Hamburg. Boris Kasprik will nun einen Nachfolger für sein mit einem Michelin Stern ausgezeichnetes Restaurant finden. Seine Pläne.

Das beliebte Sternerestaurant Petit Amour in Hamburg-Ottensen ist geschlossen. Inhaber Boris Kasprik hat am 31. Dezember zum letzten Mal für seine Gäste gekocht. Ein Nachfolger für den kleinen Laden am Spritzenplatz ist bisher nicht gefunden.

Kasprik will sich in den kommenden Wochen und Monaten nun verstärkt auf den Verkauf des Restaurants und um die Planung seiner eigenen Zukunft kümmern. „Ich muss zugeben, dass ich es vor der Schließung einfach nicht geschafft habe, mich auch noch intensiv um den Verkauf zu kümmern. Ich habe quasi jeden Tag in der Küche gestanden, es gab so viel zu tun“, sagt Kasprik dem Abendblatt.

Petit Amour in Ottensen geschlossen: Sternekoch sucht Nachfolger

Nun sei das gesamte Restaurant auf Vordermann gebracht worden. „Alles blitzt und blinkt und kann vom neuen Inhaber sofort genutzt werden.“ Außerdem habe er eine Inventur gemacht, das sei wichtig für den Verkauf. „Und nun kann die Suche nach einem Nachfolger endlich richtig losgehen.“ Erste Interessenten gebe es schon, allerdings noch keine konkreten Verhandlungen.

Zum Hintergrund: Kasprik hatte im vergangenen Jahr entschieden, sein Sternerestaurant zu verkaufen. Der Grund: Zu viel Arbeit. „Ich war Geschäftsführer, Küchenchef und Restaurantleiter in einem, habe quasi drei Vollzeitjobs gemacht. Habe immer wieder 90 Stunden in der Woche gearbeitet, an vielen familiären und privaten Momenten nicht teilnehmen können“, so Kasprik.

Sternekoch verkauft beliebten Laden in Hamburg für Neustart

Damit sollte jetzt Schluss sein. „Ich möchte mehr Zeit für meine Familie haben. Selbst eine gründen. Und die Vorstellung, dass ich meine Kinder nur wenige Stunden in der Woche sehe, die gefällt mir überhaupt nicht.“ Auch wenn ihm die Entscheidung sehr schwer gefallen sei, berichtet Kasprik, fühle es sich nach wie vor richtig an. Nun will er noch einmal neu anfangen.

An den Details seiner eigenen Zukunftsplanung feilt Kasprik noch. Sein Plan: Der Sternekoch möchte einen winzigen Laden anmieten. „Dort baue ich eine Küche rein und stelle einen Tisch für Gäste hin.“ Mehr nicht. Hier will Kasprik dann Mini-Kochveranstaltungen abhalten, kleine Gruppen bekochen und vielleicht Kochkurse anbieten. „Alles in ganz kleinem Rahmen.“

Viele seiner Stammkunden hätten genau nach einem solchen Angebot gefragt und würden nun darauf warten, dass er neu startet. „Aber ich mache mich erst auf die Suche nach einem neuen Laden, wenn der alte verkauft ist“, so der Koch. Auch gemeinsame Projekte mit anderen Hamburger Spitzenköchen sind in Planung. Details mach Kasprik aber noch nicht verraten.

Petit Amour: Kasprik konnte sich jedes Jahr einen Stern erkochen

Kasprik hat das kleine Restaurant Petit Amour vor acht Jahren am Spritzenplatz in Ottensen eröffnet. Schnell machte er, der bereits auf der ganzen Welt mit Spitzenköchen gearbeitet hatte, von sich reden. Schon nach eineinhalb Jahren, im Dezember 2016, verlieh der Guide Michelin dem Petit Amour seinen ersten Stern. Den hat Kasprik sich seitdem jedes Jahr wieder erkochen können.

Mit dem Stern ist es nun vorbei. „Streng genommen wird der natürlich so lange zum Restaurant gehören, bis die neue Ausgabe des Guide Michelin Anfang 2023 herauskommt“, sagt Kasprik. Aber wenn man ehrlich ist, verlässt mit Kasprik auch der Stern das Petit Amour.