Eimsbüttel. Gewinnerentwurf der Architekten vorgestellt. Welche Besonderheiten das künftige Wohnviertel mitten in Eimsbüttel bereithält.
Im Herzen Eimsbüttels entsteht ein eigener kleiner Stadtteil. Das Wohnquartier auf dem ehemaligen Beiersdorfgelände rund um die Unna- und Quickbornstraße soll einmal das Zuhause für knapp 2000 Menschen werden.
Am Dienstagabend wurde der Gewinnerentwurf der hochbaulichen Entwurfsstudie vor rund 200 Nachbarn in der Aula des Gymnasium Hoheluft vorgestellt. So könnte das Quartier, das bis 2030 fertig gebaut sein soll, aussehen.
Das soziale Miteinander, verschiedene Wohnformen, viel Grün und eine Architektur, die zu Eimsbüttel und die angrenzenden Gebäude passt – das macht den Entwurf der Architekten des Gewinnerbüros Duplex aus.
Beiersdorf: Mitten im Viertel entsteht ein neues Quartier
„Für uns ist dieses Projekt so besonders, weil wir mitten in der Stadt in einem alten, gewachsenen Stadtteil etwas schaffen können, das zeitgemäß ist und sich doch in das Bestehende einfügt“, sagt Christof Weber vom Architektenbüro Duplex.
Rotklinker als typisch hamburgisches Baumaterial wird auch in dem neuen Quartier prägend sein für die Straßenfassaden. Insgesamt wird es eine feingliedrige Bebauung sein, so Weber. Bedeutet: „Es wird Erker geben, Balkone und Loggien mit Blick nach draußen, etwa zum Weiher am Park.“
Beiersdorfquartier: Alle Gebäude werden 2024 abgerissen
Das prägnante runde Gebäude an der Quickbornstraße Ecke Unnastraße wird wie alle übrigen Gebäude – bis auf das Meridian – zwar Mitte kommenden Jahres komplett abgerissen, aber es wird im sogenannten Boardinghaus an der Ecke neugebaut – mit runden Ecken.
Boardinghaus deshalb, weil dort ein Co-Working-Space und Gästewohnungen entstehen sollen. Insgesamt werden auf dem Areal 800 Mietwohnungen gebaut, 20 Prozent davon öffentlich gefördert.
- Eimsbüttel: Neues für Kinder, Jugendliche und Radfahrer
- Anwohnerparken in Hamburg – Abzocke oder große Hilfe?
- Was wird aus Hamburg? Das orakelt der Grünen-Fraktionschef
Gassen im Quartier sollen zum Wohnzimmer werden
Fünf Baublöcke sind auf dem 3,2 Hektar großen Areal vorgesehen, verbunden mit zwei Hauptwegen – der sogenannten Y-Gasse und der Quartiersgasse von der Heckscherstraße im Norden zum Weiher Richtung Süden. „Diese Gasse soll wie ein Wohnzimmer des Quartiers werden“, wünscht sich Architekt Dan Schürch.
Ihm ist das soziale Miteinander sehr wichtig. Im Erdgeschoss der fünf Wohnblöcke wird es Einzelhandel sowie Cafés und Restaurants geben. „Die Leute sollen sich im Café zum Espresso treffen, statt ihren deutschen Filterkaffee allein in ihren Wohnungen zu trinken“, so die Hoffnung Schürchs.
Townhouses, Clusterwohnen und Hochhäuser
Es wird verschiedene Wohnformen geben – etwa Townhouses, große Wohnungen für Familien, kleinere für Alleinstehende und sogenannte Cluster. Das sind Wohnungen, die sich für Wohngemeinschaften eignen mit jeweils eigenen Zimmern, eigenem Duschbad und einer Teeküche sowie gemeinschaftlich genutzten großen Wohnzimmern und Küchen.
Vorgesehen sind in dem Viertel Gemeinschaftsbereiche wie Yoga- oder Musikräume. Die Häuser sind fünf bis acht Stockwerke hoch, zwei sogar viel höher: Bis zu 14 Stockwerke ragen die beiden Hochhäuser in die Luft, die die Architekten und Stadtplaner lieber „Hochpunkte“ nennen. Diese bekommen eine elegante, rote Keramikfassade.
„Wichtig ist, dass diese nicht als groß und privilegiert rüberkommen und nicht als großer Klotz erscheinen“, sagt Architekt Schürch. Im Gegensatz zu den Straßenfassaden werden die Wohnhäuser in der Y-Gasse einfacher gestaltet.
Viel Grün, wenig Autos und spielende Kinder
Grün ist den Architekten sehr wichtig. Pflanzen werden an den Hausfassaden ranken, auf den späteren Tiefgaragen mit rund 700 Stellplätzen sowie in den Gassen und auf den Dächern werden Bäume und Gras gepflanzt. Auf den Dächern sind moderne Fotovoltaikanlagen geplant.
Architekt Schürch hat folgendes Bild vor Augen: „Kinder, die mit Kreide die Ziegelsteine auf dem Boden bemalen.“ Autos werden nicht durch das Wohnviertel fahren.
Was die Beiersdorf AG (Nivea, Eucerin, Hansaplast) als Vermieterin und die von Unternehmensgründer Oscar Troplowitz ins Leben gerufene Alters- und Hinterbliebenenstiftung Troma als Bauherrin dort planen, soll so fortschrittlich und innovativ sein, dass es auch als Vorzeigeprojekt für andere Städte dienen könnte.
Klimaschutz: Kritik am Abriss alter Gebäude
Kritik gibt es daran, dass sämtliche Gebäude abgerissen werden. Das sei klimaschädlich. Stefan Best, Geschäftsführer der Beiersdorf Immobilienentwicklung, weiß das. „Aber mit der Hamburger Bauverordnung ist es anders nicht machbar. Wir haben keinen Weg gefunden, dort verordnungsgerechte Wohnungen zu bauen.“
Alles andere soll so nachhaltig wie möglich sein. „Die Wohnungen sind auf 100 Jahre ausgelegt. Es wird weniger Wasser und weniger Energie verbraucht als im jetzigen Bestand.“ Auch die Baumaterialien aus dem Abriss sollen wieder verwendet werden.