Hamburg. Hamburger Traditionsreederei verdiente im vergangen Jahr 19,4 Milliarden Euro – auch wegen extrem hoher Frachtraten. Ein Ausblick.

Gute Transportaufträge und extrem hohe Frachtraten haben Hapag-Lloyd zu einem neuen Fabelrekord verholfen. Hamburgs Traditionsreederei schloss das Geschäftsjahr 2022 mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von umgerechnet 19,4 Milliarden Euro. Das sind 8,6 Milliarden Euro mehr als im bereits außergewöhnlich guten Jahr 2021.

Das Vorsteuerergebnis (Ebit) konnte fast verdoppelt werden auf 17,5 Milliarden Euro, nach 9,4 Milliarden im Vorjahr. Der Umsatz wuchs um 54 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab.

Hafen Hamburg: Hapag Lloyd – Frachtrate zuletzt deutlich gesunken

Gleichwohl markiert dieser Geschäftsbericht 2022, dessen testierte Zahlen abschließend zur Bilanzpressekonferenz am 2. März veröffentlicht werden, so etwas wie eine Wendemarke im Geschäftsverlauf des fünftgrößten Schifffahrtskonzerns der Welt: Waren die vergangenen zwei Jahre vor allem durch die wegen der Corona-Pandemie gestörten Lieferketten und wegen der durch sehr knappen Transportraum exorbitanten Transportpreise geprägt, dreht sich das Rad wieder in die entgegengesetzte Richtung.

„Zum Ende des Jahres ist die Frachtrate aufgrund nachlassender Staus und einer geringeren Nachfrage bereits wieder deutlich gesunken“, teilte Hapag-Lloyd mit. Prompt verlor die Aktie am Markt am Vormittag knapp zwei Prozent.

Hapag Lloyd: Geheimnis des bisherigen Erfolgs liegt in den Frachtraten

Das Analysehaus Warburg Research stufte die Aktie auf „Verkaufen“. Auf den ersten Blick habe es im vierten Quartal eindeutige Signale für eine Abkühlung am Markt für Container-Logistik gegeben, schrieb Analyst Christian Cohrs in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Dies untermauere seine Einschätzung, dass „die Party vorüber ist“.

Auch die US Bank JPMorgan rät dazu, die Hapag-Lloyd-Aktien im Portfolio zu reduzieren („underweight“). Die vorgelegten Zahlen hätten weitgehend den Erwartungen entsprochen. Die interessanteren Nachrichten werde es mit einem Ausblick und Aussagen zur Dividende wohl erst Anfang März geben, so die Analyse.

Das Geheimnis des bisherigen Erfolgs liegt in den Frachtraten, also den Transportpreisen. Die Störungen in den globalen Lieferketten und die Inflation führte zwar dazu, dass die Kosten der Reederei insgesamt deutlich stiegen. Doch durch durchschnittliche Frachtraten, die mit 2863 US-Dollar (umgerechnet 2644 Euro) pro Standardcontainer noch einmal 860 Dollar höher waren als 2021, konnte das Kostenproblem locker kompensiert werden.