Hamburg. Vier zusätzliche Elbfähren sollen kommen, aber auf den Schiffen stehen Getränkeautomaten statt Kiosken. Was sonst noch geplant ist.

Der Arbeitsplatz von Tobias Haack mutet wie eine Kommandobrücke auf einem Schiff an. Denn wenn der Wind weht, dann schaukelt es ordentlich auf dem Ponton der Hadag-Zentrale auf der Elbe. Das Büro vom Chef liegt an der Spitze, und aus der großen Fensterfront hat Haack das Wasser und damit auch seine Flotte mit 26 Schiffen bestens im Blick.

Im Sommer ist der 47-Jährige bereits fünf Jahre Vorstand und Geschäftsführer von Hadag und der ATG Alster-Touristik GmbH, beides Töchter der Hamburger Hochbahn. Jetzt empfängt er das Abendblatt zum exklusiven Gespräch.

Hamburger Hafen: Wie die Hadag sich für die Zukunft aufstellt

Drei neue Fähren hat das städtische Unternehmen bei der SET Schiffbau in Tangermünde in Auftrag gegeben, jeweils gut 30 Meter lang und mit Platz für insgesamt rund 250 Personen im Innenbereich und oben auf dem Außendeck. „In der kommenden Woche wird mit dem Bau des ersten Schiffes begonnen. Das soll planmäßig Anfang 2024 ausgeliefert werden, und die beiden weiteren werden im Laufe des kommenden Jahre ebenfalls fertiggestellt.“

Zu den Anschaffungskosten für die Schiffe macht Haack keine Angaben, sagt aber: „Das ist eine Investition in die Zukunft und in die Nachhaltigkeit. Denn diese Fähren haben einen Plug-in-Hybrid, werden bis zu 30 Prozent im Batterieantrieb fahren und den Rest mit Diesel.“ Aktuell fahren die Fähren der Hadag bis auf die „Elbphilharmonie“ und die „Kehrwieder“, die diesel-elektrisch betrieben werden, ausschließlich mit Dieselmotor.

Für Busse und Bahnen in Hamburg hat der Senat das Ziel ausgegeben, dass diese ab 2030 nur noch emissionsfrei fahren sollen. Das gilt zwar für die Hadag nicht, aber Haack betont: „Natürlich ist es unser Ziel, dass auch unsere Flotte längerfristig ohne CO2-Ausstoß betrieben wird. Das heißt aber auch, dass wir Jahr für Jahr Schiffe ausmustern und neue Fähren bestellen müssen. Im Idealfall natürlich auch noch die Flotte erweitern. Das kostet Geld, und die Mittel müssen von der Stadt zur Verfügung gestellt werden.“

Auf der Linie 62 sollen die Fähren ab 2024 häufiger fahren

Bei der ATG sollen demnächst übrigens drei Schiffe auf Batteriebetrieb umgerüstet werden. Aktuell läuft dafür noch eine Ausschreibung. Auch das ist eine Millioneninvestition. Nach Abendblatt-Informationen hat die Hadag zudem in dieser Woche den Ankauf einer gebrauchten Fähre mit Platz für rund 120 Passagiere besiegelt. Das Modell soll bereits ab Februar im Linienbetrieb auf der Elbe eingesetzt werden, allerdings nicht auf der am meisten frequentierten Linie 62, die zwischen den Landungsbrücken und Finkenwerder verkehrt. Damit sind wir beim Thema.

Im Sommer, wenn auch die Touristen gerne Gebrauch machen von der günstigen Möglichkeit, mit den Hadag-Fähren durch den Hafen zu schippern, sind diese häufig sehr stark ausgelastet. Das ärgert vor allen Dingen Berufstätige, die die Linie 62 für den Weg zur Arbeit nutzen. „Wenn die drei neuen Schiffe im kommenden Jahr im Einsatz sind, planen wir eine Umstellung vom 15- auf den 10-Minuten-Takt. Bereits in diesem Sommer werden wir bei besonders starker Nachfrage auch wieder Verstärkerfähren einsetzen.

Die Fahrgastzahlen für das vergangenen Jahr sind noch nicht abschließend ausgewertet. Aber im Abendblatt-Interview gibt Haack eine Prognose ab. „Wir gehen von etwa 7,5 Millionen Fahrgästen aus, das entspricht etwa 80 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019.“

Hadag: Was sich bei den Fähren ändern soll

Mit dieser Entwicklung sei man zufrieden, strebe aber für 2023 die Zahlen von 2019 an. Neben der Erneuerung der Flotte hat Haack sich aber auch die Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben. Die Haltestellen der Hadag-Fähren sollen mit modernen Fahrgastinformationssystemen ausgestattet werden. Mit der Installation wird voraussichtlich Anfang 2024 begonnen.

Auf den großen Bildschirmen soll nicht nur die Ankunft der Fähren in Echtzeit – wie an den meisten Bushaltestellen in der Hansestadt – angezeigt werden, sondern zum Beispiel auch Anschlussverbindungen innerhalb des HVV und wo der nächste hvv switch Punkt ist, an dem dann alternative Mobilitätsangebote wie Carsharing-Fahrzeuge oder Stadträder zur Verfügung stehen. Auch auf den Fähren solle das digitale Informationsangebot für die Fahrgäste ausgebaut werden, kündigte Haack an. Und: „Wir werden natürlich auch hier in der Zentrale bei den Betriebsvorläufen einige technische Anpassungen vornehmen.“

Personal wird auch noch gesucht

Beliebt waren bei den Fahrgästen die Kioske an Bord der Hadag-Fähren, dort konnten Getränke und Snacks erworben werden. Doch diese werden bereits seit dem ersten Corona-Lockdown im Februar 2020 nicht mehr betrieben und auch nicht wieder öffnen. Zwei Drittel der Fähren waren mit diesen Kiosken ausgestattet, die werden jetzt sukzessive zurückgebaut, wie Haack im Abendblatt-Gespräch bestätigt.

Der so gewonnene Platz werde als Abstellfläche für Fahrräder, Kinderwagen oder Rollstühle genutzt. Aber der Hadag-Chef hat eine gute Nachricht: „Die Fähren werden mit Getränkeautomaten ausgestattet.“ Die sind auch mit Flaschenbier befüllt, allerdings erfolgt die Ausgabe nur, wenn man sich vorher mit seinem Ausweis als volljährig legimitiert hat.

Und Haack sucht auch noch Personal, aktuell haben die beiden Unternehmen rund 170 Mitarbeiter. „Wir bilden Schiffsführer aus und freuen uns über Bewerbungen. Wir haben auf jeden Fall noch Bedarf, damit wir perfekt für die Zukunft aufgestellt sind.“