Hamburg. Trickbetrüger haben einer 87-Jährigen Schmuck im Wert von rund 90.000 Euro abgeknöpft. Zu zweit bearbeiteten sie die Dame mit Lügen.
Enkeltrickbetrüger, Schockanrufer, falsche Handwerker und falsche Polizisten picken sich gezielt ältere, vermeintlich hilflose Menschen als Opfer für ihre kriminellen Machenschaften heraus. Sie durchforsten dafür Telefonbücher oder andere (öffentliche) Quellen nach altmodisch klingenden Namen. Ihre Maschen, wenn auch bei Weitem nicht immer erfolgreich, verursachen Jahr für Jahr einen Millionenschaden. Sie lassen die Betrogenen häufig verzweifelt, beschämt und manchmal verarmt zurück.
Nun hat es mal wieder eine alte Dame erwischt, 87 Jahre alt. Die auf der Uhlenhorst in Hamburg lebende Frau ging der Lüge eines falschen Polizeibeamten auf den Leim. Sie stünde auf der Liste eines festgenommenen Straftäters, log der angebliche Polizist am Telefon. Noch während des Gesprächs klingelte es an der Tür der 87-Jährigen: ein angeblicher Kollege des Anrufers, der sagte, er müsse ihre Wohnung überprüfen.
Polizei Hamburg: 87-Jährige übers Ohr gehauen – dreister Betrug auf der Uhlenhorst
Zuerst ließ er sich ihren Schmuck zeigen, dann schnappte die Falle zu. „Im Zuge dessen wurde der Frau am Telefon mitgeteilt, dass der Schmuck nun fotografiert und mitgenommen werden müsse. Sämtliche Gegenstände erhalte sie im Anschluss zurück“, beschreibt Polizeisprecher Patrick Schlüse das Lügengebilde der Betrüger. Erneut am Telefon lenkte der falsche Polizist die alte Dame ab, während sich sein Komplize mit dem hochwertigen Schmuck aus dem Staub machte. Nach Abendblatt-Informationen hat das Geschmeide einen Wert von rund 90.000 Euro.
Kurz darauf schöpfte die 87-Jährige Verdacht und erstattete Anzeige. Den Täter in der Wohnung beschrieb sie als etwa 25 bis 30 Jahre alten, 1,60 bis 1,65 Meter großen und schlanken Mann mit schwarzen, kurzen Haaren. Er trug eine Brille zur Tatzeit, eine blaue Jeans, eine blaue Jeansjacke und dunkle Schuhe. Hinweise nehmen alle Polizeidienststellen und das Hinweistelefon (040/428656789) entgegen.
Trickbetrug in Hamburg: Banden finanzieren mit der Beute ein Leben in Protz und Prunk
Es ist ein abgefeimtes Spiel mit alten Leuten. Die gierigen Trickbetrüger kennen keine Skrupel, wenn es darum geht, aus ihren Opfern das Maximum herauszupressen. So knöpften vor vier Jahren falsche Polizisten einer 88-Jährigen in Wellingsbüttel 200.000 Euro ab. Als gegen den Sohn des Enkeltrick-Erfinders in Hamburg verhandelt wurde, erzählte eine 89-Jährige, wie sie ihr Erspartes in Höhe von 42.000 Euro an die Kriminellen verloren hatte – Geld, das sie für ihren schwerkranken Sohn zurückgelegt hatte. Die Täter interessieren die Schicksale nicht. Sie interessieren sich nur für die Beute und führen davon mitunter ein Leben in Protz und Prunk.
Trickbetrüger sind in den meisten Fällen nicht erfolgreich – aber die Masse macht‘s: Bei Hunderten oder Tausenden Anrufen beißt garantiert einer oder eine an. Mit sogenannten Schockanrufen haben Betrüger nach Angaben der Hamburger Polizei im Vorjahr 2,5 Millionen Euro erbeutet – 30 Prozent mehr als 2022. 1546 Anrufe zählte das LKA insgesamt, 57 davon waren aus Tätersicht erfolgreich. Für das erste Quartal 2024 kann die Hamburger Polizei in Sachen Trickbetrug keine Zahlen nennen, aber immerhin einen Trend umreißen: So gebe es im Vergleich mit dem ersten Quartal 2023 zwar weniger Fälle, heißt es. Jedoch sei die Gesamtschadenssumme noch weiter gestiegen.
Trickbetrüger sitzen häufig im Ausland – Polizei Hamburg setzt auf Prävention
Kein Wunder, dass die Polizei Hamburg dem Trickbetrug den Kampf angesagt hat. Weil die Banden häufig vom europäischen Ausland aus operieren und somit für die Ermittler nicht oder nur schwer greifbar sind, setzt sie hier vor allem auf Aufklärung und Prävention.
- Schockanruf: 85-Jährige wird Opfer von Trickbetrügern
- Grausame Lügen: Trick-Betrüger schockieren Senioren-Ehepaar
- Polizei warnt vor falschen Mitarbeitern von Hamburg Wasser
Im Internet hat die Polizei Hamburg zahlreiche, praktische Tipps zusammengetragen, wie ältere Menschen verhindern können, von Trickbetrügern übertölpelt zu werden. Ein Ratschlag, ein ganz wichtiger, lautet: „Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!“