Hamburg. Schon im Februar wurde jüdischer Student bei Handgemenge verletzt, wie Senat jetzt bestätigt. Uni richtet Krisenstab ein. Kritik der FDP.

Der antisemitische Übergriff vor wenigen Tagen war nicht der erste an der Universität Hamburg. Am 8. Mai hatte eine 26 Jahre alte Frau mit mutmaßlich islamistischem Hintergrund nach der öffentlichen Ringvorlesung zum Thema „Sinn und Unsinn von Antisemitismus-Definitionen“ eine der Teilnehmerinnen im Hauptgebäude der Uni erst gewürgt und dann mit einem Schlag an der Nase verletzt. Das 56-jährige Opfer, das in der Uniklinik Eppendorf behandelt werden musste, leidet bis heute unter den Folgen der Gewaltattacke. Die Staatsschutz-Abteilung der Polizei ermittelt.

Tatsächlich wurde bereits am 9. Februar dieses Jahres ein jüdischer Studierender der Universität Hamburg bei einem Handgemenge an der Hand verletzt. Die Uni habe am 16. Februar 2024 von dem Vorfall erfahren und unverzüglich die betroffene Person kontaktiert, wie der Senat auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Anna von Treuenfels-Frowein, schreibt, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt.

Angriff an Uni Hamburg: Jüdischer Student an Hand verletzt

Sowohl das Opfer dieser Tat als auch die Universität Hamburg haben Strafanzeige erstattet. Die Uni habe dem Studierenden Unterstützung angeboten. Nach Informationen des Abendblatts kam es zu dem Handgemenge wegen propalästinensischer Flugblätter, die in der Mensa verteilt worden waren. Der jüdische Studierende sammelte diese ein, der Flugblattverteiler konfrontierte ihn; es kam zum Streit, dann zum Gerangel – bei diesem Handgemenge wurde der Studierende an der Hand verletzt.

„Der Angriff auf eine Frau im Uni-Hauptgebäude durch eine Somalierin vor einer Woche war nicht der erste islamistische Übergriff in der Hochschule in diesem Jahr: Jetzt wird bekannt, dass ein jüdischer Student in der Uni schon Anfang Februar von propalästinensischen Randalierern verletzt worden ist“, sagt die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein.

„Merkwürdigerweise“ sei der Vorfall erst eine Woche später, nämlich Mitte Februar, der Universitätsleitung gemeldet worden. „Das zeigt: Die Aufmerksamkeit der Universitätsführung und der Fakultätsverantwortlichen muss sich deutlich stärker auf solche inakzeptablen Attacken richten“, so Treuenfels-Frowein „Die Wissenschaftssenatorin sollte allen Hochschulleitungen noch mal klar kommunizieren, dass solche Angriffe keinesfalls hingenommen und nachdrücklich verfolgt werden müssen.“

Uni Hamburg erteilt mutmaßlich islamistischer Angreiferin Hausverbot

Die Uni habe unmittelbar reagiert, als ihr der Vorfall zur Kenntnis gebracht wurde, sagte Alexander Lemonakis, Sprecher des Uni-Präsidenten. Die Uni habe unverzüglich gehandelt und die betroffene Person kontaktiert. Sie steht mit ihr im engen Austausch und konnte sich über die Situation des Opfers und mögliche Unterstützungsbedarfe gesprochen. Man stehe im Austausch mit dem AStA und den Fakultäten und habe mehrere Gespräche u. a. mit dem Verbund jüdischer Studierender Nord (VJS Nord) über die aktuelle Situation an der Hochschule geführt, heißt es. „Die Universität Hamburg stellt sich gegen jede Form des Antisemitismus.“

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Auch im Zusammenhang mit dem Angriff der 26-Jährigen auf die Teilnehmerin der Ringvorlesung in der vergangenen Woche hat die Universität jetzt selbst Strafanzeige erstattet und der mutmaßlichen Angreiferin ein Hausverbot erteilt. Die Uni hat zudem einen Krisenstab Antisemitismus eingerichtet.

Nach israelfeindlicher Attacke: Uni Hamburg richtet Krisenstab Antisemitismus ein

Bei der öffentlich zugänglichen Ringvorlesung war Darstellungen zufolge eine größere Gruppe von Propalästinensern, die den Vortrag immer wieder durch Zwischenrufe störten. Das Opfer ist Vorstandsmitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, die Frau engagiert sich seit vielen Jahren für deutsch-israelische Begegnungen. Zur Attacke kam es, als die 26-Jährige, die in Somalia geboren, aber in Hamburg gemeldet ist, die Frau unvermittelt attackierte.

Die zuständige Behörde steht in regelhaften Gesprächsformaten im engen Austausch mit den staatlichen Hamburger Hochschulen, die sich unmittelbar nach dem Terrorangriff der Hamas auf israelische Zivilisten mit der Situation und möglichen Auswirkungen beschäftigt und reagiert haben