Hamburg. 14.000 Tickets in Hamburg verkauft. Was Schüler, Studierende, Azubis, Arbeitnehmer tun müssen. Und worüber sich ältere Leser beklagen.

Seit dem 1. April ist das neue 49-Euro-Ticket, mit dem man den öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland nutzen kann, im Bereich des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) erhältlich. Obwohl es erst vom 1. Mai an gilt, haben es schon mehr als 14.000 Menschen bestellt.

„Die größte Tarifreform seit Gründung des HVV“, wie Senat und Verkehrsverbund das Projekt angekündigt haben, rollt also an. Dennoch tauchen immer wieder neue Fragen auf – etwa, wie man als Kunde an das „Deutschlandticket“ kommt. Und viele ältere Abendblatt-Leser schreiben, dass sie sich benachteiligt fühlten, weil sie nur sporadisch Busse und Bahnen nutzten und gar kein Abo bräuchten. Das Abendblatt beantwortet daher die wichtigsten Fragen.

Das Deutschlandticket gilt bundesweit und kostet 49 Euro

Was ist das Deutschlandticket, und wo gilt es?

Das neue Ticket heißt so, weil es nicht nur im HVV-Bereich, sondern im gesamten Bundesgebiet im Nah- und Regionalverkehr gültig ist. Es tritt die Nachfolge des 9-Euro-Tickets an, mit dem die Bürger wegen der steigenden Energiepreise Mitte 2022 für drei Monate entlastet worden waren.

Was bedeutet das für bisherige HVV-Abo-Kunden?

Alle rund 550.000 Kunden, die ein HVV-Abo besitzen, das bisher mehr als 49 Euro kostet, haben zum 1. Mai automatisch ein Deutschlandticket. Nach HVV-Angaben spart man damit jeden Monat bis zu 165,80 Euro. Allerdings gibt es auch knapp 30.000 Kunden, die bislang Abos mit räumlicher Beschränkung für weniger als 49 Euro haben – etwa eine 3-Zonen-Teilzeitkarte für 38,90 Euro – und künftig mehr zahlen müssen, dafür aber auch deutlich mehr bekommen. Diese Abos haben bis Ende August Bestandsschutz.

Schüler fahren schon für 19 Euro – brauchen aber eine Schulbescheinigung

Wie läuft der Verkauf bisher?

Exakt 14.100 Deutschlandtickets wurden nach HVV-Angaben bislang verkauft – 4800 über die App HVV Switch, der Rest online über hvv.de und in den HVV-Servicestellen. Dabei handele es sich durchweg um Neukunden, da die Abos der Bestandskunden automatisch umgestellt würden. „Wir rechnen mit vielen weiteren Verkäufen“, heißt es beim HVV.

Wie kommen Schüler an ihre 19-Euro-Tickets?

Grundsätzlich gilt: Alle HVV-Schülertickets im Hamburger Umland, die bisher teurer als 49 Euro waren, werden automatisch umgestellt und gelten ab dem 1. Mai als Deutschlandticket. Die mehr als 200.000 Schüler und Schülerinnen in Hamburg zahlen dafür sogar nur 19 Euro, nachdem die Stadt ihnen bislang schon ein Abo für den Bereich Hamburg AB für 30 Euro angeboten hat – dieses entfällt nun. Bis 2025 strebt der Senat einen komplett kostenlosen ÖPNV für Hamburger Schüler an. Schüler mit Anspruch auf Sozialrabatt fahren schon ab 1. Mai kostenlos.

Wichtig: Karten für Schüler können nicht in der App bestellt werden, sondern nur online unter hvv.de oder in den Servicestellen. Dafür ist eine Schulbescheinigung erforderlich, die im Zuge der Bestellung hochgeladen werden kann.

Studierende bekommen alle nötigen Infos von ihrer Uni

Was gilt für Studierende?

Hier wird eine „Upgrade-Option“ eingeführt: Studierende, die ihr Semesterticket zum Deutschlandticket machen möchten, können es monatlich upgraden. Wer bisher ein Semesterticket für acht Ringe hat, zahlt 17,67 Euro Aufschlag, bei dem Semesterticket für fünf Ringe sind es 18,20 Euro.

Wichtig: Nach HVV-Angaben können die Studierenden das monatliche digitale Upgrade über ihre jeweilige Uni erwerben. Die Hochschulen hätten dazu alle notwendigen Informationen erhalten und seien nun aufgerufen, diese an ihre Studierenden weiterzugeben.

Profi-Ticket: Mit Firmen-Zuschuss fahren Arbeitnehmer bundesweit für 25 Euro

Wie kommen Arbeitnehmer an ein Profi-Ticket?

Wie berichtet, können Arbeitnehmer das Deutschlandticket bundesweit als Profi-Ticket schon für 34,30 Euro erwerben. Voraussetzung ist außer einem Verbundrabatt auch ein Arbeitgeberzuschuss von mindestens 25 Prozent oder 12,25 Euro pro Monat. Arbeitgeber, die ihren Zuschuss auf 21,55 Euro erhöhen, können ihren Mitarbeitenden auch ein „ProfiTicket Premium“ für 25 Euro anbieten.

Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) hofft, dass das „Deutschlandticket“ viele Menschen zum Umstieg auf Busse und Bahnen bewegt.
Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) hofft, dass das „Deutschlandticket“ viele Menschen zum Umstieg auf Busse und Bahnen bewegt. © Michael Rauhe

Wichtig: Wer bereits ein Profi-Ticket hat, erhält laut HVV über seinen Arbeitgeber einen Link oder einen QR-Code und kann das neue Ticket auf dem Handy in der Wallet oder als Webticket speichern. Wenn sich der Arbeitgeber noch nicht gemeldet hat, sollte das in den kommenden Tagen geschehen. Arbeitnehmer, die erstmals ein Profi-Ticket haben möchten, sollten ihren Arbeitgeber darauf ansprechen. Falls die Firma den Zuschuss nicht zahlen möchte, kann natürlich ein „normales“ Deutschlandticket für 49 Euro erworben werden.

Auch Azubis und Bedürftige erhalten einen Rabatt auf das 49-Euro-Ticket

Welche Vergünstigungen erhalten Azubis?

Sie bekommen ein bundesweit gültiges „BonusTicket“: Mit Arbeitgeberzuschuss wird der Preis bei 29 Euro im Monat liegen. Wichtig: Für dieses Ticket benötigt man einen Ausbildungsnachweis, und es kann nur in den HVV-Servicestellen bestellt werden. Alle Azubi-Tickets, die bisher teurer als 49 Euro waren, werden automatisch ab dem 1. Mai ein Deutschlandticket – alle günstigeren Tickets bleiben bis zum 31. August gültig.

Wie funktioniert der Sozialrabatt?

Der von der Stadt finanzierte Sozialrabatt steigt zum 1. Mai von bisher 24,80 Euro auf 30 Euro pro Monat. Damit können Personen, die existenzsichernde Leistungen erhalten, für 19 Euro pro Monat bundesweit den Nahverkehr nutzen.

Wichtig: Wer Anspruch auf den Sozialrabatt hat, kann sein Deutschlandticket zwar online unter hvv.de bestellen, der Antrag auf den Rabatt muss aber in einer HVV-Servicestelle abgegeben werden. Dort ist das einseitige Formular auch erhältlich – außerdem unter hvv.de, beim Jobcenter sowie in den Bezirksämtern.

Senioren fordern Vergünstigungen auch auf Einzelfahrscheine und Tageskarten

Bis wann muss man das Ticket bestellt haben, damit es am 1. Mai gültig ist?

Über die HVV Switch App gekaufte Deutschlandtickets sind sofort (bzw. ab dem 1. Mai) gültig. Wer das Deutschlandticket beim HVV online als Chipkarte bestellt, erhalte umgehend per E-Mail eine Startkarte, mit der sofort (bzw. ab dem 1. Mai) gefahren werden kann, so der Verkehrsverbund. Die Chipkarte werde dann einige Tage später per Post zugestellt. Gleiches gelte für die Bestellung in der Servicestelle.

Werden Senioren benachteiligt?

Grundsätzlich gilt: Alle bestehenden Senioren-Abos, die laut HVV bisher zwischen 54 Euro (Hamburg AB) und 120,90 Euro (Gesamtnetz) kosten, werden zum 1. Mai auf das bundesweit gültige Deutschlandticket zum Preis von 49 Euro reduziert – das ist eine Verbesserung. Sehr viele ältere Abendblattleser beklagen aber, dass sie gar kein Abo benötigen, da sie nur gelegentlich den ÖPNV nutzen. Dafür seien ihnen aber die Einzeltickets zu teuer.

Rentner kritisieren: Für uns lohnt sich das 49-Euro-Ticket nicht

„Und die Rentner? So einer wie ich fährt nicht jeden Tag in die Stadt“, schreibt ein Leser aus Henstedt-Ulzburg. Daher würde sich für ihn auch ein verbilligtes Abo-Ticket für zum Beispiel 30 Euro nicht lohnen. „Also soll ich nach wie vor ein teures Einzelticket lösen, wenn ich mal in die Innenstadt, die ja belebt werden soll, fahren will.“

Ein anderer Leser aus Hamburg weist darauf hin, dass Tageskarten zwischen 7,10 und 8,40 Euro kosten: „Das bedeutet, dass sich erst bei mindestens sechs bzw. sieben Fahrten im Monat das Deutschlandticket rechnet. Es wäre also an der Zeit, zusätzlich auch das System der Einzel- und Tageskarten radikal zu vereinfachen.“

Auch der Sozialverband SoVD fordert, dass zumindest Bezieher von Grundsicherung im Alter kostenlos Bus und Bahn fahren dürfen. „Mobilität ist Voraussetzung für soziale Teilhabe“, sagt Hamburgs SoVD-Vorsitzender Klaus Wicher. „Wer Tickets nicht bezahlen kann, bleibt außen vor.“

HVV will auch Angebot der Einzel- und Tageskarten „grundlegend reformieren“

Auf Abendblatt-Anfrage macht der HVV geltend, dass die Einführung des Deutschlandtickets auch finanziell „ein großer Kraftakt“ sei. Wie berichtet, stellt sich Hamburg auf Mehrausgaben von insgesamt gut einer halben Milliarde Euro bis 2025 ein.

Dennoch plane man, zukünftig „auch das Angebot der Einzel- und Tageskarten grundlegend zu reformieren“, so ein HVV-Sprecher. Ziel sei eine Vereinfachung der Tarife. Inwiefern Einzel- oder Tageskarten dann auch günstiger werden und wann das umgesetzt wird, sei aber noch offen.