Hamburg. Im Herzen Eimsbüttels entsteht ein eigener kleiner Stadtteil. Das Wohnquartier soll das Zuhause für knapp 2000 Menschen werden.

Der Bau des neuen Wohnquartiers auf dem Gelände von Beiersdorf in Eimsbüttel beginnt später als ursprünglich geplant. Grund für die Verzögerung ist die Corona-Pandemie.

Zwar starten die Bauarbeiten für die rund 800 angedachten Wohneinheiten erst frühestens 2024, doch die Planungen gehen bald in die nächste Phase: Spätestens im Frühjahr soll für die Hochbauten im Bereich Unnastraße/Quickbornstraße ein konkurrierendes Wettbewerbsverfahren beginnen.

Immobilien Hamburg: Dachgärten in Eimsbüttel

Einzimmerwohnungen, eineinhalb Zimmer kleine Einheiten oder auch Vier- bis Fünfzimmerwohnungen sind angedacht. Gleich in der Nachbarschaft sollen die zukünftigen Bewohner mit allem Notwendigen für den täglichen Bedarf versorgt werden, es wird Einzelhandel geben, Arztpraxen und wenig Autoverkehr.

Auf den Dächern der fünf Wohnblöcke könnten Dachgärten für die Anwohner entstehen – Entspannungsmöglichkeiten mit Liegestühlen zum einen, moderne Fotovoltaikanlagen für eine fortschrittliche Energieerzeugung zum anderen. Was die Beiersdorf AG (Nivea, Eucerin, Hansaplast) als Vermieterin und die von Unternehmensgründer Oscar Troplowitz ins Leben gerufene Alters- und Hinterbliebenenstiftung Troma als Bauherrin dort planen, ist ein eigener Mini-Stadtteil im Stadtteil.

Das 3,5 Hektar große Werksgelände mitten in Eimsbüttel soll das Zuhause für etwa 2000 Menschen werden. Dafür werden nach derzeitigem Stand alle Gebäude abgebrochen – außer dem Meridian.

Jan Finke (Beiersdorf Immobilien­entwicklungs GmbH), Bezirksamtsleiter  Kay Gätgens und Peter Wenzel, Chef der Troma (v. l.).
Jan Finke (Beiersdorf Immobilien­entwicklungs GmbH), Bezirksamtsleiter Kay Gätgens und Peter Wenzel, Chef der Troma (v. l.). © Klaus Bodig / HA

Es sind Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen – Familien, Singles, Auszubildende und Studenten –, für die ein Wohnungsmix geschaffen werden soll. Auch betreutes Wohnen ist angedacht sowie Co-Working-Möglichkeiten. Die fünf Blöcke des noch namenlosen Quartiers setzen sich aus locker angeordneten Gebäuden zusammen, die neue Wegeverbindungen und Plätze für Passanten ermöglichen.

Das noch geschlossene Areal wird sich dadurch den Eimsbüttelern öffnen und zugänglich sein. Die meisten Gebäude werden wie die Gebäude in der Nachbarschaft siebengeschossig sein, zwei Bauten sollen mit ihren zehn beziehungsweise zwölf Stockwerken Akzente setzen an einem Weg von der Unna- zur Quickbornstraße.

Ein Fünftel der Wohnungen wird öffentlich gefördert

Als das Projekt 2018 erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, hieß es noch, dass spätestens 2022 neue Wohnungen entstehen sollen. „Leider sind wir in Verzug“, sagt Jan Finke von der Beiersdorf Immobilienentwicklungs GmbH. Doch wenn es dann losgeht, erwartet die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner im neuen Viertel ausschließlich Mietwohnungen, rund 20 Prozent davon öffentlich gefördert.

„Wir wollen die Bürger und ihre Wünsche ernst nehmen und zum Beispiel eine teils öffentliche Dachnutzung ermöglichen“, sagt Troma-Geschäftsführer Peter Wenzel. Ihm ist die Mitsprache der Menschen überaus wichtig. So wurde dafür die „Stadtmacherei“ eröffnet, eine Art Planungswerkstatt, in der Ideen von Anwohnern zu Themen wie Städtebau, Wohnen, Mobilität und Nahversorgung gesammelt und diskutiert worden waren.

Einige der Anwohnerwünsche waren: Kultur- und Sportmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene, Veranstaltungsraum für Ausstellungen, Theater, Lesungen, Kulturhaus, eine offene Bühne, ein Wochenmarkt. Auch eine Kindertagesstätte, ein Schwimmbad, eine Schule, ein Gesundheitszentrum und Altenpflege finden die Menschen wichtig.

Kay Gätgens spricht von großem Potenzial

Für Bezirksamtsleiter Kay Gätgens (SPD) ist das Beiersdorf-Wohnprojekt von großer Bedeutung: „Für den Bezirk Eimsbüttel ist dies das wichtigste und größte Wohnungsbauprojekt in diesem Jahrzehnt. So eine große Zahl an Wohnungen in dem verdichteten Stadtteil neu zu schaffen, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein großes Potenzial, das wir heben können. Maßgeblich für die Entwicklung des neuen Quartiers mit hoher Lebensqualität ist ein umfangreicher Beteiligungsprozess, bei dem die Bürgerinnen und Bürger zu Mitentwicklern des neuen Quartiers wurden.“

„Noch wissen wir nicht genau, wie wir diese öffentliche Beteiligung unter Corona-Bedingungen fortführen können, aber es wird auf jeden Fall weiterhin eine Beteiligung geben“, verspricht Jan Finke. Bereits in zwei bis vier Wochen soll es damit weitergehen und zwar wenn möglich in Präsenz und nicht virtuell. Möglich wird die Entstehen eines neuen Quartiers, weil Beiersdorf seinen Standort an der Troplowitzstraße ausbaut und mit seinen Mitarbeitern dorthin umzieht. Sollten es zunächst 3000 Mitarbeiter sein, die dorthin wechseln, könnten es durch mobiles Arbeiten in Zukunft auch weniger sein.