Hamburg. Info-Veranstaltung des Bernhard-Nocht-Instituts am UKE: Warum diese Infektionen und Erkrankungen uns alle angehen.
Kann man bei zwei Milliarden potenziell betroffenen Menschen noch von „vernachlässigt“ reden? „Unterschätzt“ wäre wohl eine passendere Wortwahl für die NTDs, die „Neglected Tropical Diseases“, die vernachlässigten Tropenkrankheiten. Denn sie betreffen nicht nur die Menschen rund um den Äquator, sondern längst auch Reisende aus Deutschland sowie durch den Klimawandel ebenso Teile von Europa.
Das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenkrankheiten widmet den vernachlässigten Infektionen und Erkrankungen am Montag, 30. Januar (17 bis 20 Uhr) eine eigene Veranstaltung im Erika-Haus auf dem Gelände des UKE (Martinistraße 52, Gebäude W29).
Tropenkrankheiten: Wie können Hamburger sich bei Reisen schützen?
Dort können Interessierte mit den Forscherinnen und Forschern über die unterschätzten Gefahren ins Gespräch kommen. Es gibt eine Ausstellung, eine Podiumsdiskussion und Gelegenheit zum Dialog mit den Expertinnen und Experten, unter anderem mit dem Instituts-Vorstandsvorsitzenden Prof. Jürgen May und Dr. Daniele Fusco, die die Laborgruppe „Control of Poverty Related and Neglected Tropical Diseases“ leitet.
Betroffene und eine Ärztin können plastisch machen, wie und welche Infektionen und Erkrankungen drohen und wie man sich möglicherweise auf Reisen schützen kann. Impfungen sind dabei ein Teil der Schutzmaßnahmen.
Tropenkrankheiten können Langzeitfolgen haben, einige gar tödlich verlaufen
Die vernachlässigten Tropenkrankheiten können durch Bakterien, Viren oder Parasiten hervorgerufen werden und schwerwiegende Folgen haben. Patienten droht Blindheit, anhaltende erhebliche körperliche Beeinträchtigung oder sogar der Tod.
Zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten zählen nicht nur Wurmerkrankungen und Schlangenbisse, sondern auch die Krätze, Tollwut oder das Dengue-Fieber. Dengue, durch Mücken übertragen, kommt bei Weitem nicht mehr nur in Südostasien, Mittel- und Südamerika, Australien oder in weiten Teilen Afrikas vor. Die Asiatische Tigermücke hat sich längst im Süden Europas festgebissen. Auch in Deutschland ist sie schon nachgewiesen worden.
Epidemien-Gefahr durch Armut
Bernhard-Nocht-Vorstandschef May sagte in dieser Woche im Bundestags-Unterausschuss Globale Gesundheit, aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln bilde sich in betroffenen Ländern leicht ein Teufelskreis aus Krankheit und Armut. Dieser wiederum sei der Nährboden für Epidemien. Dass diese im Zeitalter der Globalisierung schnell Europa erreichen, weiß man spätestens seit Corona. In dem Bundestags-Expertengespräch kam ebenso heraus, dass die nächste Krise von „klimasensitiven Krankheiten“ ausgehe.
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Bernhard-Nocht-Institut: Bleibt der Name?
Das Bernhard-Nocht-Institut betreibt seit 25 Jahren mit weiteren Partnern eine inzwischen international renommierte Forschungsstation in Kumasi (Ghana). Diese „Vor-Ort-Wissenschaft“ wurde durch einen Staatsvertrag Hamburgs mit Ghana ermöglicht. In Ghana, wo Hamburger Forscherinnen und Forscher, aber auch unter anderem Prof. Christian Drosten (Charité) bereits wissenschaftlich arbeitete, geht es um Malaria, HIV und natürlich Sars-CoV-2.
Partnerschaft mit ghanaischem Institut
Das Institut wurde gleichfalls zu einer zentralen Einrichtung beim Corona-Testen und der Bekämpfung der Pandemie. Prof. May sprach bei einer Jubiläumsfeier in Ghana von einem „führenden Forschungsinstitut in Afrika“. Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) hob die „wissenschaftliche Exzellenz“ des Hamburger Partner-Instituts hervor.
Das Bernhard-Nocht-Institut, vom inzwischen umstrittenen ehemaligen Hamburger Hafenarzt gegründet, beschäftigt sich aktuell mit seiner eigenen (postkolonialen) Geschichte. Ob der Institutsname des zur Leibniz-Gemeinschaft gehörenden Hauses erhalten bleibt, wird unter den rund 300 Mitarbeitern kontrovers diskutiert.