwischen den zwei Impfungen drei Wochen (die letzten Erstimpfungen im Impfzentrum werden also am 10. August durchgeführt) und bei Moderna vier Wochen (letzte Erstimpfung am 3. August).
Helfrich zufolge ist nicht mit Wartezeiten zu rechnen. Die Mitarbeiter im Impfzentrum seien auf Nachfragespitzen in den kommenden Tagen eingestellt. Die Einrichtung ist theoretisch für bis zu 7.000 Impfungen am Tag ausgelegt, schafft in Spitzenzeiten aber auch bis zu 10.000.