Harburg. Der CDU-Abgeordnete André Trepoll fordert eine Abkehr von der angestrebten Verkehrswende. Die Fachbehörde winkt ab

Die Anzahl der zugelassenen Pkw im Bezirk Harburg ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, erfuhr der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete aus Fischbek, André Trepoll auf eine schriftliche Anfrage an den Senat. Zugleich ist die zahl der S-Bahn-Fahrgäste zurückgegangen. Trepoll fordert von den Rot-Grünen Koalitionen in Bezirk, Bürgerschaft und Senat deshalb ein Umdenken in der Verkehrspolitik: Eine Rückbesinnung auf Autofreundlichkeit und die Abkehr von einer Verkehrswende, die den Öffentlichen Nahverkehr sowie Radfahrern und Fußgängern mehr Platz einräumt. Die Verkehrsbehörde sieht diese Notwendigkeit nicht: Zwar stimmten die Zahlen, die man Trepoll schließlich selbst übermittelt habe, aber er interpretiere sie falsch.

In seiner Anfrage an den Senat hatte Trepoll die aktuelle Verkehrssituation in Harburg abgefragt. Im abgefragten Zeitraum von 2017 bis 2022 ist der Pkw-Bestand in Harburg um 5643 von gut 59.000 auf knapp 65.000 zugelassene Pkw angewachsen. „Das entspricht einem Anstieg von fast zehn Prozent in fünf Jahren“, rechnet der Christdemokrat vor. „Und das trotz der von SPD und Grünen seit Jahren verfolgten Strategie, Hamburg zu einer Fahrradstadt zu machen.“

Wochenlanger Ausfall der S-Bahn wegen Lkw-Brand an der Strecke

Die Harburger S-Bahnhaltestellen verzeichnen im selben Zeitraum – vor allem auch Corona-bedingt – schrumpfende Fahrgastzahlen, also durchschnittlich viele Ein- und Aussteigende zwischen Montag und Freitag. Waren dies an der S-Bahnstation Neugraben in 2017 noch 20.754 Personen, sank die Zahl 2022 auf 18.529. Ein gleichmäßiger Niedergang ist dies allerdings nicht: Bis 2019 stiegen die Zahlen kontinuierlich, wie aus den Tabellen hervorgeht, die die Behörde Trepoll schickte. 2020 brachen sie ein, da viele Berufspendler pandemiebedingt zu Hause blieben. Schon 2021 stiegen sie wieder leicht an. Diese Entwicklung wurde 2022 allerdings durch den wochenlangen Ausfall des Verkehrsmittels wegen des Lkw-Brandes an der Strecke ausgebremst.

„Die Verkehrspolitik von SPD und Grünen geht an weiten Teilen der Stadt vorbei,“ schlussfolgert Trepoll. „Was in der Innenstadt mit kurzen Wegen vielleicht noch funktioniert, kann nicht auf Harburg übertragen werden. Hier erfreut sich das Auto weiter großer Beliebtheit und alternative Angebote reichen nicht aus oder sind unzuverlässig“.

Radverkehrsanteil ist um 33 Prozent gestiegen

Dennis Heinert, Pressesprecher der Verkehrsbehörde, sieht das anders: „Für die Entwicklung der Mobilitätswende ist vor allem die Entwicklung des Modal Splits entscheidend, also wie viele Wege werden mit welchem Verkehrsträger zurückgelegt“ sagt er. Der Anteil der Kfz am Verkehr in Hamburg lag 2022 etwa 13 Prozent unter dem Wert von 2019 – der Radverkehrsanteil ist in der selben Zeit um 33 Prozent gestiegen. Das zeigt, dass die Mobilitätswende in Hamburg von sehr vielen Menschen gewollt und gelebt wird.“

Den Corona-bedingten Einbruch der Fahrgastzahlen hole der Süden, wegen des S-Bahn-Ausfalls im Spätsommer zwar langsamer auf, als der Rest der Stadt,, man sei aber überzeugt, dass dies im Jahr 2023 wieder deutlich anders aussehen wird. „Zum einen wird das Deutschlandticket einen Effekt haben, zum anderen werden Verbesserungen im Angebot locken.“