Hamburg. Der Besuch in der Hansestadt wird ungewöhnlich. Die britische Botschafterin in Deutschland, Jill Gallard, verrät, warum das so ist

Gerade einmal drei Gehminuten vom Deutschen Bundestag entfernt liegt Jill Gallards Büro. Genauer gesagt, hat hier, gleich neben dem Brandenburger Tor, jenes Land seine Auslandsvertretung, das die 54-Jährige als Botschafterin in der Bundesrepublik vertritt und dessen König mit seinem Besuch in diesen Tagen ein besonderes Zeichen für die deutsch-britischen Beziehungen setzen wird.

Denn eines scheint schon jetzt klar zu sein: Der Deutschland-Besuch von König Charles III. wird kein gewöhnlicher – ganz gleich, welcher Worte sich der König bedienen wird. So besonders scheint zumindest die Geste, dass der 74-Jährige noch vor seiner offiziellen Krönung am 6. Mai Deutschland einen Besuch abstattet. Da auch der geplante Besuch in Frankreich wegen der andauernden Straßenproteste verschoben werden musste, ist Deutschland aktuell das einzige Land, das König Charles vor seiner Krönung besuchen wird.

König Charles in Hamburg: Er wünscht sich Dialog mit Hamburgern

„Für unsere Botschaft, die deutsche Regierung und den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier – so hat man es mir gesagt – ist es eine besondere Ehre, dass König Charles III. noch vor seiner Krönung nach Deutschland kommt“, sagt Gallard. Eigentlich, so die Botschafterin, seien erst einmal andere Länder an der Reihe gewesen, da das Königshaus viele Besuche aufgrund der Pandemie verschieben musste. „Es gibt sogar eine Warteliste.“

Dass König Charles nun aber der Einladung durch den Bundespräsidenten so schnell folgt, damit hätte selbst die gesamte britische Vertretung nicht gerechnet. „Wir haben zwar gehofft, dass es noch innerhalb dieses Jahres passieren wird, frühestens aber in der zweiten Jahreshälfte“, so die Botschafterin. „Ich bin dem Bundespräsidenten sehr dankbar, dass er den König direkt nach dem Tod von Elizabeth II. angerufen und ihn nach Deutschland eingeladen hat.“ Dies mache deutlich, was für eine enge Beziehung Deutschland und Großbritannien miteinander pflegten und auch wie persönlich die Beziehung zwischen dem Bundespräsidenten und König Charles sei. „Ich weiß, dass der König und der Bundespräsident sehr eng zusammenarbeiten und sich auch gut kennen. Die beiden haben sich schon oft getroffen.“

Ukraine-Krieg und Klimaschutz bestimmen Programm

Trotzdem, so Gallard, deutet die britische Seite die Tatsache, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) den König die vollen drei Tage bei seinem Besuch durch Berlin, Brandenburg und Hamburg begleiten wird, als etwas Besonderes.

Neben Klimaschutz und Nachhaltigkeit wird das Programm des Besuchs vor allem durch den Ukraine-Krieg und die europäische Partnerschaft bestimmt sein. „Wir haben jede kleinste Kleinigkeit mit dem Team aus dem Buckingham Palace abgestimmt.“ Dass der König nach der Hauptstadt und Brandenburg am Freitag seinen Besuch in Hamburg abschließen wird, darüber sei sich das Team in London und Berlin aber sehr schnell einig gewesen, so Gallard.

König Charles in Hamburg: Der letzte Besuch liegt 28 Jahre zurück

Doch das wurde auch Zeit: Das letzte Mal, dass Charles der Hansestadt einen Besuch abstattete, ist mittlerweile nämlich 28 Jahre her. 1995 war Charles im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Kapitulation Nazi-Deutschlands in Hamburg. „Ich war überrascht, dass es so lange schon her ist, dass Charles in Hamburg war“, sagt Gallard. Das Königspaar aber „freut sich sehr.“

Abgesehen von den politischen Verbindungen durch die gemeinsame Mitgliedschaft in der Nato, den Vereinten Nationen, der G 7 und der G 20, verbindet Norddeutschland und Großbritannien nämlich weitaus mehr. Durch die starken Handelsverbindungen über den Hafen und die familiären Bindungen nach Schleswig-Holstein in das Adelshaus Glücksburg sind es vor allem auch kulturelle Verbindungen wie etwa über die Beatles, die das Königshaus insbesondere nach Hamburg und in den deutschen Norden unterhält.

Königspaar in Hamburg: Empfang auf dem Rathausplatz geplant

Dem Königspaar sei es deshalb auch besonders wichtig gewesen, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger aus der Zivilbevölkerung anzutreffen. So etwa beim Empfang auf dem Rathausplatz am Freitagmittag. „Wir hoffen, dass es am Rathaus einen Moment geben wird, in dem der König für zehn bis fünfzehn Minuten mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen kann. Auch hier in Berlin am Brandenburger Tor versuchen wir das“, so die Botschafterin.

So wie damals, als die mittlerweile verstorbene Queen Elizabeth II. 1965 nach Deutschland gekommen war und ihren ersten Staatsbesuch nach dem Zweiten Weltkrieg nach insgesamt elf Tagen in Hamburg enden ließ. Zehntausende Hamburger hatten sich dazu an der Elbe versammelt. „Es war der Beginn einer Versöhnung zwischen Deutschland und Europa“, wie viele Deutsche es der Botschafterin erst kürzlich nach dem Tod der Queen im September erzählt hätten. Allein die Anteilnahme der mehr als 3000 Menschen, die sich nach dem Tod der Queen in das Kondolenzbuch in der Botschaft in Berlin eingetragen haben, hätten der Botschafterin aufgezeigt, wie eng die Verbindungen zum Königshaus auch in der Bevölkerung seien.

Britische Botschafterin: Können viel von Hamburg lernen

Auch die Tatsache, dass Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ein Kondolenzbuch in Hamburg eröffnet habe und Almut Möller, Staatsrätin und Bevollmächtigte der Freien und Hansestadt, dieses der Botschaft persönlich vorbeigebracht habe, empfinde Gallard als „große Ehre“. Es mache noch einmal deutlich, so die Diplomatin, wie eng die Partnerschaft zwischen Hamburg und Großbritannien ist und wie präsent auch die Erinnerung an den ersten Staatsbesuch der Queen damals.

Doch abseits der politischen und emotionalen Verbundenheit sieht Gallard vor allem auch im Bereich der Energieversorgung und beim Umweltschutz Potenzial für künftige Verbindungen. So etwa beim Thema Häfen. Ein Programmpunkt, über den sich die Botschafterin deshalb besonders freut, ist die Rundfahrt durch den Hamburger Hafen, bei der der König gemeinsam mit Hamburger Unternehmerinnen und Unternehmern über „grüne Energie und saubere Häfen“ sprechen wird. „Ich glaube, dass wir hier noch viel von Hamburg lernen können.“

König Charles in Hamburg: Staatsbesuch als Zeichen für Zusammenhalt

Dem stehe auch der Brexit nicht im Wege, der vor gut drei Jahren in Kraft trat und das Leben vieler Briten veränderte. „Wie unser Premierminister immer sagt: Wir haben zwar die EU verlassen, aber nicht Europa – und das wird, glaube ich, auch die Message des Königs sein.“

Um den Besuch des Souveräns abzurunden, hat die britische Botschaft am Freitagnachmittag dann noch mehr als 1000 Gäste zu einem musikalischen Ausklang in den Schuppen 52 eingeladen. Neben deutschen Bands wie der Hamburger Dark-Rock-Band „Lord of the Lost“ sollen dabei auch bis zu drei britische Bands auftreten. „Der König und die Königin wollten mit vielen Leuten einen Moment mal ganz informell und musikalisch zusammen sein – um auch die musikalischen Verbindungen zu Hamburg zu feiern“, sagt Gallard. Welche Bands spielen, wollte die Botschaft zwar noch nicht preisgeben, das ehemalige Beatles-Mitglied Paul McCartney sei aber nicht dabei.

Lesen Sie alle Einzelheiten zum Besuch von König Charles III. und seiner Ehefrau Camilla am Freitag in unserem Liveblog.