Der Vorverkauf für das bundesweit gültige 49-Euro-Ticket ist gestartet. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur „Tarifrevolution“.

Hamburg.

  • Seit dem 2. April ist beim HVV der Vorverkauf für das Deutschlandticket gestartet
  • Ab 1. Mai wird das neue 49-Euro-Ticket dann gültig sein
  • Die Monatsfahrkarte kann bundesweit im ÖPNV genutzt werden
  • Für HVV-Kunden ergeben sich verschiedene Vergünstigungen
  • Hier finden Sie alle Antworten auf Fragen zum Deutschlandticket

Es soll nicht weniger werden als „die größte Tarifreform seit Gründung des HVV“, die Bürgerinnen und Bürger finanziell entlasten und die Fahrgastzahlen auf der Schiene in bisher ungeahnte Höhen treiben: Am 3. April beginnt im Hamburger Verkehrsverbund der Vorverkauf für das 49-Euro-Ticket, bevor es dann vom 1. Mai an bundesweit (daher auch „Deutschlandticket“) im Nah- und Regionalverkehr gültig ist.

„Mit dem Deutschlandticket denken wir den HVV neu: deutlich einfacher, deutlich flexibler und deutlich günstiger“, sagt Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) zu den neuen Regeln. „Komplizierte Tarife fallen weg, mit wenigen Klicks und einem Wisch auf dem Handy das Ticket erwerben, deutschlandweit im Nahverkehr unterwegs sein und dabei richtig Geld sparen.“

49-Euro-Ticket im HVV: Eine „fast revolutionäre Tarifreform“

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) spricht von einer „fast revolutionären Tarifreform für Deutschland“, bei der Hamburg noch „eine große Schippe drauflegt“: „Wir als Senat sorgen dafür, dass Schülerinnen und Schüler, Azubis und Menschen, die auf Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen sind, noch deutlich stärker entlastet werden.“

Und Anna-Theresa Korbutt, Geschäftsführerin des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV), sagt: „Ganz Deutschland in einem HVV-Ticket: Daran haben wir hart gearbeitet, jetzt geht es endlich los! Mit dem Deutschlandticket beginnt eine neue Ära.“ Das 49-Euro-Ticket biete „einen einfachen und günstigen Tarif, innovative digitale Services und nachhaltige Mobilitätslösungen“.

Mit diesem Plakat wirbt der HVV für das neue Deutschlandticket.
Mit diesem Plakat wirbt der HVV für das neue Deutschlandticket. © HVV

Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zum Start des 49-Euro-Tickets.

Deutschlandticket hat einheitlichen Preis

Was ist das Deutschlandticket, und wo gilt es?

Das neue Ticket heißt so, weil es im gesamten Bundesgebiet im Nah- und Regionalverkehr gültig ist und immer 49 Euro pro Monat kostet – egal, in welchem Bundesland man wohnt oder wo man es erwirbt. Es tritt die Nachfolge des sehr beliebten 9-Euro-Tickets an, mit dem die Bürger wegen der steigenden Energiepreise Mitte 2022 für drei Monate entlastet worden waren.

Was bedeutet das für bisherige HVV-Abo-Kunden?

Alle, die ein HVV-Abo besitzen, das bisher mehr als 49 Euro kostet, haben zum 1. Mai automatisch ein HVV-Deutschlandticket. Ohne weiteres Zutun reduziert sich der Preis für das Abo ab dem 1. Mai auf 49 Euro. Nach HVV-Angaben sparen Bestandskunden damit jeden Monat bis zu 165,80 Euro.

Das klassische Abo „Hamburg AB“ vergünstige sich zum Beispiel um 47,90 Euro monatlich – obwohl künftig Busse und Bahnen bundesweit genutzt werden können. Kunden, die derzeit ein Abo zum Preis von weniger als 49 Euro haben (1 Zone Umland-Abo, 3 Zonen Teilzeit-Abo) können dies zunächst weiterhin nutzen. Allerdings gibt es auch Szenarien, in denen bisherige HVV-Kunden künftig mehr zahlen müssen.

In jedem Fall gilt: Die HVV-Card kann dabei uneingeschränkt weiterverwendet werden. Wer sein bestehendes Abo auf das Smartphone bringen möchte, erhält dazu in den nächsten Monaten die Gelegenheit. Mehrere Hunderttausend Abonnentinnen und Abonnenten werden persönlich vom HVV angeschrieben und über das Deutschlandticket sowie die damit verbundenen Vorteile informiert.

Erwerb von Deutschlandticket ist ganz einfach

Wie kommen Neukunden an das 49-Euro-Ticket?

Der Vorverkauf startet am Montag, 3. April. Neukundinnen und -kunden können das HVV-Deutschlandticket über die App HVV Switch erwerben. Das soll ohne jedes Formular mit nur einem Klick und einem Wisch funktionieren, verspricht der Verkehrsverbund.

Personen, die nicht über ein Smartphone verfügen, können ihr Deutschlandticket im HVV-Bereich alternativ auch als Chipkarte bekommen, der Kauf ist online möglich unter www.hvv-deutschlandticket.de. Auf dieser Seite gibt es außerdem umfassende Informationen rund um das HVV-Deutschlandticket.

Wer keinen Zugang zum Internet hat, kann das Ticket auch in einer HVV-Servicestelle bestellen.

Welche Vorteile haben Angestellte?

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können das Deutschlandticket bundesweit als „ProfiTicket“ schon für 34,30 Euro erwerben. Möglich wird das durch einen Verbundrabatt von fünf Prozent und einen Arbeitgeberzuschuss von mindestens 25 Prozent oder 12,25 Euro pro Monat. Arbeitgeber, die ihren Zuschuss auf mindestens 21,55 Euro erhöhen, können ihren Mitarbeitenden auch ein „ProfiTicket Premium“ anbieten: Es kostet dann nur maximal 25 Euro und enthält zusätzlich die Möglichkeit, an Wochenenden und Feiertagen eine Person und bis zu drei Kinder mitzunehmen.

Neu ist auch, dass nicht nur Firmen ab 20 Angestellten das Ticket anbieten können, sondern jedes Unternehmen mit einem Mitarbeiter. Arbeitnehmer haben auf dieses ProfiTickets allerdings keinen Anspruch – es steht den Arbeitgebern frei, das Angebot zu unterstützen. Derzeit gibt es in Hamburg 200.000 Profi-Tickets, die die Unternehmen mit 15 Euro pro Monat kofinanzeren.

Unterschiedliche Arten des 49-Euro-Tickets

Was ist das Klimaticket?

Damit erhalten Mitarbeitende eines Unternehmens wahlweise monatlich drei Tageskarten für das HVV-Gesamtnetz („Klimaticket S“) oder ein bundesweit gültiges Monatsticket („Klimaticket XL“), das im Prinzip dem Deutschlandticket entspricht. Beide Varianten werden vom Arbeitgeber bezuschusst: Beim „Klimaticket S“ beträgt der Arbeitgeberzuschuss 12,25 Euro und Mitarbeitende erhalten monatlich kostenlos drei Tageskarten für das HVV-Gesamtnetz. Beim Klimaticket XL beträgt der Arbeitgeberzuschuss mindestens 12,25 Euro und Mitarbeitende erhalten ein bundesweit gültiges Ticket für höchstens 34,30 Euro.

Was gilt für Schülerinnen und Schüler in Hamburg?

Hier wird ein Tarif „SchulSpezial“ eingeführt: Auf Basis des Deutschlandtickets ermöglicht es die Stadt Hamburg ihren mehr als 200.000 Schülerinnen und Schülern, statt für bisher 30 Euro (Hamburg AB) für 19 Euro bundesweit den ÖPNV nutzen zu können – und damit für knapp 60 Cent pro Tag. Das soll der nächste große Schritt hin zu einem kostenlosen ÖPNV für Schülerinnen und Schüler in Hamburg sein, den der Senat bis 2025 anstrebt. Die Umstellung der „SchulSpezial“-Bestandtickets auf das Deutschlandticket erfolgt automatisch zum 1. Mai 2023.

Sonderregeln für Azubis, Studierende und Menschen mit geringem Einkommen

Wie profitieren Azubis?

Sie bekommen ein bundesweit gültiges „BonusTicket“: Mit Arbeitgeber-Zuschuss wird der Preis bei 29 Euro im Monat liegen. Auch hier gilt zusätzlich: An Wochenenden und Feiertagen kann jeweils ein Erwachsener und drei Kinder unter 14 Jahren mitgenommen werden.

Gibt es Sonderregeln für Menschen mit niedrigem Einkommen?

Ja, es gibt weiterhin einen von der Stadt finanzierten Sozialrabatt. Er wird sogar noch steigen – von bisher 24,80 Euro auf 30 Euro pro Monat. Damit können Personen, die existenzsichernde Leistungen erhalten, für 19 Euro pro Monat bundesweit den Nahverkehr nutzen.

Dem Senat zufolge werde Hamburg eine der ganz wenigen Regionen im Land sein, die das Deutschlandticket Personen mit geringem Einkommen für weniger als 20 Euro pro Ticket anbietet. Kinder aus einkommensschwachen Familien erhalten ihr Deutschlandticket dann in Kombination mit dem „SchulSpezial“-Angebot sogar kostenlos.

Was wird aus dem Semesterticket für Studierende?

Hier wird eine „Upgrade-Option“ eingeführt: Studierende, die ihr bestehendes Semesterticket zum bundesweit gültigen Deutschlandticket machen möchten, können es monatlich upgraden. Wer bisher ein Semesterticket für acht Ringe hat, zahlt 17,67 Euro Aufschlag, bei dem Semesterticket für fünf Ringe sind es 18,20 Euro. Zum kommenden Wintersemester sind weitere Vergünstigungen in Planung.

49-Euro-Ticket ist günstiger als die Monatskarte

Was mache ich, wenn ich kein Abo haben möchte?

Es gibt auch weiterhin Wochen- und Monatskarten fürs HVV-Gesamtnetz, und sie werden sogar günstiger: Die Wochenkarte gibt es für 29 Euro, die Monatskarte kostet 69 Euro. Zum Vergleich: Bisher kostet eine Monatskarte für Hamburg AB 118,20 Euro und für das HVV-Gesamtnetz 262 Euro. Der Sozialrabatt von 30 Euro ist auch auf die Monatskarte anwendbar. Die Tickets sind in den HVV-Servicestellen, an den 700 Fahrkartenautomaten und auch online erhältlich.

Was gilt noch?

Als weitere Zusatzangebote soll es für 15 Euro monatlich möglich sein, eine Person und bis zu drei Kinder an Wochenenden und Feiertagen im HVV-Gesamtnetz mitzunehmen. Die Nutzung der 1. Klasse in den Regionalzügen soll im HVV-Bereich ebenfalls mit Zusatzkarten zum Preis von 47,20 Euro pro Monat möglich sein. Das Angebot der Einzel-, Tages- und Gruppenkarten im HVV bleibt unverändert bestehen.

„Quantensprung in der Geschichte des HVV“

Mit wie vielen neuen Kunden rechnet der HVV?

Dazu hielten sich alle Beteiligten noch bedeckt. Derzeit habe man erst wieder 89 Prozent der Fahrgäste, die 2019 – also vor Corona – unterwegs waren, sagte HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt. Während der Gültigkeit des 9-Euro-Tickets seien es kurzzeitig wieder 100 Prozent gewesen.

Wie sehr das 49-Euro-Ticket die Nachfrage ankurbeln wird, sei „hochgradig Orakelei“, so Korbutt. Verkehrsforscher würden zwischen 100.000 und 400.000 neue Abo-Kunden voraussagen, zusätzlich zu den bisherigen knapp 700.000. Diese Zahlen würde sie aber nicht unterschreiben, so die HVV-Chefin. „Wir haben die Reserven“, ergänzte Verkehrssenator Tjarks und verwies auf die ohnehin geplanten Ausbaumaßnahmen wie zusätzliche U- und S-Bahnlinien.

Was kostet das neue Ticket die Stadt?

Grundsätzlich gilt, dass Bund und Länder pro Jahr jeweils 1,5 Milliarden Euro für das Deutschland-Ticket bereit stellen – die genau Abrechnung erfolgt dann im Nachhinein. Nach Aussage von Finanzsenator Dressel stellt sich Hamburg auf Mehrausgaben von insgesamt gut einer halben Milliarde Euro bis 2025 ein. Daher erinnerte Dressel den Bund daran, dass daneben auch der geplante Ausbau des ÖPNV gestemmt werden müsse und forderte: „Wir brauchen ab 2026 eine dauerhafte, dynamisierte, hälftige Beteiligung des Bundes am Deutschlandticket auf Basis der echten Kosten.“

Was sagt die Opposition in der Bürgerschaft?

„Die finanziellen Einsparungen für die Nutzer des ÖNPV und des Deutschlandtickets sind in Zeiten steigender Preise sehr erfreulich“, sagte Richard Seelmaecker (CDU). „Nach Jahren des von Rot-Grün überteuert gestalteten ÖPNV, gibt es endlich die langersehnte Entlastung für Hamburgs Bürger. Fraglich bleibt allerdings, wie viele Unternehmen die Zuzahlungen für ihre Mitarbeiter schlussendlich leisten können?“

Heike Sudmann (Linke) meinte: „Das 49-Euro-Ticket und die Hamburger Varianten wie Sozialrabatt, SchulSpezial- und SemesterTicket sind wirklich eine Umwälzung im Tarifdschungel – und das ist gut. Der Erfolg des 9-Euro-Tickets hat allen gezeigt, wie entscheidend der Preis für die Wahl der umweltfreundlichen Fortbewegung ist. Deshalb müssen wir weitergehen zum kostenlosen ÖPNV für alle.“

Die FDP-Abgeordnete Anna v. Treuenfels-Frowein bezeichnete die Tarifreform als „lange überfällig“. Allerdings seien schon jetzt viele Buslinien und Bahnen im HVV häufig hoffnungslos überfüllt. „Wie dem bei absehbar höherer Nutzung entgegengewirkt werden kann, lässt Senator Tjarks völlig offen. Genau das ist aber entscheidend: Der Ausbau der Infrastruktur muss Schritt halten, damit dieses Mammutprojekt zum Erfolg wird.“