Hamburg. Viele Menschen fürchten, etwas falsch zu machen. Deshalb gibt der Chefarzt der Notaufnahme St. Georg wichtige Tipps.
Was tun, wenn der Kollege plötzlich am Schreibtisch zusammensackt? Wenn man auf dem Weg zur Arbeit einen Unfall beobachtet und beispielsweise eine Radfahrerin bewusstlos am Boden liegt? „Es ist immer richtig, den Rettungswagen zu rufen und selbst sofort aktiv zu werden“, sagt Jan Wietz, seit 1. August Chefarzt der Zentralen Notaufnahme an der Asklepios Klinik St. Georg.
„Ich weiß, dass viele Menschen fürchten, etwas falsch zu machen. Aber wenn der Patient schon ohne Kreislauf ist, also dem Tod näher als dem Leben, dann kann sich dessen Lage wirklich nur verbessern“, sagt der Notfallmediziner, mit dem wir anlässlich der bundesweiten „Woche der Wiederbelebung“ und wegen des Lebensretter-Preises, den Asklepios gemeinsam mit dem Hamburger Abendblatt am kommenden Mittwoch an Ersthelfer vergibt, gesprochen haben.
Erste Hilfe: Schnell die Herzdruckmassage beginnen
Zunächst solle man den Betroffenen ansprechen. „Wenn er oder sie antwortet, dann ist das ein gutes Zeichen.“ Sei der Patient jedoch nicht ansprechbar, dann solle man schnellstens mit einer Herzdruckmassage zwischen den Brustwarzen beginnen – und zwar mit einer Frequenz von 100. „Dazu gibt es eine gängige Eselsbrücke: Einfach ,Stayin’ Alive‘ von den Bee Gees summen, der Song gibt den Rhythmus vor.“ „Highway to Hell“ übrigens auch, doch das sei vielleicht textlich weniger passend.
Sobald jemand mit einer Herzdruckmassage beginne, kämen häufig weitere Passanten zu Hilfe. „Einer muss das Eis brechen“, sagt der erfahrene Notfallmediziner. Oft handele man richtig, auch wenn der eigene Erste-Hilfe-Kursus schon ein paar Jahre zurückliege. „Das Wissen von damals noch einmal aufzufrischen und sich weiterzubilden, das schadet natürlich nie“, sagt der Notfallmediziner, der an seiner Arbeit „Schnelligkeit, Adrenalin und auch die Detektivtätigkeit“ schätzt.
Erste Hilfe: Patienten kommen teilweise umsonst in die Notaufnahme
Schließlich wissen sein Team und er nicht, wer als Nächstes in die Notaufnahme kommt. Bis zu 100 Notfälle behandelten sie täglich in St. Georg, erzählt er. Von Atemwegserkrankungen über Bauchschmerzen, von Hautausschlägen über Frakturen nach Sportunfällen bis zur Reanimation nach einem schweren Verkehrsunfall sei alles dabei. „Man kann zusammenfassen: Alles, was das medizinische Spektrum hergibt, das versorgen wir, und zwar gern.“
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Doch wie häufig kommen Patienten, die vielleicht bei ihrem Hausarzt besser aufgehoben gewesen wären, in die Notaufnahme? „Na ja, das kommt ehrlicherweise vor. Mit einer normalen Erkältung muss niemand in die Notaufnahme kommen, und auch eine Zecke lässt sich zu Hause mit einer Pinzette entfernen“, sagt Jan Wietz. „Fairerweise muss man aber sagen, dass ein Laie nicht jedes Symptom richtig einschätzen kann und eben oft einfach nicht weiß, was ihm fehlt. Insofern sind auch diese Fälle, die vielleicht nur einer ambulanten Behandlung bedurft hätten, Teil unseres Alltags.“