Hamburg. Bezirk will „wichtige Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrende“ umsetzen. Das kommt nicht bei allen Anwohnern gut an.

Dass die Max-Brauer-Allee ab April im Rahmen des Busbeschleunigungsprogramms umgebaut wird, ist lange bekannt. Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) hatte dazu im Vorfeld in einem umfangreichen Beteiligungsverfahren Varianten geprüft und die daraufhin erarbeiteten Planungsunterlagen im November 2018 fertiggestellt. Auch, dass dadurch an der Hauptverkehrsstraße 55 Parkplätze wegfallen würden, war spätestens seit der Senatsantwort auf eine Anfrage des heutigen CDU-Fraktionsvorsitzenden Dennis Thering im Januar 2020 bekannt. Damals hieß es noch, an der Parkplatzsituation in der von der Max-Brauer-Allee abgehenden Julius-Leber-Straße würde sich nichts ändern. Doch jetzt sollen hier viele Parkplätze verschwinden.

Ursprünglich war vorgesehen, hier auf beiden Straßenseiten neben den 2,10 Meter breiten Längsparkflächen einen Sicherheitsstreifen sowie 1,50 Meter breite Schutzstreifen für Fahrradfahrer anzulegen. Seit März 2022 verweist der Landesbetrieb auf seiner Homepage nun darauf, dass in der Julius-Leber-Straße durchgehend auf beiden Seiten neben einer verbleibenden Fahrspur je 3,30 Meter breite Radfahrstreifen eingerichtet werden sollen.

Julius-Leber-Straße in Altona: 73 Parkplätze sollen wegfallen

Anwohner Christoph Strupp ist empört, dass die Anwohner nicht über diese Veränderungen informiert wurden. Denn sie bedeuten massive Einschränkungen für die autofahrenden Anwohner. „Nach LSBG-Angaben fallen dadurch 73 Parkplätze weg. Das sind alle bisherigen Parkmöglichkeiten am Fahrbahnrand“, empört sich Strupp. „Weitere Parkplätze werden auf dem Mittelstreifen wegfallen, weil dort zwei Ladezonen eingerichtet werden sollen.“

Wie viele Autos dort nach dem Umbau Platz fänden, hinge stark vom Parkverhalten der Autofahrer und der Größe ihrer Wagen ab, so der Wissenschaftler. „Insgesamt kann man wohl von einem Verlust von mindestens zwei Drittel der derzeit vorhandenen Parkplätze ausgehen!“

Max-Brauer-Allee: Weniger Parkplätze zum Schutz der Bäume

Da die Julius-Leber-Straße die südliche Grenze des Anwohnerparkgebietes 101 (Gerichtsviertel) bilde, sei ein Ausweichen etwa in Richtung Goetheallee und Präsident-Krahn-Straße nicht möglich. Als einzige Alternativen blieben die bereits jetzt hoch belasteten Nebenstraßen, bei denen es sich zum Teil um nur auf Umwegen anzufahrende Einbahnstraßen handele.

Da an der Max-Brauer-Allee auf dem Mittelstreifen vor dem Gerichtsgebäude weitere 20 Parkplätzen wegfallen sollen, um die denkmalgeschützten Bäume dort zu belüften, gehen dem weniger als einen Quadratkilometer großen Areal insgesamt fast 150 Parkplätze verloren. „Und das in einem hochverdichteten Wohngebiet, das zudem mit dem Goethepark, dem Gymnasium Allee und dem Karl-Möller-Sportplatz über mehrere größere Flächen verfügt, die überhaupt keine Parkmöglichkeiten bieten“, kritisiert Anwohner Strupp.

Behörde: Mehr Sicherheit für radfahrende Schüler

Er wirft der Behörde vor, die Öffentlichkeit in der Angelegenheit nicht informiert zu haben. So sei in der dem Verkehrsausschuss der Bürgerschaft vorgelegten Drucksache 22/9668 (Neuordnung und Grundinstandsetzung Max-Brauer-Allee zwischen Goetheallee und Eggerstedtstraße) vom 18. Oktober 2022 die Julius-Leber-Straße mit keinem Wort erwähnt worden. Auch auf der Homepage des LSBG findet man die Planungen zur Julius-Leber-Straße tatsächlich nur, wenn man nach aktiver Suche unter der Rubrik „Umbau der Max-Brauer-Allee“ den Punkt „Planungen zwischen Paul-Nevermann-Platz und Eggerstedtstraße“ öffnet.

Die Verkehrsbehörde verweist darauf, dass die Pläne für die Julius-Leber-Straße aufgrund des Radentscheids 2020 überarbeitet und die im März 2022 veröffentlichten Planungen in verschiedenen Gremien vorgestellt wurden. Der neu geplante Radfahrstreifen sei eine wichtige Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrende. „Die Julius-Leber-Straße bildet ein wichtiges Verbindungsstück hin zur Veloroute 13 und führt unmittelbar zum Gymnasium Allee“, so Sprecher Dennis Heinert. Mehrere hundert Schüler und Schülerinnen müsste derzeit im Mischverkehr zwischen parkenden und fahrenden Autos hindurchfahren. „Diese Situation“, so betont er, „verbessern wir durch die überarbeitete Planung maßgeblich.“ Zudem blieben 36 Parkplätze erhalten.

CDU fordert unterirdische Garagen gegen Parkplatznot

Die CDU habe bezüglich der Änderungen „keine Kommunikation mitbekommen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Thering und wirft der Behörde vor, keine Verantwortung für die Planungen übernehmen zu wollen. „Es ist ja nicht die erste Straße, in der massiv Parkplätze vernichtet werden. Das ist politisch von SPD und Grünen so gewollt und seit vielen Jahren gängige Politik in Hamburg.“ Diese „anwohner- und autofahrerfeindliche Politik des rot-grünen Senats“ gehe an der Lebensrealität der Menschen vorbei, so der Politiker. Das ersatzlose Streichen von Parkplätzen bei weiter hohen oder sogar steigenden Zulassungszahlen führe „zu nervenaufreibenden Parksuchverkehren und gefährlichen Situationen“.

Da das Auto auch in Zukunft im Mobilitätsmix der Stadt einen Platz haben werde, fordere die CDU schon lange den Ausbau unterirdischer Parkplätze, betont Thering. „Wir orientieren uns mit unserem Konzept der Quartiersgaragen an dem sogenannten Historischen Kompromiss der Stadt Zürich. Dort hat man sich bereits 1996 darauf verständigt, oberirdische Parkplätze in neue Tiefgaragen zu verlagern, ohne die Gesamtzahl der öffentlich zugänglichen Parkplätze zu verringern.“ Das sehe die Partei als „als große Chance für die Stadtentwicklung“, um oberirdisch mehr Platz für breitere Fußwege, Fahrradwege und Grünstreifen zu schaffen.